Gute Nachrichten für Anime-Fans hierzulande: Universum Anime veröffentlicht in diesem Herbst eine ganze Reihe neuer Serien, die in Japan schon mit großem Erfolg gelaufen sind. Unter anderem auch „Made In Abyss“. Das Fantasy-Abenteuer nach dem gleichnamigen Manga von Akihito Tsukushi besticht vor allem durch eine toll ausgearbeitete Fantasy-Welt und ein turbulentes Abenteuer.
Das Mädchen Riko lebt in der Stadt Ozu, die um einen riesigen Krater von enormer unerforschter Tiefe herum erbaut wurde. Wie viele andere Kinder wird Riko in einer Schule als Reliktsammlerin ausgebildet. Der Abgrund, der Abyss genannt wird, baut sich – so weit erforscht – aus diversen Schichten auf, die jeweils andere Gefahren und Bedrohungen für das Leben der Relikt-Sammler und Forscher beherbergen. Neben physikalischen Extremen sind das vor allem monströse und gefährliche Lebewesen.
Gerade hat die unerfahrene Schatzsucherin Riko in einer der oberen Abyss-Schichten etwas Interessantes entdeckt, da wird sie von einem Monster angegriffen. Doch die Reliktsammlerin bekommt unerwartet Hilfe. Den bewusstlosen Jungen, der nach der Attacke im Gras liegt, hält Riko für einen Roboter. Ungeachtet der Frage, ob das Wesen selbst ein Relikt ist, das Riko abgeben müsste, nimmt sie den Jungen mit und freundet sich mit ihm an. Als Tarnung nennen Riko und ihre Freunde den Jungen Reg und schleusen ihn als Waisenjunge aus der Stadt in den Schatzsucher-Unterricht.
Dann aber taucht ein Forscher aus den tieferen Schichten des Abyss auf und hat Ausrüstung von Rikos verschwundener Mutter dabei – und eine mysteriöse Nachricht, die für Riko bestimmt zu sein scheint: „Ich warte auf dich am Grund des Abyss“. Euphorisch macht sich Riko gegen die Warnung ihrer Freunde auf die Suche nach ihrer Mutter und auf den Weg in den Abgrund. Reg, der Roboterjunge mit den Teleskoparmen begleitet sie bei ihren Abenteuern.
Japanische Animationen und Comics haben schon immer ihre Eigenheiten gepflegt, die den westlichen Betrachter ein bisschen befremdlich erscheinen. Fans brauche ich darauf nicht hinzuweisen, aber wer unbedarft einen Blick in die Fantasy-Serie „Made in Abyss“ wirft, wir von zwei Aspekten irritiert sein. Zum einen wären da die beinahe willkürlich eingestreuten, im Grunde aber harmlosen Anspielungen auf Sexualität, die bei den Charakteren immer wieder für peinliches Erröten sorgen; wie etwa die Schulstrafe, nackt aufgehängt zu werden, oder die „wissenschaftliche“ Untersuchung des Roboterjungen.
Zum anderen wird Anime-Neuklinge das Charakterdesign irritieren: Die Teenies in „Made in Abyss“ sind allesamt im so genannten „Moe“-Stil angelegt, sollen betont niedlich sein und haben dies großen Manga-Kulleraugen in allen Farben des Regenbogens. Dazu kommt natürlich auch noch eine leicht überdrehte Art der Hauptfigur, sich auf Abenteuer einzulassen.
Nachdem diese beiden Aspekte erst einmal verarbeitet sind, entfaltet „Made in Abyss“ eine ganz großartig ausgearbeitete Fantasywelt, in der sich tatsächlich alles um den unergründlichen Abgrund und seine Geheimnisse dreht. Zunächst sieht das Setting der Stadt Ozu aus, wie um einen Vulkankrater herum angelegt, aber sobald die Abenteurer sich in die Tiefe begeben, werden hier – quasi Schicht für Schicht – phantastische Welten mit außergewöhnlichen Lebewesen offenbart. Das Artwork ist dabei schlicht großartig und die tollen Hintergründe allein sind schon eine Entdeckungsreise wert.
Zusätzlich wird der Abyss anhand eines Forschungsberichtes vorgestellt, der mit vielen Illustrationen versehen ist und für eine andere, wesentlich haptischere Optik dieser fantastischen Welt sorgt. Das ist beinahe so, als hätte Mangaka Akihito Tsukushi sich Alexander von Humboldts bekannter Zeichnung der Vegetationszonen eines Bergs inspirieren lassen und diese mit Breugels Gemälde „Turmbau zu Babel“ zu einem spannenden Abenteuer versponnen. Ganz so duster ist es aber nicht in „Made in Abyss“ – zumindest in den ersten sieben Folgen der ersten Staffel. Zwar tauchen hin und wieder Skelette und Menschenfressende Monster auf, aber im Großen und Ganzen, ist die Story nicht auf Gruseleffekte ausgelegt, sondern auf eine fantastische Abenteuerreise.
Etwas unbefriedigend bleibt allerdings die Veröffentlichungsweise der Serie in verschiedenen Volumes wie man das bei Universum Anime bereits gewohnt ist. Ich persönlich bin ein großer Freund davon, Serien-Staffel komplett zu veröffentlichen. So muss der Zuschauer und Fan nicht auf die Fortsetzungen warten. Was gerade bei „Made in Abyss“ Staffel 1 Volume 1 mit einem arg spannenden Cliffhanger nach Folge sieben zu einer Zwangspause führt. Aber Volume 2, das die erste und bislang einzige Staffel abschließt, soll im September erscheinen. Ich bin gespannt.
„Made in Abyss“ ist ein spannendes Fantasy-Anime, bei dem es viel zu entdecken gibt und die Produktion und das Artwork für Schauwerte sorgen, die zum Teil spektakulär sind. Dazu ist die Geschichte der jungen Heldin originell und geheimnisvoll.
Serien-Wertung: (7,5 / 10)
Made in Abyss – Staffel 1 –Volume 1
Genre: Anime, Fantasy,
Länge: ca 161 Minuten (6 x 25 + Bonus )
Regie: Masajuki Kojima
Manga-Vorlage: „Made in Abyss“ von Akihito Tsukushi
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Universum Anime
DVD- & BD-VÖ: 3. August 2018
Made in Abyss bei Universum anime
Copyright der Bilder:
©2017 Akihito Tsukushi, TAKE SHOBO/MADE IN ABYSS PARTNERS