Modus Anomali: Paranoia im Wald

Aus dem Archiv in den #Thrillzember: Modus Anomali von 2013. Aus Indonesien kam seinerzeit der nächste vermeintlich innovative Schocker, quasi nach „The Raid“. In „Modus Anomali“ dreht Regisseur und Autor Joko Anwar die Daumenschrauben fest und schickt seinen Helden alleine in den Wald. Neu ist das nicht, kann aber mit einem gelungenen und imposanten Twist beeindrucken. Für die Home-Entertainment Premiere gab es keine Jugendfreigabe.

Ein Mann (Rio Dewanto) wacht mitten im Wald auf. Er liegt in einem fast zugeschütteten Grab und hat keine Ahnung wo er ist, oder wer er ist. Mit dem Mobiltelefon lässt sich zwar eine Verbindung zur Außenwelt herstellen, aber ohne Infos kann auch keiner helfen. Desorientiert findet der panische Mann, der offenbar gerade im letzten Moment seiner Beerdigung entronnen ist, eine verlassene Hütte. Dort ist eine Videoinstallation vorbereitet, die zeigt, wie seine Frau brutal umgebracht wurde und da findet er auch schon die Leiche.

Langsam setzt auch die Erinnerung ein. Es stellt sich die Frage, wo denn die Kinder des Paares abgeblieben sind? Doch bevor sich der Mann darum kümmern kann, bemerkt er einen bewaffneten Typen, der auf die Hütte zukommt und flüchtet. Eine Hetzjagd um das Überleben beginnt.

Im Überlebensmodus

eu ist die Idee – wie eingangs erwähnt – nicht gerade, seine Protagonisten in einer verlassenen, unheilschwangeren Gegend auszusetzten. Regisseur Joko Anwar bewegt sich allerdings stilsicher durch seinen zweiten Horrorfilm und mit spärlichen Sounds und einem überschaubaren Budget von 200 000 US-Dollar kann der indonesische Horrorthriller durchaus gefallen. Die Effekte und die Schockmomente sind gelungen und sorgen für packende Genreunterhaltung, wenn man das angesichts der brutalen Morde so formulieren darf.

Modus Anomali“ bekam zu Recht keine Jugendfreigabe, kommt aber auch ohne übertriebenes Gesplatter aus.
Vor allem die Frage, was das Ganze denn eigentlich soll, hält die Spannung hoch. Und die Story wartet dann im richtigen Moment mit einem überraschenden Twist auf, der auch einige psychologische und gesellschaftliche Fragen aufwirft. Die an dieser Stelle zu diskutieren verbietet sich allerdings, weil sonst die Spannung wegfallen würde. Das würde mit das Zielpublikum bestimmt übel nehmen.

Weil „Modus Anomali“ in Indonesien produziert wurde, liegt ein Vergleich mit dem brutalen Action-Thriller „The Raid“ irgendwie nahe. So großartig, innovativ und temporeich ist Anwars vierter Spielfilm allerdings nicht geworden. Für das Horrorgenre, das seit Jahren daran krankte, dass es kaum neue Impulse gibt, wirkt „Modus Anomali“ aber erstaunlich frisch. Wobei sich diese Einsicht erst relativ spät einstellt. Außerdem scheint die indonesische Filmindustrie international mehr Beachtung zu bekommen. Das wird hoffentlich auch auf andere Genres ausstrahlen.

„Modus Anomali“ ist ein stimmig inszenierter, sehr effektiver Paranoia-Thriller, der mit seiner Dramaturgie gekonnt haushaltet und an den richtigen Stellen mit großteils überraschenden Effekten punktet. Genrefans können beruhigt zugreifen.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Modus Anomali
OT: Modus Anomali aka Ritual
Genre: Horror
Länge: 87 Minuten, IND, 2012
Regie: Joko Anwar
Darsteller: Rio Devanto
FSK: keine Jugendfreigabe, ab 18 Jahren
Vertrieb: Alive
Kinostart: nicht in Deutschland
DVD-VÖ: 05.04.2013