The Paradise: Sehnsucht und Kaufrausch

Aus dem Archiv eine britische Serie von 2013: Mit „The Paradise“ hat die BBC erneut einen Serienhit gelandet, der 2013 als DVD-Premiere auch bei uns erschien. Im viktorianischen England eröffnet das erste Kaufhaus. Das Treiben in „The Paradise“ ist propper ausgestattet und aufwändig umgesetzt. Inhaltlich setzt „The Paradise“ voll auf Unterhaltung und vertut damit einiges an Potential.

Die junge Denise Lovett (Johanna Vanderham) sollte eigentlich im Schneidergeschäft ihres Onkels arbeiten, doch seit direkt gegenüber das Kaufhaus „The Paradise“ eröffnet hat, gehen die Geschäfte sehr schlecht. Kurzentschlossen bewirbt sich Denise bei der übermächtigen Konkurrenz.

Weil sie dem Inhaber John Moray (Emun Elliot) gleich ins Auge fällt, bekommt sie eine Anstellung als Verkäuferin. Doch ihre Vorgesetzte Miss Aubrey (Sarah Lancashire) ist streng und konservativ. Auch ihre Kolleginnen machen es dem Landei nicht leicht, vor allem Clara (Sonya Cassidy) die Dienstälteste wittert Konkurrenz. Und es dauert nicht lange, bis Denise sich als ideenreiche Verkäuferin zeigt.

Kaufhausbesitzer und Witwer John Moray weiß um seinen Charme und setzt diesen auch ein, um geschäftliche Vorteile zu erzielen. Seine Beziehung zu Katherine Glendenning (Elaine Cassidy) dient auch dazu, ihren reichen Vater (Partrick Malahide) als Geldgeber ins Boot zu holen. Denn der englische Adel steht dem neumodischen Kaufhaus äußerst skeptisch gegenüber.

Zeiten ändern sich

Die BBC-Serie aus der Feder von Serienroutinier Bill Gallagher basiert auf dem Roman „Das Paradies der Frauen“ des französischen sozialkritischen Romanciers Emile Zola. Der hatte auch versucht anhand der Geschichte um ein Kaufhaus den Niedergang des Einzelhandels und Auswirkungen auf die städtische Gesellschaft zu beschreiben. Von diesem kritischen Ansatz bleibt in der grandios ausgestatteten Serienadaption allerdings nicht mehr viel über. Stattdessen setzt „The Paradise“ vor allem auf romantische Verflechtungen und unterhaltsame Inszenierung von Verkaufsmechanismen in dieser konservativen Zeit.

Bisweilen geht es zu wie bei Dickens und mit dem Faktotum Jonas (David Hayman) und dem im Kauhaushof geborenen Laufburschen Arthur (Finn Burrage) gibt es in diesem Kostümreigen auch zwei eigenwilligere Nebenfiguren. Auch das Verhältnis des im Niedergang begriffenen Adels und des emporstrebenden Kaufmannswesen hätte einiges mehr an Konfliktpotential zu bieten, als die Frage, ob Moray denn nun Lady Glendenning heiraten wird oder nicht. Dass er sich in die scheinbar geistesverwandte Denise verguckt hat, ist bei der Klärung nicht gerade hilfreich, im Serienkonstrukt aber durchaus eine unerschöpfliche Quelle von Nebenhandlungssträngen.

Stimmungsmäßig und von der Konstellation der Figuren ist „The Paradise“ irgendwie mit „Das Haus am Eaton Place“ vergleichbar: lauter dienstbare Geister huschen durch die Gänge und Hallen und sind doch im Wesentlichen damit beschäftigt, wie es der Herrschaft wohl gehen mag. Dabei kommen auch immer mal wieder eigene, alltäglich Problemchen zu Tage. Nostalgisch überhöht wirkt das bisweilen wie eine schöne heile Kaufhauswelt.

Insgesamt setzt „The Paradise“ sehr auf Romanze und Ausstattung und weiß seine Reize auch durchaus gekonnt in Szene zu setzten. Etwas mehr dramatische Fallhöhe hätte der Serie allerdings gutgetan. So herrscht Nostalgie vor und wird sicher auch zu einer weiteren Staffel im Kaufhaus „The Paradise“ führen.

Die BBC produzierte noch eine zweite Staffel der Erfolgsserie und die Gesamtbox ist für das deutsche Home-Entertainment bei Polyband erschienen.

Serien-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

The Paradise – Haus der Träume
OT: The Paradise – Season 1,
Länge: 8 Folgen, 480 Minuten, GB, 2012
Idee: Bill Gallagher
Vorlage: Roman „Das Paradies der Frauen“ von Emile Zola
Regie: Marc Jobst, et al
Mitwirkende: Joanna Vanderham, Emun Elliot, SarahLancashire
FSK. Ab 12 Jahren
Vertrieb: Polyband, WVG Medien
DVD-VÖ: 09.05.2013