Ms. Marvel – Über die Grenzen: Wo bin ich und wie viele?

Während Ms. Marvel bei Disney+ Erfolge und Quoten feiert, gab es – zumindest hierzulande – auf dem Comic-Sektor lange nichts Neues mehr von Kamala Khan. Nun kommt die muslimische Superheldin aus New Jersey mal wieder zum Einsatz und wird mit seltsamen Versionen der Realität und von sich selbst konfrontiert.

Als Kamala Khan ihre Cousine Razia in Chicago besucht, arbeitet Razia gerade an einem Problem der Quantenverschränkung. Die brillante Physikerin wird im Labor überfallen und Ms. Marvel kann gerade noch eingreifen. Der Dieb im Trenchcoat hat einen Gegenstand gestohlen und während des Handgemenges im Labor scheint etwas mit der Realität passiert zu sein.

Auf jeden Fall findet sich Kamala, nachdem sie wieder in New Jersey ist, am nächsten Tag in einen Bollywood-Film wieder. Ihre ganze Nachbarschaft singt und tanzt und läuft in wallenden Kleidern durch die Gegend. Dann wird Kamala auch noch Zeugin, als eine andere Ms. Marvel Menschen vor einem Unfall beschützt. Kamala wird sogar selbst gerettet.

Ms Marvel macht sich so ihren Reim auf die Ereignisse und kommt zu dem Schluss, dass Inkarnationen ihrer selbst aus Parallelwelten hierher übergewechselt sind. Nur, wie behebt die Heldin da Problem wieder?

Quantenebenen und Parallelwelten

Die junge muslimische Ms. Marvel hatte schon immer einen ganz eigenen Touch in Bezug auf ihre Superhelden-Abenteuer. Früher erinnerte das mit den Teenager-Problemen etwas an den jungen Peter Parker als Spider-Man, inzwischen hat sich das erzählerische Moment verselbständigt und spiegelt einen eigenen Teil der amerikanischen Gesellschaft wieder.

Hier sind Bollywood-Filme, die sich immer durch Gesang und Tanzeinlagen als große Volksfeste herausstellen, ein alltäglicher Bestandteil der Unterhaltung. Zumindest früher. Kamalas Eltern haben mehr nostalgischen Spaß und emotionalen Bezug zur der Erinnerung und fernöstlichen Filmkultur als die junge, in den USA aufgewachsene Kamala. Obwohl auch die das Spektakel sehr mag.

Das Setting in diesem Abenteuer, dieser Mini-Serie, die mit den vorliegenden 5 US-Heften abgeschlossen ist (oder zumindest diese Episode beendet hat) ist daher pfiffig gewählt und vermittelt auch mal wieder Einblicke in andere Gewohnheiten und Alltäglichkeiten als die der bekannten Mehrheit. Autorin Samira Ahmed erzählt fesselnd und mit einem Fokus auf die Interessen junger Erwachsener.

Grafisch ist „Über die Grenzen“ typisch für Ms. Marvel. Was nichts anderes bedeutet, als dass sich der Stil und die Farbgebung etabliert haben, seit Adrian Alphona die Figur zusammen mit G. Willow Wilson entwickelt hat. Vor allem die Hintergründe und die Kolorierung von Tríona Farrell sorgen hier für einen kontinuierlichen ebenso bunten wie pastellig blassen Farbton.

Der Zeichenstil ist nicht unbedingt für großartige und turbulente Actionsequenzen berühmt. Vielmehr legen die Zeichner Wert darauf, dass die Charaktere tiefgründig und mit ein wenig pfiff rüberkommen. Die Gesichtsausdrücke und Emotionen sind schnell und klar zu erfassen, wirken aber immer auch ein bisschen verschmitzt. Das muss man erstmal hinbekommen. Das Ende von „Über die Grenzen“ lässt dann genügend Ansatzpunkte für weitere Abenteuer offen, ohne dabei unfertig zu wirken.

Mit „Über die Grenzen“ ist die junge muslimische Ms. Marvel, Kamala Khan, endlich zurück im Comic. So großartig wie in den Geschichten von G. Willow Wilson geht es hier nicht zur Sache, aber das waren auch wegweisende Ausnahmeerscheinungen. „Über die Grenzen“ ist ein gelungenes Ms.Marvel Abenteuer.

Comic-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Ms. Marvel: Über die Grenzen
Genre: Comic, Superhelden,
OT: Ms. Marvel: Beyond the Limit (2022) 1-5,2022, Marvel Comics
Autorin: Samira Ahmed
Zeichner: Andrés Genolet, Zé Carlos
Farben: Tríona Farrell
Übersetzung: Carolin Hidalgo
Verlag: Panini Comics, Softcover, 124 Seiten
VÖ: 13.09.2022

Ms.Marvel: Über die Grenzen bei Panini Comics