Grantchester – Staffel 3: Vorbilder und Tugenden

Die Verbrechen nehmen in der beschaulichen englischen Gemeinde „“Grantchester“ auch in der dritten Staffel nicht ab. In den 1950ern wird in der Nähe der Universitätsstadt Cambridge erstaunlich viel gemordet. Dabei haben die beiden Kriminalisten der erfolgreichen TV-Serie eigentlich ganz andere Dinge auf dem Herzen. Edel Motion veröffentlicht nun die dritte Staffel der Krimi-Serie nach Motiven von James Runcie für das Home-Entertainment.

Auch ein Pastor ist nicht davor gefeit, einen neuen Vorgesetzten zu kriegen. Der Ober-Boss bleibt zwar immer derselbe, aber der neue schwarze Erzdiakon Atubo hat schon viel von seinem Pfarrer Sidney Chambers (James Norton) gehört. Freilich nicht immer nur vorbildlich Geistliches, sondern vor allem von Sidneys kriminalistischem Spürsinn. So nimmt der neue Diakon den Pastor in die Pflicht und weist auf die Wichtigkeit hin, allzeit ein leuchtendes und standhaftes Vorbild zu sein.

Serienfans wissen um die Nutzlosigkeit dieser Ansprache, Neulinge noch nicht. Daher an dieser Stelle der Hinweis, dass die Krimi-Serie Grantchester auch ohne Vorwissen anzuschauen ist, da die jeweiligen Folgen in sich abgeschlossen sind, aber es deutlich mehr Unterhaltung verspricht, wenn man die Entwicklungen der Charaktere und ihrer Beziehungen zueinander über die vorangegangenen Staffeln verfolgt hat.

Wer sich kurz informieren mag, was in „Grantchester“ bisher geschah, der findet auf diesen Seiten die Vorstellung von Grantchester Staffel 1“ und „Grantchester Staffel 2“ sowie einen Einblick in das jüngste Weihnachtsspezial der Serie, das zeitlich direkt vor der jetzigen, dritten Staffel einzuordnen ist.

Ansonsten nur kurz zu dem Personal der Serie: Pastor Sidney Chambers hat eine Vorliebe für Jazz, die seine Haushälterin Ms. Maguire (Tessa Peake-Jones) keineswegs gutheißt, die aber den Hund Dickens ebenso wenig stört wie den Vikar Leonard Finch (Al Weaver). Auch Sidneys Freund, der Kommissar Geordie Keating (Robson Green) kann mit den Swing nicht viel anfangen, schätzt aber Sidneys kriminalistisches Gespür und seine Mithilfe in einigen Fällen.

Ein Quell ewigen Dramas ist die unglückliche Ehe von Sidneys Freundin Amanda Hopkins (Morven Christie), die hochschwanger ihren Mann verlassen hat und im Pfarrhaus von Gratchester Unterschlupf sucht. Für Ms. Maguire eine schwierige Situation, da die junge Frau in Not ist, mit ihrer Anwesenheit aber den Pastor in Versuchung bringt.

Überhaupt sind die Liebesbeziehungen das Salz in der dritten Staffel von „Grantchester, die im Jahr 1955 stattfindet. Jeder der Charaktere hat da seine Probleme zu lösen und keineswegs immer ist davon auszugehen, dass alles gut werden wird. Dabei rücken die Verbrechen in der dritten Staffel von „Grantchester“ noch weiter in den Hintergrund. Sicher, in jeder Folge taucht eine Leiche auf, egal ob es der Pakistani beim Kricketspiel ist, ein Überfall auf eine Postfiliale oder ein Toter im Roma-Lager. Allerdings sind die jeweiligen Fälle nicht sonderlich vertrackt und die Ermittlungen verlaufen im Grunde ziemlich routiniert. Was man von den Beziehungen nicht gerade behaupten kann.

Selbstredend ist „Grantchester“ immer noch eine Krimi-Serie, die vor allem auf ihren nostalgischen Charme setzt und ein bisschen etwas von den großen und beliebten drei Vorbildern „Father Brown“, „Inspektor Barnaby“ und „Inspektor Morse“ übernimmt, dabei aber eine eigene Identität schafft. Das ist nicht nur hervorragend besetzt und kurzweilig inszeniert, sondern auch hervorragend geschrieben und die Drehbücher von Daisy Coulam machen jede Folge zu einem kleinen Fest.

Abschließend noch ein paar Bemerkungen zu den romantischen Beziehungen in „Grantchester“, die für das Setting in den Spießigen Fünfzigern erstaunlich modern und vielfältig sind: Während die (verbotene) Romanze von Amanda und Sidney so etwas wie der Motor der sämtlicher außerkriminalistischer Handlung in „Grantchester“ ist, hat es nun auch alle anderen Protagonisten erwischt. Während sich Geordie mit einer Affäre über den Ehe-trott tröstet, will der homosexuelle Leonard tatsächlich eine Familie gründen. Und dann wäre da noch der gute Geist im Haushalt der Pfarrei, die verwitwete Ms. Maguire, die glaubt einen Geist zu sehen, als sie erneut heiraten will.

Es geht turbulent zu in „Grantchester“.Die dritte Staffel des britischen Serienhits, überzeugt mit dem beliebten und erfolgreichen Konzept: Ein bisschen Liebe, ein bisschen Verbrechen, zwischendurch ein Pint im Pub und immer wieder Glaubenskrisen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, die smarten Hauptdarsteller James Norton und Robson Green liefen dieses Mal zu ganz besonderer Form auf. Vielleicht die bislang stärkste „Grantchester“-Staffel Wer kann da schon wiederstehen?

Serien-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Grantchester – Staffel 3
OT: Grantchester Season 3, UK, 2017
Genre: Krimi, TV-Serie
Länge: ca 270 Minuten (6 x 45 Minuten), + Bonusmaterial
Idee: Daisy Coulam
Vorlage: Kurzgeschichtensammlung „Sidney Chambers and the Perils of the Night“ by James Runcie
Regie: Tim Fywell, Rebecca Gatward, Rob evans
Darsteller: James Norton, Morven Christie, Tessa Peake-Jones, Robson Green
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 21.02.2020

Copyright der Bilder: Edel Motion, Kudos for ITV