Stan Lee, den kreativen Mastermind hinter dem Marvel Superheldenuniversum, muss man an dieser Stelle nicht noch ausführlich vorstellen. Weniger bekannt ist allerdings, dass Lee im Lauf seiner Karriere auch Bücher über das Comic-Handwerk verfasst hat. Nun liegt mit „So zeichnet man Comics“ sein dritter Ratgeber für angehende Zeichner auch auf deutsch vor. Das Buch, das in Paninis Artbooks-Serie erschienen ist, hält viele praktische Tipps und Beispiele bereit. Also Bleistifte gespitzt.
Stan Lee, der als Stanley Martin Lieber 1922 in New York geboren wurde, ist eine Ewigkeit im Comicgeschäft und inzwischen ein lebende Legende. 1939 begann die Karriere Lees als Assistent bei Timely Comics, aus denen später dann Marvel Comics wurden. Der Mann, der sich zahlreiche Heldenfiguren ausdachte, ist zwar für die Stories zuständig, hatte aber, wie er selbst sagt, immer das Glück mit den besten Zeichnern zusammenzuarbeiten.
So wie es auch im Comic wichtig ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ist auch dieser praktische Ratgeber knackig locker gehalten. Die Ausführungen sind kurz und prägnant und die Fallbeispiele und Ratschläge werden von großartigen Zeichnern beigesteuert. So lernt der Leser, welches Handwerkszeug er heutzutage braucht, da viele Comics nicht mehr allein mit dem Bleistift und dem Tuschepinsel auskommen. Computer, Drucker und Scanner sind aus dem Geschäft nicht mehr wegzudenken. Außerdem gibt es praktische Tipps für den Berufseinstieg als Comiczeichner.
Das ist allerdings, wie auch die Schulen- und Literaturliste im Anhang vor allem für den amerikanischen Markt und die dortige Branchensituation konzipiert und wurde für die deutsche Ausgabe nicht auf hiesige beziehungsweise europäische Verhältnisse ausgedehnt. Für junge, aufstrebende Zeichenenthusiasten ist das allerdings weniger von Belang. Die werden vor allem die praktischen Zeichentipps zu Anatomie, Figurenentwurf und Seitenlayout zu schätzen wissen. Ebenso die Kapitel über Farbgebung und Lettering.
Inhaltlich macht Stan Lee, was er am besten kann und hält sich während seiner Ausführungen an die Superheldencomics. Zwar geht die Silver Surfer Geschichte auch als Graphic Novel durch, aber ausgelegt ist „So zeichnet man Comics“ auf die regelmäßige Serie mit kostümierten Helden. Dadurch werden die Tipps und Anregungen weder schlechter noch falsch, aber andere Stilistiken werden nicht weit vertieft. Vor allen darin ist Scott McClouds „Comics Machen“ (2007, hier geht’s zur Buchvorstellung) eindeutig variabler, offener und weitgehender. Nicht umsonst taucht der Titel auch im Lees Literaturverzeichnis auf.
Wer Stan Lees „So zeichnet man Comics“ als Arbeitsbuch versteht und bereit ist, sich an den Beispielen zu üben, der kann Etliches über das Comiczeichnen lernen, man kann Lees Buch aber auch einfach nur als kurzweiligen Blick hinter die Kulissen der Superheldencomics verschlingen und ganz nebenbei eine Menge über das Medium lernen.
Buch-Wertung: (8 / 10)
Stan Lee: So zeichnet man Comics
OT: How To Draw Comics, Dynamite Entertainment, 2010
Autoren: Stan Lee, John Bucema, David Campiti
Übersetzung: Jan Dinter
Verlag: Panini Comics, Broschur, 224
VÖ: 21.10.2014