Es gab Zeiten im deutschen Film, da wurde einem Regisseur vorgeworfen, kommerziell zu sein. Filmmacher Roland Klick hat zwar nur wenige Filme gemacht, die heute aber zum Teil als Meilensteine des deutschen Films gelten dürfen. Im vergangenen Jahr hat die Dokumentarfilmerin Sandra Prechtel eine feine Doku über den Außenseiter unter den deutschen Filmmachern auf der Berlinale vorgestellt. Jetzt ist die Doku wie auch eine empfehlenswerte Filmbox von Roland Klick anlässlich seines 75. Geburtstags auf DVD veröffentlicht worden.
Roland Klicks letzter Film „Schluckauf“ ist von 1992 und hat letztlich dazu geführt, dass sich der Regisseur aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hat. Heute lebt der Filmbesessene einen Teil des Jahres über in Irland, schreibt und ist Dozent an einer Filmschule. Dokumentarfilmerin Sandra Prechtel hat den Regisseur begleitet und rollt mit ihm zusammen seine filmische Biografie auf.
is zu „Schluckauf“ kommt die Doku zwar nicht, aber bis zu „White Star“ (1983), einem wilden Abgesang auf die Rock’n’Roll-Kultur, der von einem manischen Denis Hopper dominiert wird. Im Grunde markiert dieser beste missratene Film, wie Klick einen Kritiker zitiert, schon den Abschied des Regisseur vom Medium.
Regie-Debüt mit irritierendem Geschwistermord
Vorausgegangen waren allerdings fünf weitere Filme mit Ecken und Kanten, die sowohl bei Kritikern und Kollegen sowie beim Publikum für Irritationen sorgten. Bundesfilmpreise hin oder her, schon das Spielfilmdebut „Bübchen“ (1968) irritierte mit seinem Thema: Ein Junge tötet seine kleine Schwester. Ein Thema aus dem Leben, auf das Klick in der Zeitung stieß. Als nächstes dann den existentialistischen Western „Deadlock“ (1970) zu drehen sorgte zwar für Publikumserfolg, aber auch zu einem Bruch mit den deutschen Autorenfilmern der Zeit, die dafür sorgten, dass der Film nicht als offizieller deutscher Beitrag in Cannes lief.
Aus heutiger Sicht absolut unverständlich, denn die gleißend helle wüstenhafte Ödnis, in der sich Gauner um die Beute streiten, ist grandioses Kino. Auch das Sozialdrama „Supermarkt“ (1974) heimste Preise ein, rückte Roland Klick aber auch nicht näher an die deutsche Filmbranche heran.
Immer wieder sind Klicks Protagonisten Außenseiter, Gestrandete am Rand der Gesellschaft, Antihelden und große einsame Wölfe. Wenn man so will, kann man Klick als den ersten richtigen deutschen Action-Filmer ansehen, der in seiner Bereitschaft, Genrefilme zu machen, seiner Zeit deutlich voraus war. „Deadlock“ und „Supermarkt“ sind auch heute noch großartige Filme.
Der Filmmacher der Außenseiter und Gestrandeten
Filmisch hält sich die Doku „The Heart is a Hungry Hunter“ zurück und schafft es so, den Filmschaffenden Klick und dessen Werk wirkungsvoll zu inszenieren. Unterfüttert werden die Filmausschnitte und Interviews mit Zeitzeugen wie Hark Bohm und Eva Mattes und machen Lust, die Film von Roland Klick zu entdecken beziehungsweise wiederzuentdecken. Als Bonusmaterial gibt es einige Outtakes, aber vor allem Klicks Kurzfilm „Ludwig“ mit Otto Sander, den Klick für seinen schönsten hält, und einen informativen Interviewfilm von 1997.
Es gelingt Sandra Prechtels Doku „The Heart is a Hungry Hunter“ neugierig zu machen auf das faszinierende Werk eines nahezu vergessenen deutschen Filmmachers. Mehr kann man nicht erhoffen.
Film-Wertung: (8 / 10)
Roland Klick: The Heart is a Hungry Hunter
Genre: Doku, Biografie
Länge: 80 Minuten, D, 2013
Regie: Sandra Prechtel
Mitwirkende: Roland Klick, Hark Bohm,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Filmgalerie 451
DVD-VÖ: 10.07.2014