Moon Knight (2016) 1 – Willkommen im neuen Ägypten

Weil „Guardians of The Galaxy“ –Regisseur James Gunn vor einigen Wochen seine Sympathie für Moon Knight über Social-Media-Kanäle kundtat und dabei herauskam, dass auch schon eine entsprechende Filmidee im Marvel Cinematic Universe gelauncht worden ist, darf der Fan nun über eine Verfilmung spekulieren. Aber es gibt auch Gerüchte, dass Netflix an einer Serie arbeiten soll. Wir bleiben gespannt. Immerhin ist als Comic Ende Februar 2017 nun auch die neue „Moon Knight“-Serie bei Panini erschienen, in der Star-Autor Jeff Lemire die Geschicke des Marc Spector alias Moon Knight übernommen hat.

Und es geht entschieden irre zu: Während Marc Spector mit der ägyptischen Gottheit Konshu redet, deren weltlicher Arm er geworden ist, stellt sich heraus, dass Mister Spector seit Jahren in der Klapsmühle hängt und sich seine vermeintlichen Abenteuer scheinbar nur eingebildet hat. Neben zwei sadistischen Pflegern hat es Spector vor allem mit der Psychiaterin Doktor Emmet zu tun, die er für die Inkarnation der ägyptischen Gottheit Ammit, die Göttin des Gerichts, hält.

Denn in der Welt, die Marc Spector als real empfindet, ist der Gott Seth nach New York gekommen, um hier ein „Neues Ägypten“ aufzubauen. Nur kann das außer Spector scheinbar niemand sehen. Aber immerhin hat er noch einige alte Freunde in der geschlossenen Abteilung, die ihm bei diversen Fluchtversuchen unterstützen und Konshu selbst bestärkt Marc Spector im Glauben an seine geistige Gesundheit.

Geschlossene psychiatrische Anstalten tauchen in Superhelden-Comics eher selten auf und wenn, dann als Sammelbecken für die eingebuchteten Bösewichte; so im Falle von DC Comics „Batman“ im legendären Arkham Asylum, oder aber auch in „Spider-Mans“ Ravenhurst Institut. Während der Spider-Man „Klon-Saga“ spielte sich dort einiges ab. Dass ein Held selbst in Behandlung landet, ist hingegen eher selten.

Aber Moon Knight, der 1975 im Marvel Universum auftauchte, war eigentlich schon immer ein außergewöhnlicher und auch ambivalenter maskierter Held. Nach diversen eher kurzen Anläufen und  „Moon Knight“-Solo-Serien rief Autor Waren Ellis zusammen mit Zeichner Declan Shelvey 2014 „Moon Knight“ Volume 5 ins Leben und überzeugte mit dem Konzept Fans und auch Kritiker. Auf Deutsch nachzulesen in der Panini-Veräöffentlichung „Moon Knight 1“. Fortgesetzt wurde die Serie dann von dem Kreativ-Duo Brian Wood und Greg Smallwood („Moon Knight 2“). Zum abschluss brachte Autor Cullen Bunn („Deadpool“) die Serie dann im „Moon Knight 3“mit diversen Zeichnern.

Eben jener Greg Smallwood sorgt nun aber zusammen mit Autor Jeff Lemire für einen „Moon Knight“-Neuanfang – quasi Moon Knight Volume 6 -, der zugleich eine Fortschreibung der letzten Inkarnation von Marc Spector ist. Für die Farben ist erneut Jordie Bellaire („Vision“) zuständig und so ergibt sich für die treuen „Moon Knight“-Leser eine grafische Konstanz zu letzten Serie. Und wie zu erwarten war, ist das Artwork sehr überzeugend ausgefallen: sehr stimmungsvoll, sehr variabel und doch immer in einem Stil mit hohem Wiedererkennungswert. Angereichert wird dieser Stil, weil die Story das hergibt, mit „Gastbeiträgen“ diverser Zeichner und Koloristen in US-Ausgabe 5, die den deutschen Sammelband beendet. Mit dabei unter anderem James Stokoe, Wilfried Torres und Francesco Francavilla.

Aber was wäre ein tolles Artwork ohne entsprechend aufregende Geschichte? Ich gebe gerne zu, dass Jeff Lemire zu meinen Lieblingsautoren gehört: „Sweet Tooth“ und „Essex County“ sind absolute Highlights. Da ist es auch verzeihlich, dass die „Constantine“-Neuinterpretation mich nicht sonderlich überzeugt hat.

Aber zurück zu „Moon Knight“: Lemire schafft es mit einer wunderbaren Verdrehung dessen, was Realität und was Fantasy ist, die Ambivalenz des „Moon Knight“ psychologisch und dramatisch packend in Szene zu setzen. Sofern man die ersten fünf US-Ausgaben, die „Willkommen im neuen Ägypten“ beinhaltet, als Auftakt eines epischen Storybogens versteht, kann ich kaum anders als mich höllisch auf eine Fortsetzung zu freuen. Vielleicht ist der Action-.Anteil dann auch etwas höher.

Der Auftakt der neuen „Moon Knight“- Serie (Volume 6, 2016) macht Lust auf mehr. Jeff Lemire entführt seinen Helden in ungeahnte Gefilde und bleibt der Mythologie der Serie ebenso treu, wie Zeichner Greg Smallwood und Koloristin Jordie Bellaire dafür sorgen, an die letzte „Moon Knight“ Serie anzuknüpfen.

Comic-Wertung:8 out of 10 stars (8 / 10)

Moon Knight 1 – Willkommen im neuen Ägypten
OT: Moon Knight (2016) 1-5, Marvel Comics, 2016
Genre: Superhelden,
Autor: Jeff Lemire
Zeichner: Greg Smallwood et al.
Farben: Jordie Bellaire et al.
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 132 Seiten
VÖ: 21.02.2017

Moon Knight bei Panini Comics