Daily Thompson – God of Spinoza: Album Review

Eigentlich sollte diese Besprechung aufgebaut sein wie das Album, das es zu besprechen gilt. Aber ich kommen nicht ansatzweise in den straighten Groove, diesen „Nimbus“ von Rock, der „God of Spinoza“ eröffnet. Daily Thompson, das musikalische Zehnkämpfer-Trio aus Dortmund, ist zurück mit dem fünften Album der Bandhistorie und hat einen würdigen Nachfolger für das Überalbum „Oumuamoua“ rausgehauen. Auch „God of Spinoza“ erscheint bei der Berliner Indie-Institution Noisolution.

Ok, steile Theorie, dass es sich bei „God of Spinoza“ um ein Konzeptalbum handeln könnte. Vor allem, weil keine Texte bei sind und der geneigte Rezensent dann doch immer wieder ins Headbangen gerät. Spätestens seit dem Vorgänger-Album bin ich Fan, was die Besprechung aus professioneller Sicht nicht eben leichter macht. Ich gestehe weiterhin, ich brauchte ein paar Durchläufe um „God of Spinoza“ wirklich zu lieben. Nachdem das geklärt wäre, also ran an die Buletten.

Wo war ich, ach ja, Konzeptalbum: Baruch de Spinoza war ein niederländischer Philosoph und Sohn spephardischer Einwanderer (Guckst du mehr bei Wikipedia?).  Vornehmlich hat sich Spinoza mit Religionskritik und Rationalismus, also der Lehre von der Vernunft, beschäftigt. Das Gottverständnis dieses Migranten in der zweiten Generation mag also etwas Persönliches in der Bandgeschichte spiegeln. Aber in Kombination mit Songtiteln wie „Nimbus“, was ‚ne Wolkenform sein kann oder sich auch als Heiligenschein übersetzen ließe,  und der Epiphanie (Erscheinung einer Gottheit) im letzten Track ,„I Saw Jesus in a Taco Bell“, könnte mensch zumindest eine thematische Klammer in den Songs ausmachen. Ihr wollt das alles nicht wissen. Hätte ich Zeit, hätte ich die Band interviewt. Soviel also zum Jam-Teil des eher straigthen Openers „Nimbus“.

„God of Spinoza“ zelebriert in rund 54 Minuten eine erstaunliche Bandbreite an Songs, ohne dass Daily Thompson ihre psychedelisch bluesige Stoner Rock Basis grundsätzlich verlassen würden. Nach dem vorab ausgekoppelten Opener „Nimbus“ folgt mit „Cantraloupe Melon“, ebenfalls als Video augekoppelt, die erste dicke Überraschung des Albums. Ein ruhiger Track mit melancholischem Hall auf den Vocals, der schon shoegazy rüberkommt, bis sich Bassistin Mephi in die Vocals einklinkt und der Song einen schrägen „Sonic Youth“-Twist bekommt.

Weiter geht es mit dem Titelsong „God of Spinoza“ der dermaßen heavy rockt, dass die sechs Minuten viel zu kurz sind. Anschließend wird es mit „Golden Desert Child“ noch länger, beginnt aber bluesig und entspannt. Das Soundgarden-Pfund wird erst später rausgeholt. „A Girl like You“ ist ein knackiger Grunge Rocker und eröffnet wohl die zweite Seite des Vinyls. „Muaratic Acid“ ist ein cooler Trip, der mit spacigen Sounds auch auf den Vorgänger gepasst hätte. „Midnight Soldier“ fegt flott letzte Zweifel weg, dass zur Geisterstunde unbedingt Monster bekämpft werden müssen, und ist einer meiner Lieblinge; frag mich nicht warum.

Abschließend fahren die entspannten Sounds in „I Saw Jesus ina Taco Bell“ in den kalifornischen Sonnenuntergang und die Hörerschaft weiß um die akustische Dreifaltigkeit: Alles wird gut, Musik ist eine höhere Form der Kommunikation und der Trost bis zur nächsten Live-Show liegt in den Rotationen physischer Tonträger.

Nach fünf überzeugenden Alben und endlosen (vorpandemischen) Touren sind Daily Thompson längst eine feste Szenegröße und eine der besten deutschen Bands überhaupt. Niemand der hierzulande auf harte und lässige Rockmusik steht kommt an dem Trio vorbei. Das Schöne daran ist, dass sich die Band immer noch neue Sounds und Grooves erschließt und in das Fuzz-Kontinuum einzufügen weiß. In ihrem hinreißenden und gewagten Spieltrieb entwickelt sich die Band konstant und organisch weiter. Tolle Sache, klasse Band, starkes Album.

Album-Wertung 8 out of 10 stars (8 / 10)

Daily Thompson: God of Spinoza

Genre: Stoner, Fuzz Rock

Länge: 54 Minuten, D, 2021

Interpret: Daily Thompson

Label: Noisolution

VÖ: 03.12.2021

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Daily Thompson bei Noisolution

Hier erneut die geplante Tourdaten, wobei die Einschränkung dass sich Pandemie bedingt alles jederzeit ändern kann, selbstverständlich sein sollte.

God Of Spinoza” – Tour

Präsentiert von VISIONS, ECLIPSED und Metal.de

09.03.2022 DE – Halle – Objekt 5

10.03.2022 DE – Weinheim – Cafe Zentral

11.03.2022 CH – Kreuzlingen – Horst Klub

28.03.2022 DE – Göttingen – Vinylreservat

08.& 09.04.2022 – DE – Berlin – Roadrunner´s Pardise / Noisolution Party!!!

……………w/ Rotor, Isoscope, Mother Tongue, 24/7 Diva Heaven, The Pighounds

29.04.2022 DE – Siegen – Vortex

30.04.2022 DE – Jena – Kulturbahnhof

20.05.2022 DE – Oldenburg – Cadillac

21.05.2022 DE – Hamburg – Drafthouse

23.05.2022 DE – Hannover – Lux

24.05.2022 DE – Leipzig – Black Label

25.05.2022 DE – Viechtach – Altes Spital

26.05.2022 DE – Nürnberg – Z-Bau

27.05.2022 DE – Oberhausen – Kulttempel

28.05.2022 DE – Münster – Rare Guitar