Runnning Against The Wind: Hoffnung und Träume in Addis Abeba

Träume und Hoffnungen gedeihen in ärmlicheren Verhältnissen scheinbar besonders gut. Oft genug ist das Leben dann doch überwältigend. Afrika wiederum bleibt immer noch ein unentdeckter Kontinent – gerade in Sachen Film. Der deutsche Regisseur Jan Phillip Weyl hat für sein Spielfilm-Debüt drei Jahre in Äthiopien gelebt und es ist der Geschichte um zwei Kindheitsfreunde anzumerken wie sehr der Regisseur das Land und seine Menschen schätzt. „Running Against The Wind“ ist Äthiopiens offizieller Oscar-Beitrag von 2020 und kommt nun bei uns in die Kinos.

In einem kleinen Dorf im Osten Äthiopiens wachsen die Jungen Solomon und Abdi zusammen auf. Als Solomons Vater stirbt sogar in einem Haus. Doch als die Dorfschule eingeweiht wird, klaut Solomon dem weißen Fotografen die Kamera. Der hatte den Jungen zuvor vorausgesagt, er würde Fotograf und Abdi werde Läufer, so wie der große Langstreckenläufer Haile Gebresilassi. Also macht sich der 12-Jährige Solomon auf in die Hauptstadt Addis Abeba um Fotograf zu werden. so hat es zumindest der weiße Fotograf prophezeit, dem Solomon die Kamera geklaut hat.

Die Jungen verlieren sich aus den Augen. Solomon überlebt in den Elendsvierteln von Äthiopiens Hauptstadt. Er hat eine Frau, Genet, und eine kleine Tochter als in die kriminellen Machenschaften seines Kumpels Kiflom verwickelt wird. Abdi hingegen schafft es tatsächlich in das Trainingslager zu kommen, wo die Nationalmannschaft zusammengestellt wird. In Addis Abeba trifft er seien Kindheitsfreund wieder und versucht ihm zu helfen.

Der Fotograf und der Läufer

Regisseur Jan Philip Weyl gelingt es die aktuelle Lebewelt in dem Ostafrikanischen Staat Äthiopien einzufangen. Das Land zählt nach dem Index der menschlichen entwicklung, einem Indikator für Wohlstand, zu den ärmeren Ländern der Erde. Zugleich ist das ehemalige Königreich Abessinien geprägt vom Gegensatz der ärmlich entwickelten, traditionell geprägten armen Landbevölkerung und er Hauptstadt, die eine der größten Metropolen Afrikas ist.

Bisweilen bleibt „Running Against the Wind“ in der Figurenzeichnung und den Milieus etwas plakativ, aber das Publikum ahnt in jeder Szene, wie sehr dem Regisseur das Land am Herzen liegt. Eine Film-Industrie gibt es dort ebensowenig wie eine pulsierende Schauspiel-Szene. Viel eher ist das pulsierende Musikgeschehen in Addis bekannt. Hier verschmelzen Einflüsse der unterschiedlichen Kulturen im Vielvölkerstaat Äthiopien zu einer einzigartigen Musik, aber das ist eine andere Geschichte.

Zwar gibt es immer wieder Festivals zum afrikanischen Film, aber reguläre Kinostarts sind ausgesprochen selten. Dabei hat das afrikanisches Kino, wenn vielleicht auch formal nicht so expressiv und budget-intensiv, doch so unterschiedliche Lebewelten und Geschichten zu erzählen, die auch in der westlichen Welt ihre Kraft und ihre Wirksamkeit entfalten. „Running Against the Wind“ ist ein schöner, sehenswerter Film, der zeigt, dass auch mit bescheideneren Mitteln packende Bilder entstehen können.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Running Against The Wind
OT: Running Against The Wind
Genre: Drama
Länge: 116 Minuten, D/ETH, 2019
Regie: Jan Philllip Weyl
Darsteller:innen: Ashenafi Nigusu, Joseph Reta Belay, Samrawit Desalegn, Mikias Wolde
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: W-Film
Kinostart 20.07.2023

Film-Seite mit Terminen Kinotour