Mark Millars Comics sind ja immer wieder einen Blick wert und auch “Secret Service”, quasi die Vorlage zu “Kingsman: The Secret Service” wurde bei der deutschen Veröffentlichung auf diesen Seiten vorgestellt. Jetzt hat sich Matthew Vaugh, Millars Bruder im Geiste, die Story mal auf der Leinwand vorgenommen und ganz ehrlich, soviel Spaß hatte ich mit einem Actioner schon lange nicht mehr. Die Frage nach dem einzig wahren Martini kann weder mit geschüttelt oder gerührt beantwortet werden. Gerockt muss es heißen, wenn Eggsy in die Riege der Gentlemen-Agenten aufgenommen wird.
Gary „Eggsy“ Unwin (Taron Egerton) wächst ohne Vater auf und muss mit ansehen, wie seine Mutter immer wieder an den falschen Kerl gerät. Momentan ist sie wieder mit so ‚nem Brutalo zusammen, dessen Gang Eggsy und seine Kumpels auf dem Kieker hat. Also klaut er das Auto eines der Typen und rast damit wild durch die Gegend bis die Polizei ihn schnappt. Doch diesmal fordert Eggsy einen Gefallen ein, den jemand seiner Familie vor langer Zeit schuldig geworden ist. Harry Hart (Colin Firth) holt Eggsy aus dem Knast und bietet ihm außerdem eine Zukunft an.
Denn bei den Kingsmen, eine privaten Geheimdiensttruppe, deren Mitglieder sich nach den Rittern der Artus-Runde benennen, ist gerade ein Platz frei geworden. Eggsy lässt Mutti ungerne mit dem Schläger allein, konzentriert sich aber trotzdem auf die eigene Zukunft. Trotz guter Voraussetzungen muss er zunächst noch die Eignungstests bestehen. Seine Konkurrenten stammen alle aus der Upper Class und halten das Gossenkid aus den Sozialbauten eher für eine Beleidigung als für Konkurrenz. Hart hat derweil anderes zu tun, als die Fortschritte seines Schützlings zu verfolgen: Eine ganze Reihe Promis verschwindet spurlos, einige tauchen wieder auf als wäre nichts geschehen. Es scheint, als hätte der superreiche Computerfreak Valentine (Samuel L. Jackson) etwas damit zu tun. Das alles ergibt kaum Sinn, aber die Kingsmen sind trotzdem alarmiert.
Gentleman-Agent James Bond spukte Millar und Vaughn schon bei der Idee zu „Secret Service“ im Kopf herum, denn die beiden entwickelten den Stoff gemeinsam während der Dreharbeiten zu „Kick-Ass“ ausgehend von der Frage, wie James Bond denn überhaupt Agent geworden ist und warum man daraus keinen Film macht. Die Comicvorlage von Mark Millar (gezeichnet von Dave „Watchmen“ Gibbons), bei der Matthew Vaughn folgerichtig als Ko-Autor fungierte, war bereits eine pfiffige Neuinterpretation des Agentengenres, aber „Kingsman“ legt auf der Leinwand noch gehörig zu.
Das wendungsreiche und humorvolle Script, das das inzwischen etablierte Duo Matthew Vaughn und Jane Goldman („Kick-Ass“, „Der Sternwanderer“, „X-Men: Erste Entscheidung“) verfasst haben. folgt dem Comic nicht sklavisch, sondern nimmt sich einige Freiheiten und packt noch einen gehörigen Schuss Action obendrauf. Fundamental wichtig und genial eingesetzt ist auch die Musik in dieser Agentenchose. Selten wurde Elgars „Pomp and Circumstance“ so wahnwitzig als Ballett aufgeführt, aber seht selbst und freut euch.
Die Besetzung ist grandios und die renommierten britischen Mimen Mark Strong, Michael Caine und vor allem Colin Firth, dem die Action-Rolle erstaunlich gut steht, braucht man ebenso wenig noch einzuführen wie den lispelnden Samel L. Jackson als uramerikanischen Bösewicht. Doch die jungen Darsteller stehen den alten Herren in kaum etwas nach. Taron Egerton erweist sich in der Rolle des Eggsy als äußerst verwandlungsfähig und kommt mit Hoodie ebenso glaubwürdig rüber wie im Maßanzug und mit Agentenbrille. Aber auch Sofia Boutella als Valentines gefährliche Handlangerin Gazelle bringt das gewisse Etwas mit.
Dass „Kingsman: The Secret Service“ recht erfrischend ausfallen wird, war nach dem Comic von Mark Millar zu erwarten, dass die actionreiche Agenten-Komödie dermaßen auf die Pauke haut ist dann aber doch eine ziemliche Überraschung. Ganz großes Popcornkino. Wer braucht da noch Superhelden?
Film-Wertung: (9 / 10)
Kingsman: The Secret Service
OT: Kingsman: The Secret Service
Genre: Action, Spionage, Thriller, Komödie
Länge: 120 Minuten, USA, GB, 2014
Regie: Matthew Vaughn
Comic-Vorlage: Mark Millar
Darsteller: Taron Egerton, Mark Strong Samuel l. Jackson, , Colin Firth
FSK: Ab 12 Jahren
Vertrieb: 20th Century Fox
Kinostart: 12. 03.2015