Jetzt geht die zweite Phase des Marvel Cinematic Universe (MCU) also mit „Ant-Man“ zu Ende. Der Superheld mit der Fähigkeit auf Ameisengröße zu schrumpfen hat in den USA schon einen respektablen Start hingelegt und auch hierzulande sollte der Held wider Willen seine Fans finden.
Der Elektroingenieur und Einbrecher Scott Lang (Paul Rudd) kommt gerade aus dem Knast und will nun seiner Tochter zuliebe endlich ein ehrliches Leben anfangen. Doch die Jobsuche gestaltet sich schwierig: Sobald seine Arbeitgeber von seiner Vergangenheit erfahren, fliegt Scott wieder raus. Da bleibt ihm fast nichts anderes übrig, als mit seinen ehemaligen Kumpels einen todsicheren Coup durchzuziehen.
In dem alten Safe der leerstehenden Villa findet Scott allerdings nichts Wertvolles, nur ein seltsames Kostüm. Das sich dann aber schnell als Überraschungspaket herausstellt, denn es ermöglicht Scott, seine Größe zu ändern. Und eine weitere Überraschung erwartet den ehemaligen Einbrecher, der Coup war nicht halb so genial, wie von Kumpel Luis (Michael Peña) gedacht. Der Wissenschaftler Hank Pym (Michael Douglas) hatte Scott schon lange für eine spezielle Aufgabe im Visier und ließ die Einbrecher gewähren.
Jetzt soll Scott zu Ant-Man werden, um zu verhindern, dass Darren Cross (Corey Stoll), Pyms ehemaliger Forschungsprotege, mit der Schrumpfungstechnik eine Superwaffe entwickelt. Und Cross ist ganz nahe dran, den Pym-Partikeln, die das Ganze überhaupt erst ermöglichen, auf die Spur zu kommen. Auch Pyms Tochter Janet van Dyke (Evangeline Lilly) steht ihrem Vater gegen dessen Nachfolger bei. Und eigentlich wäre sie auch viel geeigneter, die Mission mit dem Superanzug durchzuziehen.
Mit „Ant-Man“ tritt ein neuer Superheld in dem filmischen Marveluniversum auf den Plan, der eigentlich ein ganz alter Hase ist. Der Wissenschaftler Hank Pym, jetzt zum Mentor degradiert, ist Gründungsmitglied der Rächer und hat seinen ersten Comic-Auftritt schon 1962. Scott Lang übernimmt die Rolle bzw. den Anzug erst weit später. Doch Marvel wäre nicht Marvel, wenn sich das Ganze nicht in den bereits existierenden Kosmos der „Avengers“ und „Guardians of the Galaxy“ integrieren ließe. Schließlich hat Pym eigentlich auch Ultron entwickelt.
Wie auch immer, „Ant-Man“ funktioniert, fügt sich mit Humor und Gaunereien in das Franchise und so bleiben die weniger überzeugenden Punkte nachgeordnet. Der Bösewicht ist zwar gut gespielt, aber etwas lahm gescripted, auf eine powervolle Superheldin darf die Fangemeinde weiter warten und die Hänger im Spannungsbogen sind dem manchmal etwas glatten, humorig Tonfall des Films geschuldet.
Die (erfüllte) Erwartungshaltung wird für das Franchise allerdings auch ein bisschen zum Problem. Superheldenmüdigkeit hat zwar noch nicht eingesetzt, aber es lässt sich nicht verhehlen, dass die Marvel-Filme, graduellen Variationen zum Trotz, alle nach einem sehr ähnlichen Strickmuster konstruiert sind. Was mich irgendwie etwas traurig nostalgisch stimmt, denn als Bengel habe ich mit den Superhelden-Comics irgendwann auch einfach aufgehört: Ich hatte das Prinzip verstanden.
Im Grunde ist „Ant-Man“ eine solide, actionreiche Gaunerkomödie mit einer gesunden Prise familientauglichen Humors. In neudeutsch so genannten Heist-Movies geht es immer um die Durchführung eines Raubes, so auch in „Ant-Man“. Schließlich muss der gealterte Erfinder seine bahnbrechende Entwicklung schützen, die schon in den 1960er Jahren bei S.H.I.E.L.D. Begehrlichkeiten geweckt hatte und Pym zum Rückzug aus der Organisation brachte, wie der Zuschauer im Vorspann erklärt bekommt. Warum Captain Americas Peggy Carter (Hailey Atwell) da noch mal kurz durchs Bild wankt, bleibt allerdings rätselhaft.
Obwohl „Ant-Man“ eine eher durchwachsene Produktionsgeschichte und das zweitkleinste Budget des Franchise aufweist, macht der Film Laune und weiß gefällig zu unterhalten. Regisseur Peyton Reed („Girls United“) weiß die komödiantischen Qualitäten von Paul Rudd effektiv einzusetzen und auch die Größenprobleme des insektenkleinen Superhelden spaßig in Szene zu setzen. Edgar Wright („Scott Pilgrim“), der „Ant-Man“ ursprünglich drehen sollte, aufgrund kreativer Differenzen aber ging, hat wohl zusammen mit Joe Cornish den Hauptteil der Story entwickelt, obwohl sowohl Rudd als auch Adam McKay („Anchorman“) ebenfalls ihr Scherflein beigetragen haben.
„Ant-Man“ bietet – ausgelegt als Gaunerkomödie – das, was die Fans zu Recht von einem Marvel Superheldenfilm erwarten dürfen. Nicht der schlechteste MCU-Film, aber auch nicht der originellste.
Film-Wertung: (7 / 10)
Ant-Man
Genre: Action, Sci-fi, Comic, Superhelden,
Länge: 117 Minuten, USA, 2015
Regie: Peyton Reed
Darsteller: Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michael Douglas
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Walt Disney Pictures, Marvel
Kinostart: 23.07.2015