Hard Kill: Passwort Showdown

Ein ambitionierter Terrorist gelangt in den Besitz einer künstlichen Intelligenz, hat aber das Passwort nicht. Grund genug für ein Treffen von Bösewicht und Entwickler. Beide begleitet von schießwütigen Aufpassern. Mehr braucht Regisseur Matt Eskandari nicht, um seinen Actioner mit Hollywood-Star Bruce Willis in Szene zu setzten. Die Home-Entertainment Premiere „Hard Kill“ erscheint bei Eurovideo. Ein Film wie ein Presslufthammer.

Es ist eine Binsenweisheit, dass Beiträge zum Actionkino im Grunde genommen mit wenig Handlung auskommen. Action ist häufig dann am besten, wenn sie ungefiltert inszeniert wird. Das hat sich auch Regisseur Matt Eskanderi gedacht, dabei aber vergessen, dass es schon noch eine gewisse filmische Kunstfertigkeit verlangt, um etwas Sehenswertes zu erschaffen.

„Hard Kill“ spielt bis auf die anfängliche Etablierung der Charaktere und des tödlichen Konfliktes in einer pittoresken Industrieruine. Und das Setting zahlt sich aus, den die verwinkelte ehemalige Spielkarten-Fabrik in Cincinnati gibt einige feine Action-Schauplätze her und sorgt dafür, dass es bisweilen sogar aussieht wie in einem Ego-Shooter. Damit hat es sich dann aber auch mit den wirklich herausragenden Elementen in „Hard Kill“.

Es liegt nicht an den Darstellern, dass der Funke selten einmal tatsächlich überspringt und man den Schnellfeuer-Ballereien einen gewissen Reiz abgewinnen kann. Dabei sind die Action-Sequenzen in „Hard Kill“ schon laut und bunt. Leider aber auch auf die immergleiche Weise inszeniert. Jemand springt aus der Deckung und drückt ab, zieht sich zurück. Gegenschnitt auf die Beschossenen: Wunden-Scan im Schnellcheck, dann Gegenfeuer. Raus aus der Deckung und Bumms.

Sicher es gibt noch die Anschleich- bzw. Überraschungs-Action, die ist allerdings so trocken inszeniert, dass Zuschauer kaum emotional involviert werden. Jemand läuft rum, hinter einem Vorsprung springt wer hervor und knockt aus. Auch das kommt auf dem Bildschirm wie ein Game rüber, doch es fehlt die filmische Umsetzung. Die sinnvolle Einleitung und der Aufbau der Action an sich, es gibt keine variablen Choreografien und keine Veränderungen in den Kameraeinstellungen. Kennste eine, kennste alle. Womit wir beim Presslufthammer angelangt wären.

Am Rüttler lässt sich die Rüttelfrequenz einstellen, mehr aber nicht. Es kommt zu dumpfer, physischer Abnutzung (und psychischer bei anwesenden Zuhörern). Diese mobilen Drucklufthammer treiben einen Meißel in ein zum Abbruch vorgesehenes Objekt. Da geht es nicht um Feinheiten, es geht um Abriss. Für sich genommen, könnte das auch als Prinzip eines gelungenen Actionfilms gelten.

Das Grundübel an dem „Hard Kill“ krankt, ist das Gespräch an sich. Jeder dieser Mono- und Dialoge wird aus der Actionfiebel gekloppt, als hätte noch nie jemand lebensbedrohlichen Stress gehabt, noch nie jemand versucht, die Welt zu zerstören, und noch nie jemand Verluste nahestehender Menschen zu verkraften gehabt. Es ist absehbar, was hier passiert. Es wird mit übertriebenem Pathos und voller Inbrunst vorgetragen, um den Worthülsen immerhin noch etwas Bedeutung abzuringen. Allein: es verpufft.

Der Prediger genannte Terrorist (Sergio Rezutto) bleibt in der Pose des weltverbessernden Zerstörers stecken, allein, weil seine Verse so klischeehaft sind wie der Spitzname. Der an PTBS leidende Ex-Marine Derek Miller (Jesse Metcalfe), wusste von Anfang an, dass der Job als Babysitter nix für seine kampferprobte und loyale Crew ist, aber die Moneten sind dann doch ein schlagendes Argument.

Und was macht Bruce Willis („Stirb Langsam“) in dem bleigetränkten Wirrwarr? Mausert sich zu Eskanderis Muse. Zusammen drehten die beiden jüngst noch „Trauma Center“ und „Survive the Night“. In „Hard Kill“ hält sich Bruce mit Mantel und Schal vornehm zurück und mimt den Ex-Soldaten Chalmers, der mit seiner Firma „Chapterhouse“ so einige dubiose paramilitärische und lukrative Geschäfte am Laufen hat.

Unter anderem hat seine Tochter Eva (Lala Kent) eine KI entwickelt, die die Welt zu einem Paradies machen soll (wie das passieren soll, bleibt diffus). Doch Daddys Firma wollte keinen Probelauf genehmigen, weshalb sich Töchterchen an dem Prediger wendet, um das Potential der KI zu testen. Eine blöde Idee wie sich herausstellt…

Der Charme des Action-Thrillers „Hard Kill“ ist begrenzt. Zuschauer:innen sollten sich nicht von Bruce Willis Mitwirkung ködern lassen, in den letzten Jahren hat der Star selten filmische Akzente gesetzt, so auch hier. Stattdessen wird monotone Schnellfeueraction mit kruden Dialogen geboten, bei der zumindest Zeit und Ort eine komplexe Einheit bilden und deren marode Kulisse sehenswert gefilmt ist. Das geht unbeabsichtigt schon als interessanter „Ruin Porn“ durch.

Film-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

Hard Kill
OT: Hard Kill
Genre: Action, Thriller
Länge: 98 Minuten, USA, 2019
Regie: Matt Eskandari
Darsteller:innen: Jesse Metcalfe, Lala Kent, Natalie Eva Marie, Bruce Willis
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: EuroVideo
Digital-VÖ: 13.05.2021
DVD-& BD-VÖ: 20.05.2021