Passengers: Schlaflos ins Weltall

Wer nachts aufwacht und nicht wieder einschlafen kann hat zumindest den leichten Trost, dass er den Schlaf in der kommenden Nacht nachholen kann. Anders geht es da Jennifer Lawrence und Chris Pratt, die in dem Science-Fiction-Abenteuer „Passengers“ ungeplant aufwachen, während sie auf einer interstellaren Reise zu einer neuen Existenz sind, die länger dauert als eine Lebensspanne. Soviel zum Thema „Geplant war das anders“.

Wir professionellen Filmgucker wurden gebeten, nicht zu spoilern. Da halte ich mich gerne dran, aber für „Passengers“ ist eine Vorwarnung angebracht: Wer schon den einen oder anderen Science-Fiction-Film mehr gesehen hat als „Die Tribute von Panem“ und „Guardians of the Galaxie“ schwebt im Kinosaal in höchster Gefahr deja-vus zu erleben, denn „Passengers“ holt sich bei etlichen Filmen ausgedehnte Anregungen. Kann man das als Zuschauer auch als Hommage goutieren, dann ist die „Lost in Space“ – Romanze recht unterhaltsam.

Aber der Reihe nach: Die rund 5000 Passagiere und die Crew befinden sich an Bord eines luxuriösen Raumschiffes auf dem Weg zur interstellaren Kolonie Helmsted II. Der Flug dauert 120 Jahre und die Reisenden befinden sich im Hyperschlaf.  Das Raumschiff fliegt auf Autopilot und die Passagiere sollen erst einige Monate vor Ankunft geweckt werden und sich auf ihre neue Existenz vorbereiten. Daher denkt sich der Maschinenbauer Jim Preston (Chris Pratt) nichts Böses, als er von der automatisierten Hyperschlafkapsel geweckt wird. Doch Preston stellt fest, dass er als einziger wach ist und es noch 90 Jahre bis zum Ziel dauert. Preston gelingt es nicht, die defekte Kapsel wieder zu reparieren. Immerhin hilft ihm der androiden Barkeeper Arthur (Michael Sheen) die Zeit totzuschlagen – bis eine weitere Passagierin aus ihrem Hyperschlaf erwacht: Aurora Lane (Jennifer Lawrence) ist ebenso geschockt, mitten auf der Reise aus dem Schlaf gerissen worden zu sein wie Jim.

„Lost in Space“ ist schon fast eine eigene Untergattung der Science-Fiction. Das geht von „Silent Running“ mit Bruce Dern (deutsch: „Lautlos im Weltall“ , 1972) bis zu Duncan Jones „Moon“ (2009) und Kevin Eubanks „Love“ (2012) um nur einige zu nennen. Aber hier ist immerhin ein Pärchenauf dem riesigen Raumschiff gestrandet, dass romantisches Potential entfalten kann. Das hat allerdings so seine Tücken. Wie das eben so ist, wenn man eigentlich zu einem neuen Leben aufgebrochen ist und sich dann auf einer Insel in Raum und Zeit neu erfinden muss. Das Robinson-Pärchen schlägt sich dabei ganz wacker und auch unterhaltsam durch die 116 Filmminuten.

Was auch daran liegt, dass Regisseur Moren Tyldum („Headhunters“, „The Imitation Game“) optisch aus dem Vollen schöpfen kann und die Weltraum-Effekte in 3D ziemlich gut rüberkommen. Auch wenn man einiges schon anderswo gesehen hat. Auch das Setting zitiert einige ruhmreiche cineastische Beiträge, vor allem Stanley Kubrik. Das Script von Jon Spaihts („Darkest Hour“) stand auf der so genannten Blacklist, aussichtsreicher Filmstoffe, ist aber, wenn man es kritischer betrachtet recht eklektizistisch ausgefallen. Die Backstory der interstellaren Besiedelung ist recht stimmig, die Handlung offenbart im späteren Verlauf so ihre Tücken und auch ihre schwächen. So kommt es auch zu einigen Durststrecken im Film, die aber von den beiden angesagten  Darstellern Chris Pratt (der sich seit seinem Buddy-Auftritt in „Wanted“ ziemlich gemausert hat) und Jennnifer Lawrence  recht fotogen überbrückt werden.

Für das anvisierte junge Zielpublikum wird „Passengers“ sicherlich gut und sehr unterhaltsam funktionieren, für etwas ältere Filmfans bietet das Science-Fiction-Abenteuer mit Abstrichen solide Unterhaltung.

Film-Wertung:5.5 out of 10 stars (5,5 / 10)

Passengers
OT: Passenger
Genre: Science-Fiction,
Länge: 116 Minuten, USA 2016
Regie: Morten Tyldum
Drehbuch: Jon Spaihts
Darsteller: Jennifer Lawrence, Chris Pratt, Michael Sheen, Laurence Fishburne,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Sony
Kinostart: 05.01.2017,