Perkeros: Pita-Metal und himmlische Töne

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Der Tool-Sänger  Meynard James Keenan hat mal festgestellt, dass Musik eine höhere Form der Kommunikation ist. Auch der Musikjunkie und Gitarrist Akseli macht in der finnischen Graphic Novel „Perkeros“ diese Erfahrung.  Das nützt aber alles nix, wenn  man hochgradig unter Lampenfieber leidet und einem die Freundin auch noch einen ordentlichen Job verpassen will. Den beiden Comickünstlern JP Ahonen und KP Alare ist mit „Perkeros“ ein Comicknüller gelungen, den man auch lieb gewinnen kann, wenn man mit Heavy Metal nichts am Hut hat.

Im finnischen Tampere sitzt die Band Perkeros in den Startlöchern und träumt wie so viele Nachwuchsbands von einer großen Karriere. Schlagzeuger Bär, Althippie und Bassist Kervinen und die Kunststudentin Lilja, die die Keyboards bedient, bilden mit Gitarrist und Sänger Akseli die progressive, avantgardistische Heavy Metal Band Perkeros. Doch so richtig haut es mit dem Durchbruch noch nicht hin. Vor allem Akseli, der viel zu perfektionistisch ist und ehrlich gesagt nicht halb so toll singt, wie er Gitarre spielt, steht sich und der Band immer wieder selbst im Weg.

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Nach einer Backstage-Prügelei und nachdem die Band Akseli eröffnet hat, dass er nicht singen kann, steht die Band kurz vor dem Aus. Scheint fast so, als sollte Akselis Freundin doch Recht behalten und er sollte sein Studium etwas ernster nehmen. Aber Liljas Zufallsbekanntschaft, der Pizzabote Aydin, entpuppt sich als begnadete Rockröhre. Gegen den anfänglichen Widerstand von Akseli stößt Aydin daher zu der Band. Und so langsam scheinen Perkeros ihren Sound zu finden. Vielleicht klappt‘s ja doch noch mit der Teilnahme am Rocktoberfest, einem Nachwuchsfestival. Aber in Tampere gibt es eine lebendige Musikszene und einen Haufen richtig guter Bands.

Seit 2006 denken die beiden Finnen JP Ahonen und KP Alare über ihr Projekt „Perkeros“ nach und was lange währt, wird endlich gut. Das wunderbare an der Graphic Novel ist, dass man sie auf unterschiedliche Weisen lesen kann: Die Story funktioniert als Bandgeschichte einer Heavy Metal Band ebenso gut wie als Beziehungskiste oder als persönliche Entwicklungsgeschichte von Akseli. Das Ganze wird dann ausgesprochen stimmig, aber ohne aufgesetzt zu wirken, noch mit ein wenig Mythologie und Gruselmomenten aufgepeppt, wie das textlich im Heavy Metal Genre häufig geschieht. Dabei kommt auch der Witz nicht zu kurz, und die Besetzung des Drummers mit einem Bären darf durchaus als Hommage an Animal aus der Muppet-Show verstanden werden. Außerdem besagt das Rockklischee ja auch, dass alle Schlagzeuger Tiere sind (zumindest in der Selbstwahrnehmung), so wie alle Fußballtorhüter ein bisschen durchgeknallt sein sollen.

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Selbstverständlich funktioniert die Story auch deshalb so gut, weil die im Comic mindestens ebenso wichtige grafische Umsetzung einfach hinreißend ist. Musik in Sprache und Bilder umzusetzen ist eine Kunst für sich, die die beiden Finnen in „Perkeros“ absolut brillant gemeistert haben. Da springt die Energie der Songs förmlich aus den Seiten. Wunderbare Konzert- und Proberaumsequenzen gehen immer wieder in tagestraumartige oder halluzinatorische Bewusstseinszustände über. In solchen Sequenzen ist die Seitengestaltung offen und ausufernd. Das wechselt sich mit gutem Storytelling und sehr ausgereiftem grafischem Erzählen ab. Die Charaktere sind mit liebevoller Tiefe entworfen und es fällt einem leicht, die Band zu mögen, auch wenn man deren Demo noch nicht gehört hat.

Perkeros haben einen neuen Fan. Die musikalische Grahic Novel im finnischen Heavy Metal Kosmos besticht mit hoher Energie und vielen kleinen Jokes für Musikafficinados. Großartiger Gig!

Comic-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

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Perkeros
OT: Perkeros
Autor: JP Ahonen & KP Alare
Zeichner: JP Ahonen
Übersetzung: Katarina Bürger
Verlag: Panini Comics, Hardcover, 196 Seiten
VÖ: 14.10.2014

Perkeros bei Panini

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