Die Brücke – Transit in den Tod: Staffel 4 – Das Finale

Das skandinavische Thriller-Serienformat „Die Brücke“ ist beinahe so epische wie die namensgebende Brücke, die Dänemark und Schweden miteinander verbindet. Doch die vierte Staffel von „die Brücke“ bedeutet für Zuschauer auch den Abschied einer der interessantesten Polizistenfiguren der letzten Jahre. Die in sich abgeschlossene vierte Staffel erscheint Anfang Dezember 2018 bei Edel Motion für das Home-Entertainment. Ein furioser Ausklang.

Obwohl die einzelnen Staffeln der TV-Thriller-Serie „Die Brücke“ jeweils inhaltlich abgeschlossen sind und eine ausufernde und spannende Ermittlung beinhalten, wird das Privatleben der Ermittler weitergesponnen. Da die schwedische Polizistin Saga Norén (Sofia Helin) bereits in der dritten Staffel mit ihrem dänischen Kollegen Hendrik Sabroe (Thure Lindhardt) zusammengearbeitet hat, ist es eventuell ratsam, sich die damaligen Ereignisse noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Zwingend ist das allerdings nicht, da die routinierten Drehbuchschreiber der Serie die notwendigen Informationen an gegebener Stelle einstreuen.

Zu Beginn der vierten Staffel von „Die Brücke“ sitzt Saga in Schweden im Gefängnis, da sie beschuldigt wird, ihre Mutter getötet zu haben, die sich in der Vergangenheit schlecht um Saga und ihre jüngere Schwester gekümmert hatte. Die Kommissarin, die an einer leichten Form von Autismus leidet, hat Schwierigkeiten damit, Emotionen auszudrücken oder zu nachzuempfinden. Der Gefängnisaufenthalt setzt ihr aber spürbar zu.

Polizistin in Gewahrsam

Als unter der „Brücke“ die Kopenhagen und Malmö miteinander verbindet, die gesteinigte Leiche einer dänischen Politikerin gefunden werden, ermitteln Hendrik und sein neuer Kollege Jonas (Mikael Birkkjær) zunächst in Dänemark, aber schon bald führt die Spur eines eventuelle Verdächtigen nach Schweden. Hendrik ersucht um Polizei-Kooperation, doch Saga, mit der er auch eine Art Beziehung hat, steht dafür nicht zur Verfügung. Zudem hat der dänische Kommissar noch mit den geistern der Vergangenheit zu kämpfen. Seine Frau und seine beiden Töchter sind vor acht Jahren spurlos verschwunden.

Die Spur der Polizei führt zu einer selbsternannte linken Aktivistengruppe namens „Red October“, doch die Ermittlungen geraten schnell ins Stocken. Dann taucht eine weitere Leiche auf: ein Krankenhausclown stirbt auf seltsame Weise in seinem Whirlpool. Allerdings ist sich die Polizei nicht sicher, ob nicht eine Verwechslung vorliegt. Denn der Zwillingsbruder des Opfers ist ebenjener Journalist, der als Experte für linksextreme Kampfgruppen und Terrorzellen gilt.

Roter Oktober

Die erste Folge der abschließenden Staffel des großartigen Thriller-Serienformats „Die Brücke“ zeigt auf Eindrucksvolle Weise wie sehr die Serie von ihrer Hauptfigur abhängig ist. während Sage noch im Gefängnis sitzt, kommt die Serie mit ihrer Figurenaufstellung nur sehr schleppend voran. Es ist kein Geheimnis, an dieser Stelle zu behaupten, dass die Brücke in jeder Hinsicht erst Fahrt aufnimmt, als Saga aus dem Gefängnis kommt. Dann aber stellt sich schnell wieder die düstere und unheilsschwangere Atmosphäre ein, die bereits die vorangegangenen Staffel von „Die Brücke“ ausgemacht hat.

Neben der Ermittlungen zur aktuellen Mordserie, die zwar kniffelig zu durchschauen ist und auch die eine oder andere Überraschung bereit hält, ist es vor allem Sagas Privatrecherche, die der Serie Tiefe und Dynamik verleiht. Aus zunächst unbekannten Gründen und weil bei den Mordermittlungen zwei obdachlose Teenager-Schwestern auftauchen, setzt sich Saga in den Kopf, nach den Töchtern von Hendrik zu suchen, die vor acht Jahren so spurlos verschwunden sind und den Kommissar zeitweise in eine Drogenabhängigkeit geführt haben.

„Brücke“-Erfinder und Drehbuchautor Hans Rosenfeldt, der als Thriller-Autor die eine Hälfte des erfolgreichen Schriftsteller-Duos Hjort & Rosenfeldt ist, das die Bestseller um Sebastian Bergmann verfasst, ist ein versierter Drehbuchautor. Hans Rosenfeld schließt im Interview, das als Bonus-Material enthalten ist, eine Fortsetzung der Serie beinahe kategorisch aus. Und in der Tat, wirkte die Serie schon nach der dritten Staffel mehr oder minder zu Ende erzählt.

Überraschende Fortsetzung

Dass dann noch die aktuelle Staffel, die allerdings „nur“ acht und nicht zehn einstündige Folgen beinhaltet, produziert wurde und auch inhaltlich zu überzeugen weiß, ist in Anzeichen für die große Qualität und das Potential der Serie. Nun aber, am Ende von Staffel 4 scheint die Geschichte der eigenwilligen und autistischen Kommissarin ebenso endgültig wie stimmig und stimmungsvoll ausgereizt.

Im direkten Vergleich der vier Staffeln von „die Brücke- Transit in den Tod“ sind die jeweils ersten Kooperationen von Saga mit ihren Kollegen Martin und Hendrik die stärkeren Thriller, die jeweils zweiten die psychologisch interessanteren. Vielleicht fällt „Das Finale“ daher gegenüber den Vorgängern ein wenig ab, aber ihren düsteren Sog entwickelt die Staffel ebenso wie ihre Vorgänger.

Mit ihrer (Anti-)Heldin Saga hat sich Schauspielerin Sofia Helin ebenso unsterblich in die Krimi-Annalen eingebrannt wie ihre dänische Polizei-Kollegin Sarah Lund in „Das Verbrechen“. Die verdiente Pension der beiden Kommissarinnen reißt erhebliche Lücken in die TV- und Krimi-Landschaft, die gilt es zukünftig mit ebenso eigenwilligen, starken und interessanten Charakteren zu füllen. Wir bleiben gespannt, wer die Nachfolge der legendären Ermittlerinnen antritt.

Insgesamt ist die finale vierte Staffel der Serie nicht die beste, aber ein würdiger Abschluss, der immer noch locker einen Großteil der Konkurrenz auf dem Sektor der Thriller-Serien in den Schatten der Bedeutungslosigkeit stellt. Die Koproduktion von Dänemark, Schweden und Deutschland ist insgesamt ein Highlight des Genres.

Serien-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Die Brücke – Transit in den Tod: Staffel 4 – Das Finale
OT: Broen/Bron 4
Genre: Krimi, Thriller, Serie
Länge: 466 Minuten, DK / S / D 2018,
Regie: Hendrik Georgssen, Rummle Hammerich
Idee & Drehbuch: Hans Rosenfeldt, Camilla Ahlgreen et al.
Darsteller: Sofia Helin, Thure Lindhardt, Sarah Boberg, Mikael Birkkjær
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: ZDF Enterprises / Edel Motion
DVD- & BD-VÖ: 07.12.2018