Nun liegt auch die Finalausgabe der Garth Ennis Collection zum Thema “Hellblazer” vor. Und der nordirische Kultautor von „Preacher“ bringt das zu Ende, was er vor Jahren mit Zeichner Steve Dillon begonnen hat, die Hölle ist – mal wieder – hinter John Constantines Seele her. Außerdem enthält der Sammelband ein Special, in dem Kit im Mittelpunkt steht und Ennis‘ einmalige Rückkehr zu Hellblazer vier Jahre später, dieses mal von John Higgins in bunte Bilder gepackt.
In London herrschen blutige Unruhen, die vom massiven Auftreten der englischen Neonazis von der BNP (Britisch National Party) ausgelöst werden. Zusammen mit Immobilienspekulation ist das in den Sozialsiedlungen eine brisante Mischung, in die auch einige von John Constantines Freunden verwickelt sind. In der Hölle setzt die Dämonin Astra Satan derweil einen Floh ins Ohr, wie er doch noch an Constantines Seele kommen kann. Dazu braucht es allerdings das Herz des Erzengels Gabriel, dass der Dämonenjäger Constantine in seinem Besitz hat. Constantine trifft außerdem zufällig eine ehemalige Freundin, die als Junkie und Prostituierte in der Gosse gelandet ist und spannt jeden, den er finden kann ein, um ihr zu helfen. Eine ebenso undankbare wie verzweifelte Aufgabe.
Mit dem Storybogen das letzte Gefecht, geben Ennis und Dillon noch einmal alles, um den kettenrauchenden Antihelden Constantine zu gewohnt derber Form auflaufen zu lassen. Nicht umsonst knüpft „Das letzte Gefecht“ an die Geschichte an, mit der Garth Ennis einst seinen furiosen zu erfolgreiche Comicserie nach fast vier Jahren beruhigt in andere Hände legen. Wohl wissend, dass es schwer wird, diese Phase noch zu toppen. Na ja, mit „Preacher“ legen Ennis und Dillon dann ja schon zu „Hellblazer“-Zeiten in Ennis Hirn herumspukten.
Quasi als Nachklapp liefern die beiden dann 1997 noch ein „Hellblazer“-Special ab. In „Heartland“ muss sich Constantines große Liebe Kit mit ihrer Familie in Belfast herumschlagen. Nicht immer einfach, vor allem weil die jüngste Schwester Kit und der verstorbenen Mutter die Schuld gibt, dass ihr Vater die Familie sitzen gelassen hat. Dass der Gute ein notorischer Säufer war, der auch noch zu häuslicher Gewalt neigte, verdrängt Kits Schwester konstant. Trotzdem keine gute Idee, sich mit Zeichnungen von John Higgins (u.a. „Before Watchmen“) zwar absolut gelungen, haben aber einen komplett anderen Drive als Dillons Stil. Es geht actionlastiger aber psychologisch auch weniger nuanciert zur Sache, wenn sich Constantine mit den Auswirkungen seiner Dämonenbeschwörung auseinandersetzen muss. „Menschensohn“ weiß insgesamt auch zu überzeugen, hat aber nicht mehr die erzählerische Qualität des Ennis-Dillon-Runs in der Serie. Hier scheint sich der Kultautor einfach mal austoben zu wollen.
Die Finalausgabe der Garth Ennis „Hellblazer“-Collection ist eine zweischneidige Sache. Während „Das letzte Gefecht“ zu den unvergesslichen Constantine-Abenteuern zählt, lässt Ennis mit „Menschensohn“ eher die Horror-Sau raus, die Story selbst ist nicht gerade herausragend.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Hellblazer – Garth Ennis Collection Volume 5: Das letzte Gefecht
OT: Hellblazer 78-83, 129-133, Hellblazer Special ”Heartland”, Vertigo, 1994, 1997, 1998
Genre: Horror, Erwachsenencomic
Autor: Garth Ennis
Zeichner: Steve Dillon, Glenn Fabry (Cover), John Higgins
Übersetzung: Gerlinde Althoff
ISBN: 978-3-86201-982-83
Verlag: Panini, 332 Seiten, Hardcover
VÖ: 20.05.2014