Wolverines Megaband 2: Pläne, Lösungen und Probleme

WOLVERINESMEGABAND2_vorschauAch, bei Marvel Comics ist ja demnächst, nach dem Event „Secret Wars”, sowieso alles neu und kaum etwas soll so bleiben wie es war. Daher fällt es auch nicht ins Gewicht, dass man im „Haus der Ideen“ auf den Einfall kam, Wolverine zu töten. Wer weiß schon, ob uns Logan nicht doch wieder freundlich raubtierhaft angrinsen wird. Der Tod von Wolverine hat jedenfalls die Comic-Serie Wolverines nach sich gezogen. Die Autoren Charles Soule und Ray Fawkes schicken eine bunt zusammengewürfelte Truppe ins Rennen, die um ihr Überleben kämpft. Mit dem zweiten bei Panini erschienen Sammelband und nach 20 US-Ausgaben ist das Abenteuer auch schon wieder beendet. 

Wer die Story bislang nicht verfolgt hat, kann und sollte in der Kritik zu Wolverines 1 nachlesen, was geschehen ist.  Wie auch immer: Mystique versucht ihre große Liebe Destiny von den Toten zu erwecken, dazu braucht sie die Hilfe diverser, mit Wolverine verbundenen Superhelden und muss sich nicht nur mit den Supersöldnern der Zukunfts-AG herumschlagen, sondern auch mit Sinister, der die Überreste von Wolverine unter seiner Kontrolle hat. Doch es wird immer schwieriger die zusammengewürfelte Truppe unter Kontrolle zu behalten und zu lenken. Vor allem  Daken bekehrt konstant auf und auch der Rest der Alliierten traut Mystique nicht weiter über den Weg als man spuken kann.

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Die beiden Autoren Charles Soule und Ray Fawkes haben sich von Beginn der Serie „Wolverines“ an brav abgewechselt und immer jeweils eine wöchentlich erscheindene US-Ausgabe geschrieben. Das bleibt auch weiterhin so. Ebenfalls kommen hier wieder etliche Comic-Künstler zum Einsatz und dürfen zeigen, was sie drauf haben. Das zeichnerische Konzept hat einiges versprochen und auch an Dramaturgie wurde in den erstenAausgaben ziemlich viel aufgebaut.

Doch um es kurz zu machen: Die zweite Hälfte der „Wolverines“-Serie lässt das Potential weitgehend ungenutzt verpuffen. Wäre das ein Schachspiel, würde ich sagen nach einer erfolgreichen, ausgedehnten Eröffnung geht „Wolverines“ direkt zum Endspiel über. Das eigentlich spannende Mittelspiel, in dem sich Interaktion, Spannung  und Konflikte entwickeln, kommt eindeutig zu kurz. Die Charaktere werden nicht vernünftig ausgelotet und auch die Beziehungen untereinander bleiben häufig konventionell und ziemlich an der Oberfläche. Ein bisschen Rache hier, ein wenig Liebelei dort und immer nur das ewige Misstrauen, reichen nicht aus, um die Story über ihre ganze Länge interessant zu gestalten.

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Stattdessen kommen noch einige populäre Gastauftritte hinzu, die die Geschichte noch mehr zerfasern. Wahrscheinlich war das von Marvel dazu gedacht, das sinkende Schiff noch ein wenig über Wasser zu halten, hat aber im Gesamtzusammenhang eher den gegenteiligen Effekt. Vielleicht zeigt sich an „Wolverines“ auch nur, dass es kommerziell schwierig ist, einen beliebten Comic-Helden einfach sterben zu lassen.

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Da holen die Autoren zwar eine recht überraschende Wendung aus dem Fantomelle und Culpepper Storybogen, aber so richtig überzeugend ist das dann auch nicht. Auch der Showdown mit seinen actionreichen Wendungen verspricht mehr als letztlich rüberkommt. Ob die Auflösung dann funktioniert, muss jeder für sich selbst entscheiden; mir war es ein bisschen zu unbefriedigend. Aber wer weiß, vielleicht bleibt der eine oder andere Charakter aus dem Waffe-X-Programm den Lesern ja erhalten.

Der Abschluss der „Wolverines“-Serieim Megaband 2: Die Lebenden und die Toten“ kann das Potential der Figuren und der Geschichte nicht ausschöpfen. Nicht nur das zu häufige Springen zu einzelnen Teammitgliedern, sondern auch das sehr unterschiedliche Artwork entpuppt sich dabei eher als zerfahren, denn als virtuose grafische Bereicherung.

Comic-Wertung:5 out of 10 stars (5 / 10)

WOLVERINESMEGABAND2_Softcover_588Wolverines Megaband 2: Die lebenden und die Toten
OT: Wolverines 11 – 20, Marvel Comics, 2015
Genre: Superhelden, Serie,
Autoren: Charles Soule, Ray Fawkes
Zeichner: Ariela Kristantiana, Ario Anindito, Jason Masters Salvador Larroca, et al.
Übersetzung: Jürgen Petz
Verlag: Panini Comics, Softcover, 220 Seiten
VÖ: 29.01.2016