For Love Or Money: 20 Millionen Gründe

Wenn die Tage dunkel sind und die Temperaturen frostig, wird die heimische Couch umso einladender. Romantische Komödien können da kurzweilige Unterhaltung für lange Abende bieten, auch wenn sich die britische Komödie „For Love Or Money“ explizit als „unromantisch“ versteht. Studio Hamburg Enterprises bringt die 2019 produzierte Komödie nun als Home-Entertainment Premiere auf DVD heraus.

Ausgerechnet bei der Beerdigung ihres Freundes trifft der schüchterne Mark (Robert Kazinsky) seinen Jugendschwarm Connie (Samantha Barks) wieder und ist immer noch hingerissen von der „verwitweten“ Schönheit. Um den Verstorbenen trauert Mark nicht sonderlich, weil der und dessen Kumpel den aufwachsenden Mark in der Schule regelmäßig gepiesackt haben.

Obwohl Marks Mitbewohner Tim (Tony Way) Connie auf den ersten Blick als oberflächliche Zicke kategorisiert, will Mark zumindest mal Hallo sagen. Connie kann sich nicht an den ehemaligen Mitschüler erinnern und ist von dem vermeintlichen Anbagger-Versuch genervt.

Der arrogante Johnny, der ebenfalls mit Connie und Mark zur Schule gegangen ist, findet allerdings heraus, das Mark Eigentümer eines Start-Up Unternehmens ist, dass laut Börsen-Gerüchten für 20 Millionen Pfund verkauft werden soll. Das macht den Nerd für Connie dann doch wieder interessant. Sie verabredet sich mit Mark, um an sein Geld zu kommen.

Mark ist im siebenten Himmel, als die beiden zusammenziehen, auch wenn ihn Connie häufig genug mit Missachtung und Demütigungen straft. Erst als der verliebte Mark zufällig mitbekommt, dass seine Angebetete nur auf seinen Reichtum aus ist, macht er Connie das Leben schwer, damit sie ihren Plan aufgibt. Doch da haben sich zwei Sturköpfe getroffen.

Wahrscheinlich war die Idee zu dieser „unromantischen“ Komödie auf dem Papier durchaus unterhaltsam, allerdings hält der Film von Regisseur Mark Murphy („The Crypt“, „Das Haus am Wald“, „The Comedians Guide To Survival“) wenig von dem, was sich Zuschauer:innen erhoffen. Dafür gibt es einige Gründe, vor allem aber die mangelnde dramatische Fallhöhe der Charaktere.

„Baggerst du mich etwa bei der Beerdingung von meinem Freund an?“ (Connie)

Ohne, das Konzept der Fallhöhe an dieser Stelle literatur- und filmtheoretisch zu vertiefen, nur soviel: In Komödien entsteht Humor nicht nur durch offensichtlichen Slapstick und pubertären Ulk, sondern auch dadurch, dass die Figuren grundsätzlich erstzunehemend sind und sich dann in lächerlichen oder lustigen Situationen wiederfinden. Je ernsthafter oder realistischer eine Figur also vom Publikum wahrgenommen wird, desto eher zündet auch der Humor.

Diese komödiantische Ebene fehlt in „For Love Or Money“ vollständig und jegliche Fallhöhe ist schon flöten gegangen, bevor der Film eigentlich beginnt, und das auch noch mit einer eigentlich belanglosen Nebenfigur: dem Pfarrer der Beerdigung. Dem alten Geistliche, der Connies Freund bestattet, werden tatsächlich die Aussprüche: „Bla, bla ba!“, „Und so weiter, und so weiter“, und „Maseltov“ in den Mund gelegt. Bevor der Prediger vor versammelter Trauergemeinschaft, die ihn längst ignoriert, behauptet, Gott gäbe es ohnehin nicht.

So sorgt man vielleicht für kurzfristige, pubertäre Belustigung beim Publikum, aber verspielt jedwede Glaubwürdigkeit der Charaktere. Humor oder Zynismus hätte beispielsweise auch durch Trunksucht, schräge Bibelzitate, körperlichen Slapstick oder andere aus dem Rahmen fallende Menschen herstellen lassen.

Nun denn, widmen wir uns weltlicheren Dingen: der unromantischen Beziehung der beiden Hauptfiguren, die sich gegenseitig immer wieder demütigen und mit pubertärem Witz ausstechen, ohne dass dabei eine glaubwürdige Beziehung dargestellt würde. So wenig wie nachvollziehbar ist, warum Mark diese Frau schon immer angehimmelt hat, wirkt Connies Erdulden des Zusammenlebens irgendwie realistisch. Daher funkt es auch bei Marks Racheplänen nicht, die absurderweise dazu führen, dass Connie ihn zumindest mal wahrnimmt. Abgesehen von den abstrusen Geschlechterbild der Komödie, scheint das einfach wenig wahrscheinlich.

Und schließlich spielt die explizit „unromantische“ Komödie ja mit der Publikumserwartung eines Happy Ends; oder eben nicht. Doch „For Love or Money“ legt seine Charaktere von Drehbuch her so flach an, dass den Darstellern wenig Gelegenheit bleibt, durch ihre klischeehaften Rollen durchzudringen, um die Zuschaue:innen tatsächlich mal emotional zu bewegen.

„Unromantische“ Komödien können funktionieren, beispielsweise, wenn zwei missmutige Hochzeitsgäste gezwungenermaßen bei solch einer Prunkveranstaltung auftauchen, sich herumgranteln und beschließen, dass sie ihre eigene Party veranstalten, weil‘s schade um die Freigetränke wäre. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die englische Komödie „For Love Or Money“ hat Einiges an Potential, lasst aber alles liegen. Stattdessen setzt Regisseur und Drehbuchautor Mark Murphy ganz auf das „unromantische“ Element dieses Rom-Com-Spaßes und bleibt dabei in oberflächlichem und pennälerhaftem Gehabe stecken. Schade drum.

Film-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

For Love or Money – Eine unromantische Komödie
OT: The Revenger – An Unromantic Comedy
Genre: Komödie, Romanze,
Länge: 95 Minuten, GB, 2019
Regie: Mark Murphy
Darsteller:innen: Robert Kazinsky, Rachel Hurd-Ward, Edward Speleers, Samantha Barks,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Studio Hamburg Enterporises
DVD-VÖ: 22.01.2021

Film-Fotos von Chris Lopez