On the Run: Wem man vertraut

Aus dem Archiv in den #Thrillzember: „La proie“ von 2011. In dem französischen Action-Thriller „On the Run“ der gerade als DVD- und Blu-ray-Premiere erschienen ist, trifft der verurteilte Räuber Franck Adrien eine fatale Entscheidung und bringt seine Familie in höchste Gefahr. Hilft alles nichts, die kurze Reststrafe kann Franck nicht mehr absitzen. „On the Run“ punktet mit viel Tempo und gewagten Stunts.

Franck Adrien (Albert Dupontel) sitzt wegen eines Raubüberfalls im Knast. Die Beute ist sicher versteckt. Nicht einmal Francks Frau weiß wo, obwohl die Geldsorgen überhand nehmen und Francks Tochter dringend eine Sprachbehandlung bräuchte, da sie stumm ist. Franck hat nur noch wenige Wochen seiner Strafe abzusitzen, als er einen neuen Zellengenossen bekommt.

Der harmlos wirkende Hänfling Jean-Louise Maurel (Stephané Debac) soll eine Kinderschänder sein. Von Anfang an haben die nicht gerade zimperlichen Knackis den neuen auf dem Kieker. Doch Maurel beteuert seine Unschuld. Eines Nachts wollen ein paar Gefangene unter Mithilfe der Wärter dem Mädchenmörder eine Abreibung verpassen. Franck hält sich zunächst raus, aber als es zu brutal wird, greift er ein und rettet Maurel das Leben.

Krasse Fehlentscheidung

Als der freikommt, weil sein Urteil revidiert wurde, schickt Franck ihn mit einer Nachricht zu seiner Frau. Kurze Zeit später erscheint der ominöse Polizist Carrega (Sergi López) im Gefängnis: Maurel ist alles andere als unschuldig, sondern ein gefährlicher Psychopath, und nur aus Mangel an Beweisen frei gelassen worden. Francks Familie ist in höchster Gefahr. Als er eine Abreibung bekommen soll, nutzt Franck die Chance auszubrechen und gerät in einen gnadenlosen Wettlauf gegen die Zeit. Während die toughe junge Kommissarin Claire Linné (Alice Taglioni) an seinen Fersen klebt.

Mit seinen fünften Spielfilm „On the Run“ (Originaltitel: „La Proie“) liefert der französische Regisseur Eric Valette einen packenden Thriller in allerbester „Auf der Flucht“-Manier ab. Sein durchtrainierter Hauptdarsteller Albert Dupontel überzeugt mit seinem körperbetonten Spiel und einigen waghalsigen Szenen. Der Actioner setzt auf Tempo und liegt damit richtig. Hier kommt die Vorliebe der Franzosen für Parkour zum Tragen, wenn sich Franck Hals über Kopf aus Fenstern und auf fahrende Züge stürzt oder zu Fuß auf der Stadtautobahn unterwegs ist.

Wettrennen mit dem Psychopathen

Zwar sind in dem Scenario nicht alle Figuren tiefgründig ausgearbeitet, aber die Charaktere passen in die Story. Keine Frage, für psychologische Feinheiten ist bei dem hohen Tempo nicht viel Platz, aber darum geht es „On the Run“ auch nicht, sondern darum, das Adrenalin-Level konstant hoch zu halten. Das gelingt erstaunlich gut und für das Genre auch erfrischend eigen. Eric Valette verzichtet bei der Inszenierung auf bombastische, computergenerierte Effekte und setzt stattdessen auf handgemachte Action. Das passt perfekt zur Story und bietet spannende Unterhaltung.

Während die beiden filmischen Amerika-Ausflüge des Regisseurs („Tödlicher Anruf“ und „Hybrid“) bei der Kritik nicht gerade auf ungeteilte Gegenliebe stießen, sind seine französischen Produktionen deutlich gelungener. Fast so als fühle sich der Regisseur zuhause am wohlsten. Das würde sein Held in „On the Run“ wohl auch, wäre da nicht ein Psychopath am Werk.

„On the Run“ bietet gute Action-Unterhaltung mit extrem viel Tempo und einem französischen Ansatz der ein wohltuendes Gegengewicht zum Einheitsbrei der amerikanischen Action-Produktionen bietet.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

On the Run
OT: La Proie, international: The Prey, deutscher TV-Titel: Traue niemandem
Genre: Thriller, Action
Länge: 102 Minuten, F, 2011
Regie: Eric Valette
Darsteller:innen: Albert Dupontel, Alice Taglione,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Atlas Film, Alive
Kinostart: Nicht in Deutschland
DVD- & BD-VÖ: 01.06.2011