Terror in Tokio – Volume 1: Ödipus und die namenlosen Kinder

Gerade ist bei Universum Anime der erste Teil der hochgelobten Serie „Terror in Tokio“ erschienen und nach den sechs Episoden ist man immer noch nicht schlauer als vorher. Wer die Spannung und den Cliffhänger nicht aushält, sollte bis zum Erscheinen der restlichen fünf Folgen am 10. Juli warten, bis er sich der sehenswerten Serie von „Cowboy Beebop“-Mastermind Shinichirô Watanabe widmet. Alle anderen erwartet jetzt schon eine hochklassig produzierte mysteriöse Serie von dem relativ jungen Animestudio MAPPA.

Zwei junge, namenlose Männer versetzen Tokio in Aufregung: Mit Bombenanschlägen sorgen Nine und Twelve für Beunruhigung in der Bevölkerung. Zusammen nennen sich die beiden „Sphinx“ und die Attentate werden jeweils von Youtube-Videos angekündigt, in denen die beiden der Polizei Rätsel aufgeben, die aber auch den Standort der jeweiligen Bombe beinhalten.

Aber Twelve und Nine haben ein Problem: Bei ihrer Ankunft in Tokio haben sich die beiden als Schüler ausgegeben und Mitschülerin Lisa Mishima hat die jungen Terroristen jetzt auf frischer Tat ertappt. Daher zwingen „Sphinx“ das Mädchen, als Mitwisserin Stillschweigen zu bewahren, dabei hat Lisa mit ihrer überfürsorglichen Mutter eigentlich ganz andere Probleme.

Warum die beiden die Anschläge veranstalten, bleibt zumindest über die ersten sechs Folgen von „Terror in Tokio“ im Dunkeln. Auch die Polizei ist ratlos, denn schnell stellt sich heraus, dass es sich keineswegs um einen Schulbubenstreich handelt. Einzig der geschasste Kommissar Kenjiro Shibazaki, der seine Arbeitstage Rätsel ratend im Archiv verbringt, scheint den Bombenlegern gewachsen zu sein. Er wird in den aktiven Dienst zurückbeordert und kommt der Terrorgruppe ziemlich nahe. Aber als das FBI in Tokio auftaucht, werden die Karten neu gemischt.

Der Auftakt von „Terror in Tokio“ ist Anime-Mastermind Shinichirô Watanabe ein bisschen zwiespältig gelungen: Nach einem actionreichen Prolog setzt die Handlung ein wie bei einem typischen Shōnen-Titel, also einem Manga oder Anime für männliche Teenager, die beiden Protagonisten werden in das typische Schulumfeld gesetzt und ziehen dort selbstredend die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Auch ist noch nicht abzusehen, ob der Terror hier nur als effektheischendes Beiwerk fungiert, oder ob die Attentate auch im Sinne der Handlung ein tragendes Element sind. Das zeichnet sich allerdings schnell ab und man kann „Terror in Tokio“ keinesfalls Sensationsgier und oberflächliches Spielen mit Bedrohungsszenarien vorwerfen.

Stattdessen entwickelt sich ein spannender Thriller, in dem das Rätselraten auf Basis der griechischen Sage von Ödius eine wesentliche Rolle spielt. Einen großen Anteil der Faszination von „Terror in Tokio“ macht aus, dass es sehr lange offen bleibt, was die beiden Jungen ohne Namen überhaupt antreibt. Das ist clever und stimmig konstruiert und wird mit einigen Flashbacks unterlegt, die aber gleichfalls mysteriös und rätselhaft bleiben. Auch die Charaktere sind gut und detailliert angelegt.

Produktionstechnisch kann sich „Terror in Tokio“ absolut sehen lassen, verquickt auf atmosphärische Weise unterschiedliche Stilistiken, weiß neue Medien stimmig zu integrieren und kann auch bezüglich Setting und Dynamik überzeugen. Art Director Hidetoshi Kaneko hat einen guten Job gemacht. Auch der Soundtrack der Serie, der von Watanabes langjähriger Weggefährtin Yôko Kanno stammt, sorgt für Abwechslung und gelungene Atmosphäre. Das alles verwundert auch nicht, wenn man weiß, dass hinter der relativ jungen Anime-Schmiede MAPPA der ehemalige Madhouse-Gründer Masao Maruyama steckt, der 2011 sein eigenes Animationsstudio aufmachte und weiß was gute Anime-Produktionen ausmacht.

Der erste Teil von „Terror in Tokio“ bietet also jede Menge zum Grübeln und vergisst dabei nicht, spannend zu unterhalten, ganz so wie man es sich von dem Geheimtipp des letzten Jahres versprochen hat. Die Klasse und Originalität von „Cowboy Bebop“ erreicht „Terror in Tokio“ allerdings nicht. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Serien-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Terror in Tokio Volume 1
OT: „Zankyo no Terror“, aka “Terror in Resonance”
Genre: Anime, Serie, Thriller
Länge: 6 Folgen a 25 Minuten, J, 2014
Regie  & Idee: Shinichirô Watanabe
Darsteller: Megumi Han, Kaito Ishikawa, Soma Saito
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Universum Anime
DVD- & BD-VÖ: 29.05.2015

Vorstellung Terror in Tokio Volume 2