Marvel-Fans wissen, dass nach dem „Secret Wars“-Event die Serien alle neu gestartet sind. Auch bei „Black Widow“, die nun von Mark Waid und Chris Samnee, dem beliebten Daredevil-Duo, zu Papier gebracht werden, gibt es in gewisser Weise eine Art Neustart. Der fällt äußerst fulminant aus und beweist einmal mehr, dass Waid und Samnee als Team zu den besten Comic-Künstlern zählen, die sich im Superhelden-Genre so tummeln.
Nachdem es im Marvel-Comic-Universum relativ lange gedauert hat, bis Natasha Romanow alias „Black Widow“ eine eigene Soloserie bekommen hat, ist die Superheldin mit russischen Geheimdienstwurzeln aus dem aktuellen Marvel-Comic-Geschehen kaum noch wegzudenken. Das mag auch der Beliebtheit der Von Scarlett Johannsen gespielten Heldin in den „Avengers“-Filmen geschuldet sein. Wer auf solide Thriller-Comics mit einen Schuss Spionage steht, der ist mit „Black Widow“ zumeist gut bedient.
Nach dem bei Marvel nach dem „Secret Wars“-Event alles neu sortiert wurde, hat das Kreativgespann Mark Waid und Chris Samnee die Geschicke der „Black Widow“-Soloserie übernommen. Und es zeigt sich einmal mehr, dass die beiden als Team zu den besten zählen, was das Superheldengenre so zu bieten hat. Das konnte man schon über eine lange Strecke bei Davedevil beobachten, der auch den Umzug nach San Franzisco dank Waid und Samnee gut überstanden hatte („Daredevil –Megaband“)
Wer nun meint, er müsse die „Scharze Witwe“, die als Agentin längst eine Heimat bei S.H.I.E.L.D gefunden hat, unter Druck setzen, sollte sich nicht wundern wenn sich Natasha zur Wehr setzt. Bei S.H.I.E.L.D. sorgt es zwar für extremen Stress, dass „Black Widow“ außer Kontrolle geraten scheint, aber Natasha Romanow weiß genau was sie tut. Ein unbekannter Erpresser hat Infos aus ihrer Vergangenheit herausgekramt und will „Black Widow“ nun erpressen. Die geheime Akte bezieht sich auf Natashas Ausbildung im legendären „Red Room“ des KGB, wo Kinder zu Agenten und Killern geformt wurden. Die Drohung, die Infos an S.H.I.E.L.D. weiterzuleiten, ist für Natasha zwar unangenehm, aber so ganz ohne Gegenwehr lässt sich die Heldin ihr Leben nicht zerstören.
Übersetzerin Caroline Hidalgo hat in dem Auftakt der neuen „Black Widow“-Serie, die in den USA unter „Black Widow“ (2016) firmiert, um die Serien auseinanderhalten zu können, nicht eben viel zu tun. Die von Chris Samnee großartig gezeichnete und von Matthew Wilson stimmungsvoll und mit einem gewissen Retro-Charme kolorierte Auftaktstrecke der ersten sechs US-Ausgaben von „Black Widow“ (2016) gefällt durch ihre Aktionlastigkeit.
Die Story ist quasi selbsterklärend und Mark Waid liefert hier einen Geschichte ab, die ohne erklärende Texte und mit extrem geringem Dialoganteil auskommt. Das ist, ohne hier ins Schwärmen geraten zu wollen, ein Musterbeispiel für graphisches Erzählen. Die sehr variable Seitengestaltung und die dynamische Blickführung in den wunderbaren und übersichtlich gehaltenen Panels erlauben es der Geschichte zu folgen, ohne sich lange mit Nebensächlichkeiten wie Gerede aufhalten zu müssen.
Selbst wenn die Geschichte an sich nicht gerade hochoriginell ist, sondern eher klassischer Spionage-Stoff muss man als Autor erst einmal in der Lage sein, sich derart zurückzunehmen und den Bildern den absoluten Vorrang einzuräumen. Das funktioniert im Fall des Gespanns Mark Waid und Chris Samnee auch durch die jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit extrem lesenswert und ist ein absoluter Comic-Genuss.
Auch nach dem „Secret War“ Event im Haus Marvel sorgt das großartige Kreativ-Duo Mark Waid und Chris Samnee dafür, dass die Abenteuer der „Black Widow“ extrem unterhaltsam und sehr lesenswert bleiben. Ein klassischer, sehr actionreicher Auftakt zur neuen Serie.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Black Widow 1 – Krieg gegen S.H.I.E.L.D.
OT: Black Widow (2016) 1-6, Marvel Comics
Autor: Mark Waid
Zeichner: Chris Samnee
Farben: Matthew Wilson
Übersetzung: Caroline Hidalgo
Verlag: Panini Comics, Softcover, 140 Seiten
VÖ: 21.02.2017