Nach drei Staffeln war die herausragende BBC-Thriller-Serie „Luther“ um den sehr eigenwilligen und souverän am Abgrund balancierenden Ermittler John Luther eigentlich auserzählt. Soweit man das als Zuschauer absehen konnte. Dem Schauspieler Idris Elba ist die Rolle auf den Leib geschrieben. Nun erscheint dieser Tage bei Polyband die vierte Staffel. Die verdient diese Bezeichnung eigentlich gar nicht, denn die 100 Minuten hochspannende Unterhaltung sind eher ein Spielfilm-Special als eine Serien-Staffel. Dennoch sollten Thriller-Fans dieses Genre-Highlight auf keinen Fall verpassen. Das funktioniert auch ohne Vorwissen.
John Luther (Idris Elba) hat sich von Polizeidienst freistellen lassen. Auslöser dafür war der Tod seines Kollegen Justin Ripley. Nachdem dann auch die hochintelligente und psychotische Mörderin Alice Morgan, die in der Vergangenheit immer wieder meinte, auf ihren Lieblingspolizisten „aufpassen“ zu müssen, untergetaucht ist, hat auch der obsessive Detective Chief Inspector Luther keinen rechten Antrieb mehr, sich auf der Jagd nach Mördern und Psychopathen von den Kollegen anfeinden zu lassen.
Doch in seinem Haus an der englischen Küste in der Nähe von Dover überbringen die beiden Kollegen Theo Bloom (Darren Boyd) und Emma Lane (Rose Leslie, „Game of Thrones“) ihm die Nachricht, dass Alice Morgan in Paris getötet worden ist. Luther bleibt skeptisch und macht sich selbst daran, nachzuforschen, was da passiert ist.
Back in Business
Dazu muss er zurück in seine alte Abteilung nach London. Und der eigenwillige Ermittler kommt nicht zu früh. Ein Psychopath, der scheinbar wahllos Menschen umbringt und Körperteile als Souvenir mitgehen lässt, hat gerade den Kollegen Bloom auf dem Gewissen. Zusammen mit Emma Lane versucht Luther den Täter zu schnappen und gleichzeitig herauszufinden, was mit Alice Morgan geschehen ist.
Bereits mit der ersten Staffel der eigenwilligen und sehr düsteren Thriller-Serie legte Drehbuchautor Neil Cross die Messlatte für hochspannende TV-Thriller-Unterhaltung extrem hoch. Cross feierte auch als Romancier schon einige Erfolge. Im Zentrum der Serie steht der Ermittler John Luther. Der scheut sich nicht, die Dienstvorschriften auch einmal zu vergessen, wenn es darum geht, einen ruchlosen Mörder dingfest zu machen. Die passionierte Polizeiarbeit hat auch Luthers Privatleben in Mitleidenschaft gezogen. Zu Alice Morgan, der rothaarigen Mörderin aus der ersten Staffel hat sich eine seltsame Art von Beziehung entwickelt.
Aber der hochintelligente und schwer zugängliche Polizist hat es auch immer mit diversen Beschwerden zu tun. Regelmäßig macht Luther auch die Interne Abteilung die Arbeit schwerer als es sein müsste. Kein Wunder, dass Luther der zweifelhafte Ruf anhängt, er würde alles zur Aufklärung seiner Fälle tun. Auch die neue Kollegin Emma Lane geht, bei der Suche nach dem Mörder, der ihren Kollegen auf dem Gewissen hat, davon aus, Luther wäre ebenfalls auf Rache aus.
Rache statt Polizeiarbeit
Mit ihrer düsteren Titelmelodie, die von der britischen Triphop-Band Massive Attack stammt, ist die grundsätzliche Stimmung der BBC-Serie gleich hörbar in einer finsteren Stimmung verortet und auch die Settings und die Farben strahlen diese Dunkelheit und Abgründigkeit aus. Hinzu kommt die ungeheure Präsenz von Idris Elba als gebeutelter und getriebener Polizeiermittler, der es immer wieder mit Soziopathen und unberechenbaren Fällen zu tun bekommt. Das wurde schon in der ersten Staffel mit hohen Einschaltquoten und Emmy- und Golden Globe-Nominierungen gewürdigt.
Hinter den Kulissen sorgt Serienerfinder und Drehbuchautor Neil Cross dafür, dass sein fiktiver Polizeicharakter immer wieder genug um die Ohren hat. Es trägt sehr zum konstant hohen Niveau der Serie bei, dass es Cross regelmäßig gelingt, erstaunliche und spannende Wendungen aus dem Hut zu zaubern. In Staffel Vier, also dem aktuellen Thriller, der in Großbritannien in zwei Episoden ausgestrahlt, hierzulande aber als Spielfilm von rund 100 Minuten gesendet wurde, hat Regisseur Sam Miller („Fortitude –Staffel 1“) die Verantwortung für die visuelle Umsetzung.
Miller ist ein alter „Luther“-Hase und hat schon bei rund 10 Folgen der Serie Regie geführt. Kein Wunder also, dass Staffel Vier erstaunlich straff und höchstspannend ausgefallen ist. Und die sonst so präsente Alice Morgan hat diesem Fall auch eine würdige Nachfolgerin gefunden. Als Bonusmaterial gibt es eine trailermäßige Zusammenfassung der ersten drei Serien-Staffeln und zwei „Behind the Scenes“ –Features, die sich durchaus lhnen.
Zuschauer dürfen sich auf einen Adrenalin-Kick der Extraklasse freuen. Auch in diesem Fall läuft Idris Elba als Luther wieder zu Höchstform auf das gesamte Team vor und hinter der Kamera lässt den Zuschauern kaum eine Sekunde der Entspannung.
Serie-Wertung: (9 / 10)
Luther – Staffel 4
OT: Luther – Season 4
Genre: Thriller, Krimi, TV-Serie,
Länge: 100 Minuten, (2x 50), GB, 2015
Idee und Drehbücher: Neil Cross
Regie: Sam Miller
Darsteller: Idris Elba, Dermot Cowley, Rose Leslie,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Polyband, BBC
DVD-& BD-VÖ: 28.10.2016