So ein wenig hat sich Panini Comics, die hierzulande die Superhelden-Abenteuer aus den US-Häusern Marvel und DC vertreiben, auf die Verfilmungen eingeschossen, was das Veröffentlichen des jeweiligen Backkataloges angeht. Anfang 2019 kommt mit „X-Men: Dark Phoenix“ das nächste Kapitel von Marvels Mutanten-Saga in die Kinos. Anlass genug, die vergriffenen Stories in „X-Men: Phoenix“ wieder aufzulegen. Darin kehrt die zerstörerische Phoenix-Kraft auf der Suche nach einem Wirt zurück zur Erde.
Also, um das gleich klarzustellen: Die Comic-Ausgabe „X-Men: Phoenix“ enthält zwei US-Miniserien aus der Feder von Autor Greg Pak. Mit der Story zum Film hat das nur am Rande zu tun. Der kommende Film basiert auf der „Dark Phoenix“-Saga von Autor Chris Claremont und den Zeichnern Dave Cockrum und John Byrne, die 1980 erschienen ist. „Dark Phoenix“ wurde bei Panini Comics im September 2018 ebenfalls aufgelegt. Greg Pak hat 2005 in „X-Men: Phoenix – Endsong“ für eine Rückkehr der Phoenix-Kraft gesorgt.
Über fünf US-Ausgaben, die Zeichner Greg Land illustrierte, versuchte der Phoenix seine „Wirtin“ Jean Grey wiederzuerwecken. Weil die Serie so populär war, folgte 2006 eine fünfteilige Fortsetzung, „X-Men: Phoenix –Warsong“, in der der Phonix einen neuen Wirt sucht und sich mit den Stepford Kuckucksschwestern verbindet. Aber keine Bange, die weiterführenden Links zu all dem Info-Overload finden sich am Ende der Rezension.
Wie dem auch sei, die Geschichten wurden bei Panini bereits 2012 veröffentlicht, waren aber vergriffen. Autor Greg Pak („Planet Hulk“) ist immer für eine kosmische Überraschung und eine turbulente Story, in der auch Helden aus der zweiten Reihe mal etwas zu tun bekommen. Die X-Men anno 2005 sind ein bunter Haufen mit einigen routinierten Mitgliedern wie Storm, Cyclops, Wolverine und Beast, aber auch Emma Frost, die mit Cyclop liiert ist, gehört zu der Truppe. Die Schüler von Charles Xaviers Mutantenschule mischen in beiden Stories auch munter mit.
Wer also nicht ganz so firm in der X-Men-Historie ist, braucht ein bisschen, um in die Story hineinzufinden. Allein die kosmische Kraft, die nach dem mythischen Vogel Phoenix benannt ist, ist eine sehr abstrakte Energie mit Bewusstsein. Die außerirdischen Shi’ar, die dumm genug sind, die Energie wieder zu erwecken, kennt vielleicht auch nicht jeder Comic-Leser.
Gleiches gilt für die Stepford Kuckucke und Quentin Quire alias „Kid Omega“, der in beiden Geschichten eine tragende Rolle spielt. Doch hat man sich in die Geschichten erst einmal eingelesen, dann macht das absurde Spiel mit Bewusstsein und Energiezuständen auf nerdige Art und Weise auch Spaß.
Das Artwork hingegen bleibt vor alem in „Endgesang“ speziell. Das liegt vor allem an der Kolorierung, die sehr computergeneriert und glatt wirkt und die Charaktere ihrer Comic-Konturen beraubt. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Auf ihre eigene Weise wirken die Illustrationen durchaus dynamisch. Vor allem in der ersten Mini-Serie „Endgesang“ ist das aber von Justin Ponsor ziemlich auf die Spitze getrieben. Ehrlich gesagt, ist die Optik nicht so mein Fall. In „Kriegsgesang“ sorgt dann Tyler Kirkham für die Zeichnungen und Sohn Star für die Farben. Die Optik wirkt wieder eher handgemacht, wenngleich mir bewusst ist, dass ohne Computerunterstützung im Mainstream-comic-Bereich heutzutage nichts mehr geht.
Mit der Neuauflage von „X-Men: Phoenix“ sorgt Panini rechtzeitig zum Filmstart von „X-Men: Dark Phoenix“ für eine lesenswerte Erweiterung der Backstory der beliebten Mutanten-Truppe. Inhaltlich ist „Phoenix“ allerdings schon speziell und alles andere als ein herkömmliches Superhelden-Abenteuer.
Comic-Wertung: (7 / 10)
X-Men: Phoenix
OT: X-Men: Phoenix – Endsong 1-5, X-Men: Phoenix – Warsong 1-5, Marvel comics, 2005, 2006
Genre: Comic, Superhelden,
Autor: Greg Pak
Zeichner: Greg Land, Tyler Kirkham
Farben: Justin Ponsor, John Star
Übersetzung: Jürgen Petz
Verlag: Panini Comics, Softcover, 260 Seiten 260
VÖ: 18.12.2018
X-Men: Phoenix-Endsong bei wikipedia (Englisch)
X-Men: Phoenix-Kriegsgesang bei wikipedia (Englisch)
X-Men: Dark Phoenix-Saga bei wikipedia (Englisch)