Pan: Nimmerland rockt!

Wenn das Licht aus ist, ist es weniger gefährlich. Aber: Jetzt sitzen wir hier und wo wir schon mal da sind, könnten wir uns auch unterhalten lassen. Im Grunde hätte die großartig eingebaute Version von Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ gereicht, damit ich voll auf Joe Wrights „Peter Pan“-Vorgeschichte abfahre. Aber „Pan“ hat mit seiner überbordenden Fantasie und seiner Steampunk-Attitüde so viel mehr zu bieten, dass man den Film eigentlich nur lieben kann, selbst wenn einem in 3D auch Gegenstände auf die Nase geschmissen werden. Puristen werden „Pan“ hassen, ich hatte unendlichen Spaß.

Im Zweiten Weltkrieg wächst Peter (Levi Miller) in einem Londoner Waisenhaus auf. Der Junge ist neugierig, rebellisch und geht den Nonnen gehörig auf den Zeiger. Weil nachts immer Waisenkinder verschwinden, legen sich Peter und sein Kumpel auf die Lauer. Fantastischer Weise werden die Kids von einem fliegenden Piratenschiff entführt und in die fantastischen Welt „Neverland“ (oder Nimmerland, für jene, die es lieber Deutsch mögen) gebracht.  Hier herrscht der Piratenkönig Blackbeard (Hugh Jackman) und braucht die Kids als Arbeitssklaven, um Feenstaub aus der Mine zu hacken.

Selbstverständlich verursacht Peter auch in der Mine sofort Ärger, obwohl ihm der ältere James Hook (Garrett Hedlund) geraten hat, den Kopf unten zu halten. Es stellt sich raus, dass Peter fliegen kann und nun hält Blackbeard den Jungen für den prophezeiten Erlöser, der seine Herrschaft beenden soll und auf den Nimmerland sehnlichst wartet. Dabei will Peter nur seine Mutter wiederfinden. Peter, Hook und Smeegel (Adeel Akhtar) hauen mit einem fliegenden Schiff ab und legen beim Stamm der verlorenen Kinder eine Bruchlandung hin. Nicht nur Prinzessin Tiger Lily (Rooney Mara) will die Gefangenen am liebsten im Kochtopf sehen. Aber auch Blackbeard ist noch lange nicht mit Peter fertig.

Dem hochgelobten „Abbitte“-Regisseur Joe Wright gelingt eine überbordende, temporeiche und hochgradig fantastische „Peter Pan“-Adaption. Da verbinden sich alberne Muppet-Show Elemente mit psychedelischen Farbspielen und rasanten CGI-Stunts und auch andere Filme werden zitiert und wild zusammengemixt. Peter Pan als Neo in der Neverland-Matrix; der Auserwählte, der nicht an seine Bestimmung glaubt, steht bei Wrights Film Pate und gibt der Story einen überraschenden Twist. Das ist auch eine bildgewaltige Space Opera, die einfach durch ihren Mut und ihre Unverfrorenheit glänzt, die Elemente aus J.M. Barres Kinderbuch ganz neu anzuordnen.

Die Besetzung um die junge Neuentdeckung Levi Miller in der Hauptrolle ist wirklich großartig, auch wenn die Personalie Rooney Mara als Tiger Lily in den USA für einige Diskussion gesorgt hat und „Pan“ die zweifelhafte, für mich auch nicht ganz nachvollziehbare Ehre verschafft hat, auf der Liste der “weißgewaschenen Filme“ zu landen. Weil Tiger Lily in „PeterPan“ eben indigen angelegt ist.  Nu je, Rooney Mara passt einfach wie die Faust aufs Auge in diesen Film und diese Rolle. Ach ja, neben furiosen 3D-Stunts hat „Pan“ auch noch tolle Musik zu bieten. Neben dem grandios eingesetzten „Smells Like Teen Spirit“ auch noch weitere stimmige Pop-und Rocksongs in überraschenden Versionen.

Genug der Lobhudelei. Macht euch selbst ein Bild. Joe Wrights „Pan“ ist mindestens einen Kinobesuch wert.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Pan
OT: Pan
Genre: Fantasy, Abenteuer,
Länge: 111 Minuten, USA/ GB
Regie: Joe Wright
Darsteller: Garrett Hedlund, Hugh Jackman, Rooney Mara, Levi Miller,
FSK:
Vertrieb: Warner
Kinostart: 08.10.2015