Der neue Planet – Area Fifty-Fun: Album Review

Die instrumentale Kölner Prog-Rock Formation „Der neue Planet“ ist mit einem neuen Album am Start: „Area Fifty-Fun“ zelebriert die Freiheit gemeinsamen Musizierens über Genregrenzen hinaus und immer mit hintersinnigem Humor. „Area Fifty-Fun“ ist seit April als Vinyl, Download und CD erhältlich.

Gerade mal das Album rausgehauen, da hat es die Band doch noch erwischt. Das Album-Release-Konzert Ende April musste Covid-bedingt auf den 21.Mai verlegt werden. Bis dahin gibt es also noch genügend Gelegenheit sich den empfehlenswerten Tonträger einzuverleiben, damit auf dem Gig auch jeder mitsingen kann. Ich vergaß, Gesang gibt’s keinen. Ehrlich gesagt wäre dafür im Soundgerüst von „Der neue Planet“ auch gar kein Platz mehr frei.

Das Quartett besteht nach Label-Infos aktuell aus dem Gitarren-Duo Ramin Moozeh und Tim Descher, Schlagzeuger Claudius Pleiß und Bassist Luca Loeb. Die Band musikziert seit 2016 zusammen. Seither scheint es zu einem Wechsel am Bass gekommen zu sein. Immerhin mache ich auf den Konzertfotos bei den Kollegen von BetreutesProggen.de eine Frau als Bassistin aus.

kurze Bandhistorie

2016 gab‘s eine schlicht „Der neue Planet“ betitelte EP und 2018 ein Album namens „Margarete erwacht“. Nun also „Area Fifty-fun“ als Anspielung an die „Area 51“ in der die Amis Gerüchten zufolge ihre Alien-Funde und -Fänge verstecken. Außerdem ist das Galaktische im Bandkonzept wohl ohnehin klar. Schön ist auch das cartoonig-verkiffte Cover von „Area Fifty Fun“

Auf dem rund 36minütigen Longplayer gibt es 4 Songs zu entdecken. Drei davon sind ellenlang und ausgerechnet das Titelstück erreicht nicht einmal die 5 Minuten. Dafür aber besteht der Song auch nur aus drei Teilen. Einem flotten, gefälligen Einstieg, einem vertrackteren Mittelteil und einem gerockten Finale. In sich ist das als Appetizer und als Trademark-Song perfekt runtergebrochen.

Allerdings begnügen sich die Musiker normalerweise nicht mit solch übersichtlichen Strukturen. Wer Instrumentalmusik macht, verzichtet üblicherweise bewusst auf den Gesang. Die Stoner-Rocker von Karma to Burn etwa haben es mal mit Sänger versucht, aber das hat die Banddynamik irritiert.

Es ist im Fall von „Der neue Planet“ nicht so, dass die Hörerschaft irgendwas vermissen würde, wenn die Band losrockt und auf Entdeckungsreise geht. Die Gitarren nehmen schon wiedererkennbare „refrain-artige“ Phrasen auf und der Flow der Stücke ist bei aller Komplexität immer gegeben.

Geistige Nähe zu den üblichen Verdächtigen?

In gewisser Weise hat das auch was von der us-amerikanischen Jam-Band-Szene mit Phish, The String Cheese Incident oder Moe. Dort wird zwar eher in bewährter Grateful Dead –Manier ausufernd improvisiert, aber die langen Instrumentalphasen und die vielschichtigen Parts der Songs finden sich auch dort.

Es fällt mir nicht so recht leicht, die einzelnen Songs hier zu zerlegen und zu beschreiben, letzlich ist das aber auch nicht zielführend. Mal geht’s etwas rockiger, mal etwas stoner–lastig zur Sache, dann wieder jazziger. Bisweilen kommen entspannte Ambient-Passagen im Space-Rock zum Tragen oder es geht mit „Heavy Prog Dreamin“ eher bolzend zur Sache, aber nach zwei Minuten wird’s auch wieder ruhiger und mehrstimmige Gitarrenläufe übernehmen. „Intergalaktischer Abschlussball“ beginnt verträumter, poppiger, geht dann nach etwa drei Minuten in wildes Solieren über und in Rush-artiges Riffing, und ebbt dann wieder ab.

„Area Fifty-Fun“ ist gefällig in besten Sinne und geht dann nahtlos in die 14-minütige Space-Oper „Das Gesicht des Königs“ über. Könnte meinethalben auch alles ein Song sein. Wer weiß das schon. Wichtig ist das Kontinuum und das ist stabil.

Ich behaupte mal, „Der neue Planet“ sind an guten Tagen eine echte Live-Sause. Im Live-Szenario erschließt sich Musik ohnehin leichter und viel direkter als auf Konserve. Bis dahin ist „Area Fity-Fun“ ein abwechslungsreicher und kompetenter Reiseführer durch progressive Musik-Sphären. Chapeau!

Album-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Der neue Planet: Area fifty-Fun
Genre: Prog-Rock, Instrumental
Länge: 36 Minuten, D, 2022
Interpret: Der neue Planet
Label: Tonzonen
Format: Vinyl, Download, CD,
VÖ: 22.04.2022

Bandseite
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Bandcamp von Der neue Planet

Band:
Ramin Moozeh – Gitarre
Tim Descher – Gitarre
Claudius Pleiß – Schlagzeug
Luca Loeb – Bass