Aus dem Archiv in den #Seriapril: „The Hour – Staffel 1“ von 2011.Die Britische Miniserie „The Hour“ verpackt das Innenleben einer BBC-Nachrichtensendung geschickt in eine politische Thrillerhandlung und sorgt so für spannende Unterhaltung mit sehenswerter Besetzung. Kein Wunder, dass das erfolgreiche Serienkonzept auch in die zweite Runde geht.
Im Sommer 1956 geht bei der BBC ein neues Politmagazin auf Sendung: „The Hour“ heißt das neue Format und wendet sich eher dem kritischen Journalismus zu als weiter die bewährten Wochenschauformate zu bedienen.
Verantwortlich für die Sendung ist die junge Journalistin Bel Rowley (Romula Garai). Der britischen Regierung passt die kritische Ausrichtung der Sendung nicht ins Konzept und man versucht, während sich die Sues-Krise anbahnt, redaktionell Einfluss auszuüben – nicht immer nur mit netten Mitteln.
Bel Rowley und ihre Sendung geraten schnell unter Druck, vor allem weil Moderator Hector Madden (Dominic West) anfangs alles andere als souverän rüberkommt und Bels Freund und Kollege Freddy Lyon (Ben Wishaw) immer wieder mit seinen Recherchen und seiner schnoddrigen Art aneckt. Freddy ist einem vermeintlichen Komplott auf der Spur, nachdem sich eine Freundin aus gutem Hause angeblich das Leben genommen haben soll. Während des Krieges war Freddy als Junge bei der wohlhabenden Familie untergebracht und er glaubt nicht an den Freitod. Durch seine Recherchen bringt er sich auch selbst in Gefahr.
Journalismus und Politik
Zugegeben, „The Hour“ hat vor allem viel gelungenes zeitgenössisches Dekor zu bieten und es dauert ein wenig, bis sich die Handlung in den verqualmten Redaktionsräumen der BBC ausbreitet. Vielleicht gibt es da Parallelen zu der Amerikanischen Erfolgsserie „Mad Man“ die ja auch vom Retrocharme der 1960er lebt. Doch viel britischer als in „The Hour“ geht es kaum und die großartige Besetzung kann sich durchaus sehen lassen. Kein Wunder dass es dafür auch diverse Nominierungen gab.
Alles in allem sind die sechs Stunden Spielzeit ziemlich kurzweilig, was auch daran liegt, dass sich Serienautorin Abi Morgan („Die eiserne Lady“, „Shame“) nicht nur auf das Thriller-Setting verlässt, sondern die Handlung auf ihre drei Hauptcharaktere verteilt und diese gleichberechtigt in Szene setzt. Mit Bel Rowley steht eine dynamische Frauenfigur im Mittelpunkt, die auch aufzeigt, wo in den 1950ern die Reibungsfläche zwischen Emanzipation und konservativen Gesellschaft verläuft.
Ein wenig Romanze ist in „The Hour“ auch erlaubt und so steht Bel zwischen ihrem nicht-Beziehungsfähigen Ex Freddy, der von journalistischem Ruhm träumt, und Moderator Hector, der zwar in eine reiche Familie eingeheiratet hat, aber als Moderator nun seine letzte berufliche Chance sieht. Da zeichnen sich auch Klassenkonflikte ab und politische Verwicklungen von Rundfunk, Regierung und House of Lords werden auf unterschiedlichen Handlungsebenen ausformuliert.
Die britische Miniserie „The Hour“ macht in der ersten Staffel Lust auf mehr. Zwar sollte man den historischen Kontext nicht allzu kritisch hinterfragen, aber zu einem niveauvollen Politthriller hat die Serie allemal das Zeug.
Serien-Wertung: (7 / 10)
The Hour – Staffel 1
OT: The Hour – Season 1
Genre: TV-Serie, Politik, Drama, Thriller
Länge: 360 Minuten (6 Episoden), UK, 2013
Idee: Abi Morgan
Regie: Jamie Payne et al.
Darsteller:innen: Dominic West, Romola Garai, Ben Wishaw,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Polyband / WVG (aktuell vergriffen)
DVD-VÖ: 28.06.2013