The Dating List: Anonyme Autoren in Portland

Turbulente RomComs gehen eigentlich immer, solange die Chemie zwischen den Darstellern stimmt. Im Fall der US-Fernsehproduktion „Dating List“ ist das glücklicherweise der Fall, hinzu kommt ein wendungsreiches Drehbuch. Wer von einer romantischen Komödie nicht erwartet, dass sie die Welt verbessert und das Genre revolutioniert, wird mit der Home-Entertainment-Premiere von Studio Hamburg Enterprises ganz gut unterhalten.

Zu ihrem Vorstellungsgespräch kommt Abby Morel (Natalie Dreyfuss) zu spät und kriegt von ihrer Chefin in Spe gleich eine Abfuhr. Aber Abby ist hartnäckig und will den Job als Junior-Lektorin in dem angesagten Verlag um jeden Preis. Sie lässt sich auf einen kauzigen Deal ein: weil ihre Chefin Susan Danvers (Carmel Amit) für Dating keine Zeit hat, soll Abby neben der herkömmlichen Arbeit einer Assistentin die möglichen Kandidaten von diversen Singlebörsen abchecken und Susan präsentieren. Wenn’s klappt, winkt Abby eine Beförderung.

Zufällig lernt sie den charmanten Dan (Andrew Dunbar) kennen, als die Bedienung im Take Away die aufwändigen Bestellungen der beiden Kunden durcheinanderkriegt und beide dazu verdonnert, den Kram selbst auseinander zu sortieren. Dabei landet das Manuskript von Dans Freund Greg bei Abby.

Abby mag das Buch und versucht es im Verlag unterzubringen, auch scheint Dan ein aussichtsreiches Match für ihre Chefin. Dumm nur, dass Abby den Kandidaten selbst ganz nett findet. Derweil hat Susan andere Probleme: Der öffentlichkeitsscheue Bestseller-Autor des Verlags liefet kein neues Werk und es bahnt sich ein finanzielles Desaster an.

Abby gelingt es, ein Date zwischen Susan und Dan zu vermitteln, unter der Bedingung, dass sie sich gleichzeitig mit Greg verabredet. Das kann ja ein lustiger Pärchenabend werden…

Das Überraschendste an „Dating List“ ist, dass die romantische Komödie in Portland spielt und nicht in einer hippen amerikanischen Metropole. Andererseits ist das auch nicht weiter verwunderlich, denn gerade bei Akademikern, bei Künstlern, Musikern und Autoren ist die Hauptstadt des Staates Oregon sehr beliebt. Und letztlich ist „The Dating List“ so sehr mit seiner Handlung und seinen Figuren beschäftigt, dass es nebensächlich ist, wo die Romanze sich zuträgt.

Seit einigen Jahren ist das Verlagswesen scheinbar zu einem Sehnsuchtsort junger Frauen geworden. Hier spielen sich Karrierewünsche und Erfolgsszenarien ab. So wie das eine zeitlang bei jungen Männern war, die Rockstar werden wollen. Eventuell hat es mit dem schriftstellerischen Erfolg etlicher Frauen zu tun, die in Kursen für kreatives Schreiben ihre Berufung gefunden und ihre Themen für junge Leserinnen ausgearbeitet haben. Gleichviel, die Arbeit im Verlagswesen bietet all jenen die Vorstellung von Freude bei der Arbeit, die Nähe zur schriftstellerischen Kreativität, einen etwas zurückgezogenen Glamour, der abstrahlt.

Gleichwohl haben das portraitiere Verlagsgeschäft und der Arbeitsalltag wenig mit der Realität und den schwindenden Umsätzen im Buchhandel zu tun. Aber wer von einer romantischen Komödie Einblicke hinter die Räder, die die Welt bewegen, erwartet, ist ohnehin hoffnungslos verloren.

„The Dating List“ macht vieles richtig und hinter der Kamera sind Profis am Werk, die seit Jahren erfolgreich romantische Genrekost für das kanadische und US-amerikanische Fernsehen produzieren. Sicher könnten Zuschauer:innen den Star-Faktor vermissen, den die Darsteller:innen sind allesamt keine Hollywood-Stars, aber die Charaktere sind überzeugend und die Situationen meistens gelungen gespeilt. Falls das Timing an der einen oder anderen Stelle mal etwas zögerlich wirkt, so ist das schlicht dem Zeitdruck eines TV-Budget geschuldet, das nicht immer darstellerische und inszenatorische Perfektion zulässt. Will sagen, manchmal muss ein Take reichen. Die Chemie stimmt, die Schauspieler und die Figuren sind sympathisch, „The Dating List“ weißmeistens zu gefallen und zu unterhalten.

Zugegeben, es hilft, wenn Zuschauer jung und idealistisch sind – und noch nicht allzu viele filmische Vergleiche haben, um „Dating List“ zu mögen. Das liegt auch daran, dass das Setting der Romcom auf den Karriere-Traum einer jungen vornehmlich weiblichen Zielgruppe setzt: Hauptsache was mit Büchern. Aber: es geht munter zur Sache und am Ende wartet die große Liebe.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

The Dating List
OT: The Dating List
Genre: Romanze, Komödie,
Länge: 90 Minuten, CAN, 2019
Regie: David I. Strasser
Darsteller:innen: Natalie Dreyfuss, Carmel Amit, Nathan Witte, Andrew Dunbar
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Studio Hamburg Enterprises
DVD-VÖ: 23.04.2021