Ansichten am Donnerstag # 32: Eine Illusion von Kontrolle

Da denkt man, alles im Lot und schon laufen die Dinge aus dem Ruder. Einfach einmal die Zügel schleifen gelassen und schon gehen die Pferde durch. Nein wirklich, man hat’s nicht leicht, wenn man sich der derzeit (2009) auf der Leinwand behaupten will.

Egal, ob Womanizer McConnaughey von Geistern heimgesucht wird, oder ob sich Ex-Westler John Cena mit einem Psychopathen um das Leben seiner Freundin streiten muss. Momentan erleben wir scheinbar gerade die Auswirkungen des Streiks der Hollywoodautoren, der vor einiger Zeit die Filmbranche unsicher machte. Zumindest weisen diverse äußerst dürftige Drehbücher und Storylines darauf hin.

Sicher, in regelmäßigen Abständen gibt es Phasen, in denen wenig Sehenswertes veröffentlicht wird. Häufig genug gehen diese Zeiten mit der Veröffentlichung der Blockbuster des Jahres einher. Nach dem Motto: Außer Terminator wird gerade sowieso nichts geschaut. Und falls doch, verheizen wir mal lieber nicht die guten Filme. Was haben wir da noch in Petto: einen netten Actionfilm mit extrem bekannter Handlung, eine absehbare romantische Komödie? Alles klar, genau richtig für die ersten Sommerwochen.

Alter Wein in neuen Schläuchen

Zu allem Überfluss gibt es momentan auch noch ein Revival von Horrorfilmen. Das ist an sich nichts Schlechtes, nur kenne ich die Originale der ganzen Remakes und außer einer aufpolierten Optik haben weder „My Bloody Valentine“ noch „Der Fluch der 2 Schwestern“ und Co. etwas zu bieten.

Mir graust schon vor den weiteren angekündigten Remakes und denen, die schon in Arbeit sind: „Nightmare on Elm Street“ verspricht ja noch ganz lustig zu werden, aber sicher kann man da nicht sein. Wirklich Magenschmerzen bekomme ich von ambitionierten Neubearbeitungen ernsthafter Kinostoffe.

Beispiel gefällig: Werner Herzog filmt „Bad Lieutenant“ mit Nicolas Cage in der Hauptrolle, namhaften Sidekicks wie Val Kilmer und Eva Mendez und in der Lasterhöhle New Orleans. Hört sich nach einem guten Thriller um einen bösen Jungen an? Doch leider war in Abel Ferraras Original von 1992 schon alles so, wie es sein musste, um einen wirklich sinistren Film abzugeben. Vor allem ist Harvey Keitel in der Titelrolle gnadenlos sehenswert.
Mir scheint, da erliegen namhafte Filmschaffende der Illusion, sie hätten uns noch etwas zu sagen und demontieren sich ganz souverän selbst.

Viel Spaß im Kino.

(ursprünglich veröffentlicht bei cinetrend.de, 28.05.2009)