Gerade ist „X-Men-Apocalypse“ in den Kinos gestartet, bei welcher Gelegenheit mir auffiel, dass ich den Vorgänger auf diesen Seiten gar nicht besprochen hatte. Das wird nun nachgeholt, denn „X-Men – Zukunft ist Vergangenheit“ gehört zu besten „X-Men“- Filmen überhaupt und kam 2014 in die Kinos. Drei Jahre mussten sich die Fans damals gedulden, bis die Saga nach dem Neustart aus den Anfangstagen der Mutanten weiter erzählt wurde. „Zukunft ist Vergangenheit“ ist ein großartiger Superhelden-Actioner geworden, in dem auch die alte X-Men-Garde wieder zum Zuge kommt.
Die Zukunft ist düster: Mutanten und Menschen, die ihnen helfen, werden von so genannten Sentinels systematisch gejagt und ausgemerzt. Sentinels sind intelligente Kampfmaschinen, die Mutantenkräfte adaptieren können und so praktisch unbesiegbar sind. In Moskau hat sich um Kitty Pryde (Ellen Page), Iceman (Shawn Ashmore) und Bishop (Omar Sy) eine kleine Mutantengruppe verschanzt. Dieser gelingt es durch Kittys Fähigkeiten, dem Jägern zu entkommen, indem sie Bishops Bewusstsein einige Tage in die Vergangenheit schickt. Dadurch werden die bedrohten Mutanten gewarnt und die Sentinels kommen zu spät. Mehr als kurze Verschnaufpausen bringt das allerdings nicht.
In China treffen sich Professor Xavier (Patrick Stewart) und Magneto (Ian McKellan) mit der Gruppe und planen den letzten Ausweg. Ein Eingriff in die Zeit und eine Veränderung der Vergangenheit muss es richten. Xavier will mit Kittys Hilfe in das Jahr 1973 reisen. dort will er verhindern, dass das Sentinel-Programm von Professor Trask (Peter Dinklage) überhaupt begonnen wird. Dazu müssen sein die jüngeren Ausgaben von Magneteo (Eric Fassbinder) und Charles (James McAvoy) allerdings zusammenarbeiten und unbedingt Raven alias Mystique (Jennifer Lawrence) finden, und sie daran hindern, die jetzige Zukunft zu verursachen.
Zeitreise als letztes Mittel
Dusselig nur, dass der Plan so nicht hinhaut, weil eine Zeitreise von diesem Umfang Xaviers Bewusstsein zerstören würde. Stichwort Selbstheilungskräfte, Auftritt Wolverine (Hugh Jackman). Logan alias Wolverine macht sich also auf den Weg ins Jahr 1973. Dort hat er einige Überzeugungsarbeit zu leisten. Charles Xavier ist ein saufendes Wrack, seine Schule für Mutanten seit Jahren verlassen. Eric ist seit zehn Jahren in einem Hochsicherheitstrakt inhaftiert. Um ihn zu befreien und die Dinge überhaupt ins Laufen zu bringen, brauchen Wolverine, Xavier und Beast (Nicolas Hoult) und die Hilfe eines Jungen, der später mal als Quicksilver (Evan Peters) von sich reden machen wird.
Zeitreisen sind immer so eine Sache: Nicht immer wird die Veränderung der Vergangenheit nachvollziehbar und logisch halbwegs verständlich erklärt. So weist Beast an einer Stelle des Films auch auf eine quantenphysikalische Theorie hin. Danach ließe sich die Vergangenheit selbst bei Eingriffen nicht wirklich ändern, sondern würde sich immer wieder den gleichen Verlauf suchen. Doch die Zeitreise-Story in „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ kann inhaltlich überzeugen und ist für die Leinwand-Saga ein Glücksfall.
Mystique stoppen um die Welt zu retten
Was auch daran liegt, dass Regisseur Bryan Singer „der“ X-Men-Experte unter den Filmmachern ist. So gelingt es, eine überzeugende Geschichte zu erzählen, die obendrein auch noch gut in die Chronologie der X-Men-Filme passt und für die Fortsetzung massenhaft Optionen offen lässt. Zwar liegt der Schwerpunkt der Story auf den neueren X-Men Charakteren und Inkarnationen, ebenso wie die Haupthandlung erneut in der Vergangenheit spielt, aber Wolverine hat maßgeblichen Anteil an der Action. Die Rückkehr von Hugh Jackman nach seinen beiden Solo-Abenteuern wird Fans freuen.
Die Action und die CGI-Sequenzen wissen zu überzeugen. Die Settings sind stimmungsvoll und die dystopische Zukunft mit ihrem dunkel verhangenen Himmel und einer in Ruinen liegenden Zivilisation überzeugt atmosphärisch ebenso wie die Ausstattung der Szenerien in den frühen Siebzigern zum Ende des Vietnamkriegs. Darin steht „Zukunft wird Vergangenheit“ seinem Vorgänger „Erste Entscheidung“ in nichts nach.
beachtliches Starensemble
Das Starensemble im jüngsten Output des X-Men-Franchise ist beachtlich und „Bösewicht“ und „Game of Thrones“-Star Peter Dinklage fügt sich nahtlos in die Darstellerriege ein. James McAvoy und Michael Fassbinder laufen ebenso wie Jennifer Lawrence zu Hochform auf. Den übrigen Charakteren hätte man vielleicht ein wenig mehr Action gewünscht, aber das ist ein bekanntes Phänomen, wenn All-Star-Ensembles zusammentreffen.
Anders als die meisten ihrer Superhelden-Kollegen haben sich die X-Men schon immer durch ihren Bezug zu unserer realen Welt ausgezeichnet. Das bleibt auch in „Zukunft ist Vergangenheit“ so und ist für eine erstaunliche charakterliche Tiefgründigkeit der Superhelden verantwortlich. Zudem wird die allegorische Wirkung der Mutantensaga dadurch verstärkt. Der ewige Widerstand gegen totalitäre, faschistoide Bestrebungen und ethnische Säuberungen ist erneut trefflich und mit einigen neuen Aspekten dargestellt ohne in den Vordergrund zu rücken. Auch die leidvollen persönlichen Geschicke der Figuren werden gekonnt in die Story eingebunden.
„X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ fügt sich qualitativ und actionmäßig nahtlos an der großartigen Vorgänger „Erste Entscheidungen“ an und erzählt vom generationenübergreifenden Kampf gegen Intoleranz. „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ ist eine großartige Comicverfilmung.
Film-Wertung: (8 / 10)
X-Men: Zukunft ist Vergangenheit
OT: X-Men: Days of Future Past
Genre: Sci-Fi, Action, Superhelden
Länge: 132 Minuten, USA 2014
Regie: Bryan Singer
Darsteller: James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, Peter Dinklage, Hugh Jackman
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: 20th Century Fox
Kinostart: 22.05.2014
DVD- & BD-VÖ: 02.10.2014
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