Superman – Secret Origin: Kleinstadt-Träume

Superman, für viele der Inbegriff des Comic-Superhelden, kommt bei brutstatt.de eigentlich kaum vor. Dass liegt schlicht an meinen Vorlieben. Doch gerade ist bei Panini Comics die komplette Miniserie „Superman: Secret Origin“ als Sammelband neu aufgelegt worden und enthält eine lesenswerte Neuerzählung von Superman Werdegang. Mit Autor Geoff Johns und Zeichner Gary Frank haben sich zwei Meister der Aktualisierung der Superman-Mythologie gewidmet. Also auf nach Smallville ins Haus der Kents.

Als junger Schüler versteht Clark Kent nicht, warum ihn sein Vater bittet, nicht mit den anderen Jungs Football zu spielen. Doch in „Der Junge aus Stahl“ merkt Clark einmal mehr, das er besonders ist und seine Eltern beschließen dem Jungen ein Geheimnis zu eröffnen: Seine wahre Herkunft.

Später, als Jugendlicher bekommt Clark in „Superboy und die Legion der Superhelden“, Besuch aus der Zukunft. Clark, der in Smallville noch immer ein ganz normales beschauliches Leben führt, wird von neugierigen Nachwuchs-Superhelden besucht und macht sich mit der Truppe, die auch außergewöhnliche Kräfte hat, auf in deren Gesellschaft. Doch Clark erkennt, dass auch hier nicht alles von alleine läuft.

Als junger Mann bekommt Clark Kent dann in „Der sanftmütige Reporter“ nach dem Studium eine Anstellung als Jungreporter. Ausgerechnet beim legendären Daily Planet in der Hauptstadt Metropolis darf Kent seine Arbeit beginnen. Hier begegnet er erstmals Jimmy Olson, der noch hoffnungsfroher Praktikant ist und der ambitionierten Reporterin Lois Lane. Und Clark muss der Welt erstmals seine Kräfte zeigen, um Menschen zu retten.

Anschließend („Parasiten“) zeigt sich das Böse in Lex Luther erstmals in größerem Maßstab. Durch eine Unachtsamkeit in seinem Labor und eine Verkettung unglücklicher Umstände mutiert ein Mann zu einem ebenso gefräßigen wie starken Monster. Superman hat seine erste Probe zu bestehen.

In den beiden abschließenden US-Heften („Seltsamer Besucher“ „Ende“), tritt General Lane auf, Lois dominanter Vater, um mit Supermann, der augenscheinlich ein Alien sein muss, in Gewahrsam zu nehmen. Gleichzeitig wird der Adjutant von General Lane zu einem Superkrieger ausgerüstet, um gegen das Alien zu kämpfen.

Zugegeben, ich bin nicht sonderlich firm in der Superman-Mythologie. Mit den diversen Verfilmungen und den im US-amerikanischen Mainstream-Superhelden-Comic so gängigen Neuanfängen kann ich tatsächlich kaum nachvollziehen, wann die ersten Auffrischungen am Werdegang des Überlebenden von Planeten Krypton in die Comics eingezogen sind. Glücklicherweise ist das Editorial von Christian Endres wieder einmal hochinformativ und reicht als Basiswissen für unbeschwerte Lektüre allemal aus. Die Mini-Serie erschien 2009 und wurde bei Panini bereits 2012 aufgelegt, ist aber vergriffen, daher die Neuauflage.

Zwar sollten die Eckdaten der Superman-Geschichte den Meisten Comic-Fans irgendwie geläufig sein, aber so wunderbar als Entwicklungsgeschichte dargeboten wie das in dieser Miniserie der Fall ist, bekommen Leser:innen die Story selten verpackt. Das ist in gewisser Weise auch stimmiger erzählt als in der Verfilmung „Man of Steel“, wobei man zu deren Ehrenrettung erwähnen muss, dass Kino schon anders funktioniert als Comic.

Wie auch immer. Die Story von Altmeister Geoff Johns („Aquaman“) funktioniert hervorragend, weil sich der routinierte Autor auf mehrere markante Episoden in Clark Kents Vergangenheit eingelassen hat und diese nicht als Rückblende oder Verschachtelung erzählt hat, sondern klar strukturiert und in zeitlicher Abfolge des Älter Werdens. Immerhin taucht auch gleich im Auftakt ein genervter, experimentierfreudiger Bengel namens Lex Luther in Smallville auf. Clark und Lex gehen ähnliche Wege und begegnen sich über die Jahre immer wieder. Bei Clarks Ankunft in Metropolis hat Lex die Stadt allerdings schon in seinen Bann gezogen und ist ein mächtiger Mann mit einem mächtigen Konzern.

In Sachen Artwork bleibt in „Superman – Secret Origin“ ebenfalls kein Wunsch offen. Zeichner Gary Frank („Planet Hulk“), Tuscher Jon Sibal und Kolorist Brad Anderrson sind ein wahre Dream-Team, und mit Geoff Johns waren sie es auch, die den Neustart von „Shazam“ innerhalb der Justice League zu verantworten hatten (Bei Panini als Sammelband erschienen), der dann die Grundlage für den Kinofilm wurde.

Aber zurück zum Mann aus Stahl, das Paneling ist ebenso klar wie der Seitenaufbau sturkturiert. Die Künstler wissen, dass sie auch für eine junge Leserschaft schreiben und Zeichnen. Das ist keinesfalls abfällig gemeint, denn die Details und Schraffuren und Schattierungen der Panels sind absolut sehenswert und sorgen mit einigen zusätzlichen Effekten für eine perfekte Mischung aus dramatischer Erzählung und Action-Elementen. Diese kommen naturgemäß in den späteren Kapiteln der Story eher zum Tragen.

An „Superman – Secret Origin“ stimmt so ziemlich alles. Der Erzählfluss, das Artwork, die Mischung aus bekannten Elementen und ein neuer Blickwinkel auf die im Grunde bekannte Helden-Mythologie. In „Secret Origin“ wird nichts am Heldenbild umgekrempelt, aber das Erwachsenwerden des größten Helden der Erde ist erstaunlich unterhaltsam. Ein moderner Klassiker.

Comic-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Superman – Secret Origin
Genre: Comic, Superhelden,
OT: Superman: Secret Origin 1-6, DC Comics, 2009/2010
Autor: Geoff Johns
Zeichner: Gary Frank
Farben: Brad Anderson
Übersetzung: Christian Heiss
ISBN: 9783741620249
Verlag: Panini Comics, Softcover, 236 Seiten,
VÖ: 03.11.2020

Superman – Secret Origin (Neuauflage) bei Panini Comics