Es scheint fast so, als würde sich die “Neue” ganz gut schlagen. Die von Mark Millar und John Romita JR. entwickelte neue „Kick-Ass“, Patience Lee, bekommt eine Fortsetzung, allerdings mit einem neuen Kreativ-Team. Autor Steve Niles und Zeichner Marcelo Frusin übernehmen die Serie und schicken die maskierte Vigilantin immer tiefer in einen Drogenkrieg mit den anderen Gangs und dem Kartell. „Kick-Ass: Frauenpower 2“ ist auf jeden Fall eine kurzweilige, trittsichere Angelegenheit geworden.
Normalerweise ist es undankbar, Fortsetzungen vorzustellen. Im Falle von „Kick-Ass: Frauenpower“ aber nicht, da für die zweite Runde ein neues Team am Start ist, das von Mark Millar höchstpersönlich und vollmundig als „das großartigste Team aller Zeiten“ angekündigt wurde. So viele Vorschusslorbeeren sind auch schwer zu erreichen und die Handlung baut auf den vorangegangenen sechs US-Heften auf, die als Sammelband eine mehr minder abgeschlossene Handlung vorgeben.
Wer also neu bei „Kick-Ass Frauenpower“ ist, könnte sich die Eckdaten aus meiner Besprechung (Link oben) holen, oder einfach hoffen, dass die Eingangsinfos im neuen Sammelband ausreichen, um in die Story rein zu kommen. Hier folgt nun auch schnell ein Absatz mit der zusammengefassten vorausgegangenen Handlung.
Die ehemalige Soldatin Patience Lee findet nach ihrem Afghanistan-Einsatz nur McJobs und beschließt, in allerbester Robin Hood Manier Gauner auszurauben, um sich und ihre Kinder durchzubringen. Das klappt auch erstaunlich gut, bringt die Gangs und das Kartell aber fix in Rage. Man schickt den Killer Violencia nach Albuquerque, um dieser Kick-Ass Tussi in den Hintern zu treten. Außerdem ist Patiences Schwager ebenfalls in den Drogenhandel verwickelt, was ihre Schwester aber nicht weiß. Die glaubt, ein Unfall habe ihren Gatten ins Koma befördert. Während Patience insgeheim hofft, dass der Schwager nicht mehr aufwacht…
Zu Beginn des zweiten Sammelbandes von „Kick-Ass: Frauenpower“ hat Patience einige Gangs unter Kontrolle und lässt so rivalisierende Banden hochgehen. Das Geld wird gesammelt oder an bedürftige Communities verteilt. Patience zahlt sich von ihrem „Kick-Ass-Job“ weiter nur ein Soldatinnengehalt aus und arbeitet weiter im Diner. Momentan hat Kick-Ass den Drogenbaron Hector Santos auf dem Kieker. Der bleibt aber abgetaucht und hat noch ein paar Asse im Ärmel.
Die Fortsetzung der „Frauenpower“-Geschichte läuft in den USA als durchgehende Serie, während wir hierzulande mit den „Sammelbänden“ jeweils so etwas wie einen in sich stimmigen Handlungsbogen präsentiert bekommen. Das hat seine Vorteile, verleitet aber auch dazu die Sammelbände quasi als Serien-Staffeln zu verstehen. In diesem Sinne ist Volume 2 zwar spannend, actionreich und auch wendungsreich und stilsicher fortgesetzt, aber eben auch schwächer weil weniger originell als der Vorgänger. Leser sollten nun auch nicht zuviel erwarten, „Frauenpower“ ist vor allem Genre-Kost.
Das Handlungselement in dem Patience ihre Mutterrolle und ihren Diner-Job ausfüllen muss, gerät stark in den Hintergrund. Ein wenig geht dabei der Charme einer weiblichen Perspektive flöten. Dafür muss die Heldin die starke Schwester spielen und die Familienbande zusammenhalten. Ein durchaus zweischneidiges Schwert. Kick-Ass legt sich verstärkt in „Breaking Bad“-Manier mit dem organisierten Drogenhandel an. Dabei gibt es jede Menge harte Action und solide Thriller-Spannung wie sie in jedem Gangster-Thriller zu Tage tritt, wenn die Nachtgestalten aus der Dämmerung kriechen.
Das Artwork von Marcelo Frusin ist „Hellblazer“-geschult und weiß, wie man derbe Action wirkungsvoll in Szene setzt. Die Settings und die Charaktere sind detailliert und haben starkes Identifikationspotential. Die Farbgebung von Sunny Gho rundet den stimmigen Gesamteindruck ab. Man bedient sich auch ein bisschen beim Film. Santos rechte Hand beispielsweise sieht einem Clint Eastwood durchaus ähnlich.
Alles in allem ist die Fortsetzung der „Kick-Ass: Frauenpower“-Geschichte eine gelungene Sache, die vor allem mit ihrer toughen Action punkten kann. Etwas vom Charme der Neuen ist zwar auf der Strecke geblieben, aber es bleibt abzuwarten, wie sich die Handlung entwickelt, bevor ein Gesamturteil fällig wird.
Comic-Wertung (7 / 10)
Kick-Ass: Frauenpower 2
OT: Kick-Ass (2018) aka Kick-Ass: The New Girl 7-12, Image Comics, 2018-19
Genre: Comic, Superhelden
Autor: Steve Niles,
Zeichner: Marcelo Frusin
Farben: Sunny Gho
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 156 Seiten
VÖ: 25.06.2019