Deadpool – Der Film: Klappe! Auf? Zu?

Deadpool-Film-VorschauNa endlich!, mag sich nicht nur Hollywoodstar Ryan Reynolds gesagt haben, als es grünes Licht (nein, keine Anspielung) für den „Deadpool“-Film gab, auch die Fans sind schon lange heiß drauf. Immerhin hat es gefühlte Ewigkeiten gedauert, bis der Anti-Held aus dem Marvel-Universum seinen eigenen Film bekommt. Den Auftritt bei „“X-Men Origins: Wolverine“ zählen wir einfach mal nicht mit, immerhin hatte man Deadpool (auch schon von Ryan Reynolds gespielt) seiner schärfsten Waffe beraubt – seiner großen Klappe. Filmzuschauer erwartet nun ein ganzes Feuerwerk an mehr oder minder blöden Sprüchen, während Deadpool einfach seinen eigenen Rachefeldzug durchzieht und sich den Heldendasein verweigert – und die Erkenntnis: Die Zunge ist mächtiger als das Schwert!

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Während andere Superhelden ihren Auftritt mit Esprit und Pathos inszenieren, sitzt Deadpool (Ryan Reynolds) im Taxi, um sich von dem indisch-stämmigen Fahrer Dopinder zur Arbeit fahren zu lassen. Weils ihm hinten zu langweilig ist und er schon ein Kaugummi auf die Kamera geklebt hat, wurstelt sich der Mann in dem roten Anzug auf den Beifahrersitz und gibt Beziehungstipps. Ausgerechnet, denn wenn Wade Wilson irgendetwas nicht drauf hat, dann Kompetenz in Herzensangelegenheiten. Das wird sich im Filmverlauf noch erweisen. Und während Deadpool an einer Straßenüberführung auf seinen Gegner wartet, erzählt er dem Zuschauer mal ganz nebenbei, wie es soweit kommen konnte:

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Wade Wilson (Ryan Reynolds) wird aus der Army geschmissen und schlägt sich als Söldner durch. Dabei hat er immer einen blöden, meistens nicht jugendfreien Spruch parat. Als er in der Stammkneipe der Söldner die Bedienung Vanessa (Morena Baccarin) trifft, kann die ihm nicht nur verbal Paroli bieten; so etwas nennt man dann wohl Liebe. Aber das Glück ist kurz und bei Wade wird Krebs diagnostiziert. Wilsons ausweglose Lage ruft einen dubiosen Kerl aufs Tableau, der ihm Heilung verspricht, weil er „Supersöldner“ rekrutiert.

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So landet der totkranke Wade in einem schäbigen Labor, wird mit mutagenen Substanzen gefüttert und von Versuchsleiter Ajax (Ed Skrein) mit Freude gefoltert. Und siehe da, Wade sieht zwar aus wie eine Salamipizza, ist aber unkaputtbar und ziemlich stark. Trotzdem hatte sich Wade das Ganze anders vorgestellt. Jetzt traut er sich seiner Liebsten nicht mehr unter die Augen. Stattdessen will er Ajax finden, damit dieser die Hackfresse wieder rückgängig macht. Dabei mischen sich auch die X-Men in Gestalt von „Collossus“ und „Negasonic Teenage Warhead“ (Brianna Hildebrand) ein und gehen Deadpool auf die Nerven.

Ryan Reynolds hat „Deadpool“ auch koproduziert, weil er die Rolle unbedingt spielen wollte. Und wenn man Marvel-Mastermind Stan Lee Glauben schenken will, der bei anderer Gelegenheit witzelte, der Reboot der „Fantastischen Vier“ sei gefloppt, weil er keinen Cameo-Auftritt hatte, dann wird „Deadpool“ ein Hit. Lees Auftritt müsst ihr schon selbst suchen; ich sage nur „Last Night a DJ safed my Life“.

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Wie auch immer, verglichen mit anderen Marvel-Verfilmungen der vergangenen Jahre wurde „Deadpool“ mit vergleichsweise bescheidenem Budget realisiert. Immerhin wurden 50 Millionen US-Dollar verbraten. Zum Vergleich: „Ant-Man“ hat 70 Millionen gekostet, X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ und Avengers: Age of Ultron“ machen es nicht unter 200 Millionen. Das macht sich vor allem in den CGI-Sequenzen etwas bemerkbar, stört aber nicht weiter. Bei „Deadpool“ passt der Look zur Figur und die handfeste und nicht stubenreine Action ist ziemlich kurzweilig und so blutrünstig wie es eben sein muss. Da ist die Altersfreigabe der FSK (ab 16 Jahren) schon ein bisschen verwunderlich, aber was soll‘s. In Ballerspielen geht es auch nicht harmloser zu.

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Regie-Neuling Tim Miller inszeniert den Actioner solide und nach einer gelungenen Scriptvorlage. Auch die deutsche Synchro ist gelungen, weil Fox mit den Übersetzern der Comics zusammengearbeitet hat und die haben den Sound des Söldners ja wohl drauf. Die Rückblenden sorgen immer wieder für Abwechslung und Deadpool unterhält sich nicht nur mit dem Taxifahrer, sondern auch direkt mit dem Publikum. Gerade so wie der sympathisch wahnsinnige Antiheld das auch im Comic macht. Wade Wilson weiß, dass er eine Comicfigur ist. Und trotz all des Spottes für die heldenhaften Marvel-Kollegen, fügt sich die Figur doch als Außenseiter und Underdog in das Comic-Universum ein, ohne es so richtig in Frage zu stellen. Darin ist der filmische Ansatz den „Guardians of The Galaxy“ nicht unähnlich, auch wenn die Gewalt und die Sprüche eher Parallelen zu „Kick-Ass“ aufweisen.

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Also Gewalt und blöde Spruche. Das hört sich infantil an, funktioniert aber ausgesprochen gut. Fans wissen, dass ihnen der kauzige, leicht psychotische Kerl ein Ohr abkaut. Kein Kalauer zu blöde, um ihn auszulassen, diverse Inkorrektheiten inclusive. Die Streubreite ist so groß, dass eigentlich für jeden ein Witz dabei sein sollte, der nun wirklich nicht mehr geht. Aber Deadpool kann auch in Sachen selbstironische Pointen und Spott anderer Leuteeinstecken . Ich sag nur „Schönen internationalen Frauentag“, „danke Mister Pool“ und „Viel Glück Pool Boy“. Womit es auch genug sein soll mit der Lobhudelei.

Marvels Anti-Held kommt auch mit „kleinem“ Budget ganz groß raus und sorgt für veritablen Action-Spaß, auch wenn nicht jede Pointe sitzt. Ryan Reynolds hat sich mit der Rolle einen albernen Kindheitstraum erfüllt. Zum Glück.

Film-Wertung:7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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OT: Deadpool
Genre: Action, Sci-Fi, Superhelden
Länge: 109 Minuten, USA, 2016
Regie: Tim Miller
Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick, Rob Liefeld, Fabian Nicieza
Darsteller: Ryan Reynolds, Morena Baccarin, Ed Skrein, Brianna Hildebrand, Gina Carano, T.J. Miller
FSK: ab 16 Jahren
Verleih: 20th Century  Fox
Kino-Start: 11. 02 2016