Wenn irgendein Produkt erst einmal zur Marke geworden ist, halten sich der Spaß und die Qualität der folgenden Produktpalette häufig genug in Grenzen. Im Kino wurde 2017 bereits eine Fortsetzung des „Kingsman“ nachgelegt, nun kommt auch hierzulande eine unabhängige Comic-Fortsetzung auf den Markt, die auch 2017 begonnen wurde. Die abgeschlossene Mini-Serie um den Gentleman-Spion Gary „Eggsy“ Unwin führt Leser in einen Kampf gegen einen machthungrigen Bösewicht – ganz so wie es auch beim Agentenvorbild James Bond oft genug der Fall ist.
Wer weiß, was aus Eggsy geworden wäre, hätte ihn nicht „Onkel“ Harry für den „geheimen“ britischen Geheimdienst „Kingsman“ angeworben. Die Gentleman-Agenten operieren unabhängig von Regierungsvorgaben und dienen einem höheren Ziel. Nachzulesen in der gelungenen Comic-Serie „Secret Service“ die Autor Mark Millar („Kick-Ass, „Wanted“) zusammen mit Zeichner Dave Gibbons („Watchmen“) im Jahr 2012 vorlegte. Daraus wurde dann 2015 ein „Kingsman“-Film, den Regisseur und Millar–Kumpel Matthew Vaughn realisierte und der das Comic sogar noch toppen konnte. Inzwischen ist aus „Kingsman“ eine Art Franchise geworden, das als Film und Comic unabhängig voneinander fortgeschrieben wird. Demnächst soll auch ein Film-Prequel in die Kinos kommen und eine Computerspiel-Serie ist ebenfalls im Gespräch.
Allerdings wusste schon der zweite „Kingsman“ –Film „The Golden Circle“ (2017) nur bedingt zu überzeugen und hatte außer ein paar schrägen neuen Figuren und gesteigertem Action-Budget kaum etwas zu bieten. Vor allem wirkte das Timing gewollt und der Actioner insgesamt etwas lahm. Nun denn, einen Blick hat die Comic-Fortsetzung von „Kingsman“ immer verdient, selbst wenn Mark Millar und Dave Gibbons sich längst anderen Projekten zugewendet haben. Federführend für Eggsys zweiten Comic-Streich sind Autor Rob Williams („Suicide Squad“) und Simon Frazer („Judge Dredd“), die zusammen auch eine „Doctor Who“-Comic-Strecke machen. Für das Bunte in den Bildern ist dann Gary Caldwell zuständig.
Die Handlung von „Jagd auf Red Diamond“ ist ebenso genretypisch wie schematisch und austauschbar; was als solches noch kein Manko ist. Auch James Bonds 007-Abenteuer laufen nach einem mehr oder weniger festen – ebenso beliebten wie erfolgreichen – Schema ab. Bei Eggsy kommt in „Red Diamond“ zur Action hinzu, dass er mit seiner proletarischen Herkunft hadert und sich heimatlos zwischen zwei Welten fühlt.
Dann ohrfeigt er den britischen Prinzgemahl und wird suspendiert. Das hat in der Folge den Vorteil, Eggsy auf der Suche nach einem südafrikanischen Obergauner freie Hand zu lassen, da er unter dem Radar fliegt. Ein Schurke, der sich Red Diamond nennt, entwickelt Allmachtsfantasien und will die Weltherrschaft. Südafrika hat selbstredend auch Agenten auf den Gauner angesetzt und so begegnet Eggsy der attraktiven Kwaito, die nur widerwillig mit dem britischen Toastbrot zusammenarbeitet. Die Suche nach Red Diamond führt um die Welt und hin und wieder gibt es ordentlich Action. Leute, was wollt ihr mehr?
Um es kurz zu machen: Von allem hätte es mehr sein können. Das Artwork ist zwar in sich stimmig und in Stil etwas an Dave Gibbons angelehnt, haut einen aber nicht vom Hocker. Vor allem da die Charaktere ebenso etwas blass bleiben wie die monochromen Sequenzen. Sogar der hünenhafte Handlanger des Bösewichts kommt mit seinem nerdigen Filmwissen nicht aus dem Quark. Die Geschichte bleibt dann auch Einiges schuldig, weil eben nur das übliche Agentenschema bedient wird und keines der Handlungselemente wirklich über die Lesererwartung hinausgeht oder für tatsächliche Überraschung sorgt.
Letztlich bleibt die Comic-Fortsetzung von Millars erfolgreichen „Kingsman“ deutlich hinter der Erwartung zurück. Eine solide, actionreiche Agentenparodie, die aber auch nix Neues bietet.
Comic-Wertung: (5,5 / 10)
Kingsman 2: Jagd auf Red Diamond
OT: Kingsman: The Red Diamond 1-6, 2017-18, Image Comics
Genre: Comic, Thriller, Action,
Autor: Rob Williams
Zeichner: Simon Fraser
Farben: Gary Caldwell
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 156 Seiten
VÖ: 22.10.2019