Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki: Ein braver Kerl

Kaum jemand außerhalb seines Heimatlandes kennt den finnischen Boxer Olli Mäki. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, weil seine aktive Zeit zu Beginn der 1960er Jahre lag und sein Titelkampf gegen einen Amerikaner relativ fix und klar verloren ging. Aber darum geht es in dem finnischen Sport-Drama „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ eigentlich auch nicht so sehr wie man annahmen mag. Wer auf finnische Melancholie und trockenen Humor steht darf sich ab dem 5. Januar 2017 auf einen beschwingten Ausflug in die finnischen 1960er freuen.

1962 bekommt der finnische Boxer Olli Mäki (Jarkko Lahti) die Chance im Fliegengewicht gegen den amtierenden Weltmeister aus den USA zu boxen. Ein Titelkampf und das vor heimischem Publikum in Helsinki. Na ja, ganz sei heimatlich ist die Großstadt nicht für den Bäcker aus der westfinnischen Stadt Kokkola und das Brimborium, das sein „Manager“ Elis Ask (Eero Milonoff) veranstaltet ist Olli auch eher suspekt.

Ausgerechnet in der Vorbereitungsphase auf jenen Karriere fördernden Kampf verliebt sich Olli Mäki in die adrette Raija (Oona Airola), die er auf einer Hochzeit kennenlernt. Doch während Elis seinen Boxer zum Volkshelden pushen will, ist der noch etwas zu Schwer für die Fliegengewichtsklasse. Das mag daran liegen, dass Olli Gedanken eher bei der Angebeteten sind, die es aber in Helsinki nicht lange aushält, weil sie sich überflüssig fühlt.

Bei den vergangene Filmfestival in Cannes wurde das Langfilm-Debüt von Regisseur Juho Kuosmanen mit dem Hauptpreis der Reihe „Un Certain Regard“ ausgezeichnet und das in Schwarz-Weiß gedrehte Biopic ist Finnlands Einreichung als Ausländischer Film für die diesjährige  Oscar-Verleihung. Wer nun aber einen typischen Sportfilm erwartet, wie man ihn so häufig aus Amerika serviert bekommt, der müsste eigentlich schon beim dem Begriff „Fliegengewicht“ stutzig werden. Nicht das sich die Jungs nicht auch auf die Glocke geben würden, aber bei einem Kampfgewicht bis 80 Kilo prallen definitiv keine Bisons aufeinander.

Als Boxer zu nett. Warum KO schlagen, wenn der Gegner schon verloren hat?

Viel eher nutzt Filmmacher Kuosmanen die Rahmenhandlung von Mäkis Titelkampf um ein Zeitgemälde zu malen und dabei die unterschiedlichen Motivationen, Träume und Hoffnungen der beiden Protagonisten, Des Boxers und seines Managers, auszuloten. Das geschieht in recht typisch finnischer Manier, wenn man mal die Filme der Kaurismäkis als Maßstab ansetzt. Das ist viel melancholischer Humor und etliches Augenzwinkern dabei, wenn Olli und Elis mit ihrem Unterfangen, das für etlichen Presserummel sorgt, zu scheitern drohen.

Und immer wieder sorgen die in beinahe dokumentarischer Schlichtheit gefilmten Schwarz-Weiß-Bilder dafür, dass man als Zuschauer sehr nahe am Geschehen und an den Charakteren ist. Anfangs muss man sich noch an die harten Schnitte gewöhnen, die wie Faustschläge eine Szene an die nächste setzen, dann aber greift das Erzähltempo des Film und rollt unaufhaltsam vorwärts.

Ein Held der Arbeiterklasse

Die Darsteller wirken erfrischend und unverbraucht. Eero Milonoff, der den Manager Elis spielt, kennt man zwar aus einigen Filmen („Populärmusik aus Vittula“, „Das Mädchen und der Rapper“, „Ella und das große Rennen“) aber seinem Kollege Jarkko Lahti, der auch schon seit Jahren im Geschäft ist, scheint die Rolle beinahe auf den Leib geschrieben. Die wortkarge, skeptische und ein bisschen linkische Art des Mannes der zur Berühmtheit wird  ist einfach grundsympathisch. Zudem weiß die Newcomerin Oona Airola in ihrer ersten großen Rolle zu bezaubern. Kein Wunder, dass Olli Mäki in Raija seine große Liebe findet.

„Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ ist weniger Sportfilm als vielmehr eine stimmige Mischung aus Drama und Romanze, die durchaus ihre sehr starken, eigenen Momente hat, aber auch ziemlich finnisch ausgefallen ist.

Film-Wertung:7 out of 10 stars (7 / 10)

Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki
OT: Hymyilevä mies
Genre: Drama, Sport, Biopic,
Länge: 93 Minuten, 2016, Fin/D/S/
Regie: Juho Kuosmanen
Darsteller: Jarkko Lahti, Oona Airola, Eero Milonoff, Joonas Saartamo
FSK: ab 6 Jahren,
Vertrieb: Camino Filmverleih
Kinostart: 05.01.2017

Olli Mäki bei Camino