Shang-Chi – Tödlicher Drache: Brüder & Schwestern

„Der Meister der Kampfkunst ist zurück!“ zumindest, wenn man dem Klappentext zu „Shang-Chi: Tödlicher Drache glauben darf. Shang-Chi wird im September der kommende Neuzugang im Marvel-Cinematic-Universe (MCU). Wie das so üblich ist, bringt Panini im Vorlauf des Kinostarts noch den einen oder anderen Comic mit dem Superhelden auf den Markt. „Shang-Chi – Tödlicher Drache“ ist die aktuelle Geschichte des Helden, der sich mit familiären Altlasten und Spionage-Ringen auseinandersetzen muss.

Shang-Chi ist auf der Suche nach einem einfachen Leben in San Franciscos Chinatown gelandet. Dort arbeitet er als Handlanger in einem schlichten, kleinen Restaurant. Doch die Vergangenheit holt den Kung Fu Kämpfer ein: Die MI6-Agentin Leiko sucht Shang-Chi auf, weil die kriminelle Organisation seines Vaters, der „Bund der fünf Waffen“ wieder aktiver geworden ist. Der britische Geheimdienst wüsste gerne, was da vor sich geht.

Die Geheimorganisation der fünf Waffen hat gerade ein Führungsproblem, denn Schwester „Hammer“ hat gegen den Anführer der „Stöcke“ geputscht, doch die verzauberte Flamme des unsterblichen Magiers Zheng Zu, der Sheng-Chis Vater ist, hat den Erben der „Hand“ zum neuen Führer der fünf Waffen erwählt, nicht die Schwester Hammer.

Wie es der Zufall (oder die Story von „Avatar – The Last Airbender“-Autor Gene Luen Yang) so will, ist Sheng-Chi der legitime Anführer der Hand. Doch Sheng-Chi hat sich längst gegen seinen bösen Vater und dessen kriminelle Machenschaften gestellt. Nun will Schwester Hammer, die tatsächlich Sheng-Chis jüngere Halbschwester ist, ihren Bruder tot sehen und die Oberhäupter der Häuser von „Stock“ und „Dolch“ wollen, das Sheng-Chi im Bund der fünf Waffen die Führung übernimmt.

Leiko kommt also auch mit einer Warnung, dass der Kung Fu Kämpfer in Gefahr sein könnte. Doch Sheng-Chi braucht keine Argumente mehr, um selbst nachzusehen, was sich bei den fünf Waffen tut.

Ohne an dieser Stelle in die Figuren-Historie abzutauchen, das wichtigste zuerst: „Tödlicher Drache“ besteht aus fünf US-Ausgaben, die den Storybogen „Brüder und Schwestern“ auch abschließen. Leser:innen kommen ohne Vorwissen in die Geschichte hinein. Anfangs sind die Zeitsprünge in die magische Vergangenheit Zheng Zus noch etwas verwirrend, aber die Verwirrung lichtet sich schnell und macht einer turbulenten, spannenden und actionreichen Geschichte Platz.

Tatsächlich ist „Tödlicher Drache“ auch in gewissen Elementen und im Stil dem Avatar verwand, was allerdings nicht negativ zu verstehen ist. Immerhin handelt es sich um eine der beliebtesten und besten „Anime“-Serien schlechthin. Diese Klasse erreicht „Shang-Chi“ mit seinen Abenteuern nicht. Aber der Comic weiß gut zu unterhalten und die Verbindung zur Charakter-Historie im Marvels Comic-Welt herzustellen.

Der Trailer zur Shang-Chi-Verfilmung, die im September in die Kinos kommt, macht Lust auf ein magischen Martial Arts Abenteuer, das sich bestimmt in die Riege der Superhelden einfügt, so wie sich auch Shang-Chi seit Mitte der 1970er in die Comics einfügte. Der dem Kampfkünstler Bruce Lee nachempfundenen Comic-Held war zunächst in einer eigenen Serie unterwegs, später dann Teil diverser Teams wie etwa den Heros for Hire und später auch als Avenger, aber das kann bei Wikipedia nachlesen, wer mag.

Ob Shang-Chi für das asiatisch-stämmige Publikum eine ähnliche Symbol-Wirkung haben wird wie das bei „Black Panther“ und den Afroamerikanern der Fall war, bleibt abzuwarten. Das Kalkül des Marvel-Konzerns steht hier auch gar nicht zur Debatte. Nach wie vor freue ich mich über jedes Superhelden-Abenteuer das angemessen umgesetzt in die Kinos kommt.

Immerhin habe ich mir meine Kindheit und Jugend mit den Kämpfern für das Gute versaut oder bereichert. Tatsächlich habe ich wegen des neuen Shang-Chi-Abenteuers noch mal in meiner alten Comic-Kiste gewühlt und dort die ersten vier Marvel „Kung Fu“-Taschenbücher gefunden, die der Williams Verlag seinerzeit bei uns veröffentlichte. Damals war Shang-Chi, der von Steve Englehart und Jim Starlin (auch der Erfinder von Thanos und den Infinity-Steinen), noch der Sohn des bösen Fu Manchu, weil Marvel die Namensrechte an dem Charakter hatte. Aber es hat ja gute Superhelden-Tradition, gelegentlich alles neu zu erfinden.

„Shang-Chi: Tödlicher Drache“ ist ein unterhaltsames und flottes Agentenabenteuer, das mit einem gehörigen Schuss fernöstlicher Mystik daherkommt und so an die Tradition des Kung Fu in der westlichen Popkultur anknüpft. Das macht Lust auf mehr (auch älteres) und ist mehr als eine eindrucksvolle Visitenkarte des neuen Stars am Marvel-Film-Himmel.

Comic-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Shang Chi: Tödlicher Drache
OT: Shang-Chi (2020) 1-5, 2020-21.Marvel Comics,
Genre: Comic, Superhelden, Fantasy
Autor: Gene Luen Yang
Zeichner: Dike Ruan, Philip Tan
Farben: Sebastian Cheng
Übersetzung: Bernd Kronsbein
ISBN: 9783741622120
Verlag: Panini Comics, Softcover, 124 Seiten
VÖ: 13.07.2021

Shang-Chi bei Wikipedia (Englisch)

Shang-Chi bei Panini