Dog Dimension – Rabies EP: Review

Das Berliner Trio Dog Dimension meldet sich mit der EP „Rabies“ eindrucksvoll zurück. Wobei dies hier mein Erstkontakt ist, aber seit Bandgründung 2019 gab es schon diverse kürzere Formate und Tapes. Was erwartet die geneigte Hörerschaft also? Um mal im Kosmos der Haustiere zu bleiben: ein hinreißend räudiges Rockalbum.

Oder doch eher Protopunk? Auch egal: Bei soviel Hundehaar fällt mir gerade die mittelbescheuerte NDR Comedieserie „Jennifer – Sehnsucht nach was Besseres“ ein. Die namensgebende Friseurin wollte sich in Buxtehude (oder nahe bei) mit ’nem Hundesalon selbstständig machen, den sie „Doggie Style“ nennen wollte. Die Hörerschaft von „Dog Dimension“ hält’s da wohl eher mit den Stooges „I wanna Be your Dog“ und ich sag in bester Zen-Manier nur „Wuff“ um die Buddhaschaft der Hunde-Natur zu erreichen. Genug gefaselt.


Dog Dimension sind ein 2019 gegründetes Berliner Trio aus Bassistin und Sängerin Josefine Luschky, Schlagzeuger Immo Philip Hofmann und Gitarrist Alexander Meurer. Der Grundsound der Band ist eher rustikal, ein bisschen minimalistisch und mit Hang zur Dissonanz und Experiment. Ich mag das sehr. Gleichermaßen bewundernswert ist die Bandgründung kurz vor Pandemie und vor allen das Durchhalten in Zeiten ohne Bühne und Proberaum. Dafür gebührt allen Musiker:innen immer wieder allergrößte Ehrfurcht. Auf der Bandseite werden neben den EPs, von denen es gerade die dritte gibt, auch diverse Tapes – Kassetten – erwähnt, die freundlicherweise bei bandcamp auch digital zur Verfügung stehen.

Berliner Trio mit Hang zum verschrobenen Rock

Ich persönlich habe mein Tape–Deck zwar ausgemustert, weiß aber um die Kultigkeit und den Tauschwert gerade und auch immer noch in Heavy Metal und Hardcore Underground-Kreisen. Insofern ein weitere Punk(t) auf der Sympathieskala. Doch was nützt das alles, wenn der Hund sich als possierlicher Teckel entpuppt?
Keine Bange, Auf „Rabies“ (Deutsch: Tollwut) rocken Dog Dimension, dass es eine Freude ist. Gleich beim Titelsong, der das halbe Dutzend eröffnet, kommen mir ob des Basslaufs und der gniedeligen Gitarrenakzente die Alternativ-Rocker Primus in den Sinn. Der Gesang kommt dann eher rotzig und ohne Akrobatik aus. Klasse Einstieg.

Weiter geht’s mit „Do it Again“. Erneut ein räudige Rotzlöffel-Attitude und sehr gelungene Stop & Go Dynamik. Da tut sich auch was in Sachen Gitarre. Es scheint als hätte Herr Meurer nicht nur einen Hang zu fiepsigen Gitarrenläufen und jazzigen Skalen sondern auch zu mächtig phettem Riffing. So irre hat sich seit Jim Martin bei Faith No More keine Gitarrenwand mehr durch ‚nen Song gefräst.

Bei „Crust“ wird es dann ebenso fiepsig wie creepy und die Laut-Leise-Wechsel macht schon Spaß. Insgesamt erinnert mich düster hypnoptische Stimmung dann wieder an die „Troops of Tomorrow“ der UK-Punk-Urvater „The Exploited“.

Ballance halten auf der schrägen Ebene

„Blue Bag“ lebt vom Gegniedel und dem hinreißend geshouteten Refrain. Ich fühl mich sauwohl – „Like Pig in the Mud“. Und dann wieder diese Gitarrenwand! Hier nun eher in allerbester Ernie C-Manier wie er Body Count am Leben hält – diese schlichte epische Wucht…

Zwei haben wir noch: „Parasite“ hat nen jazzigen Gitarrenlauf und wieder so eine Neunziger Crossover-Attitüde. Zwischen Alternative Rock und Proto Punk. Dazu kommen eine wilde Rhythmik, die auch ein bisschen verschwurbelt ist, aber stimmig. Ein bisschen kommen die Sleaford Mods in der Attitüde durch. Ein Instrumental als Abschluss ist immer ’ne gewagte Angelegenheit. Es sei denn man will loungig auschillen lassen. Wollen Dog Dimension aber nicht. Mit „Grand Prix“ geht’s nochmal auf eine videospielartige Achterbahnfahrt. Da höre ich jungleartige Beats, triphoppige Elemente vielleicht und ein Nähe zu jenen Soul Coughing, die Mitte der Neunziger „Blame“ zelebrierten.

Bei all den Querverweisen haben Dog Dimension ihr ganz eigenes Ding am Laufen und der Sound ist schon eher düster und wütend. Aber immer wieder kommt Spielfreude durch, ein bisschen tollwütig eben. Harter Rock mit Hang zum abseitigen Groove und bewusst minimalistischen kantigen Sound. Prägend aber bliebt Bassspiel und Gesang von Frau Luschky. Feine Sache.

Album-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Dog Dimension: Rabies
Genre: Alternative Rock, Protopunk, Jazz Noise,
Länge: 23 Minuten, D, 2022
Interpret: Dog Dimension
Label: Dogspeed! Records
Vertrieb: Broken Silence
Formate: CD, Digital, Vinyl (erst Herbst 2022?)
VÖ: 13.05.2022

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