In der Nacht des 12.: Wundbrand

In dem französischen Kriminaldrama „In der Nacht des 12.“ Haben es Ermittler mit einem irritierenden Mordfall zu tun, in dem es kaum Spuren gibt. Das Drama von Regisseur Dominik Moll war bereits beim Filmfest Hamburg im vergangenen Jahr zu sehen und kommt nun am 12. Januar 2023 in die Kinos.

In einer Kleinstadt in den französischen Alpen wird in der Nacht des 12. Oktober eine junge Frau ermordet. Auf dem kurzen weg von einer Party nach Hause wird sie von einem Maskierten gestellt, mit Benzin übergossen und verbrennt. Als die Polizei von Grenoble am nächsten Tag erscheint, finden die Ermittler wenig Indizien am Tatort.

Es geschah auf offener Straße, mitten in der Nacht, es gab keine Zeugen und die Polizisten haben keine Anhaltspunkte. Kommissar Yohan Vivés (Bastien Bouillon) hat die Gruppenleitung gerade erst übernommen und nicht alle Kollegen sind nach der Einstandsfeier ganz auf dem Damm. Doch die Ermittler erledigen ihre Aufgaben routiniert.

Die Befragungen der Familie und der Freundinnen ergeben kaum Verdachtsmomente. Eventuell gibt es da Auffälligkeiten im Liebesleben der Getöteten. Doch die Verdächtigen haben Alibis. Die Forensik liefert ebenfalls wenig Indizien und schnell verlaufen die Ermittlungen im Sand. Bastien setzt zwar allen Ehrgeiz daran, seinen Ersten Fall als Chef zu lösen, doch häufig genug radelt er sich den Frust auf der nächtlichen Fahrradbahn aus dem Leib.

Städtische Polizisten auf dem Land

Sein Kollege Marceau (Bouli Lanners) hat private Probleme und hadert insgesamt mit dem Job. Die frustrierenden Ermittlungen fördern ein Burn out zu Tage. Die Arbeit mit Marceau, der immer jähzorniger wird, wird zur Belastung.

Filmmacher Dominik Moll beginnt sein Kriminaldrama mit der Einblendung einer Statistik. Danach werden 20 Prozent aller Mordfälle in Frankreich nicht aufgeklärt. Dass der vorliegende Fall einer davon ist, nimmt dem Leinwandgeschehen viel von seiner Spannung. Gleichzeitig verlagert diese dramaturgische Entscheidung den Fokus des Publikums direkt auf das Psychologische. Anfangs mahlt man sich vielleicht noch aus, dass „In der Nacht des 12.“ eventuell unterschiedliche Verdächtige oder Theorien präsentieren könnte. Das hätte ja gleichwohl einen thrillerartigen Reiz.

Doch schnell wird klar, es geht um den frustrierenden Polizeialltag, die jahrelange, zähe Aufrechterhaltung der Ermittlungen. Der Umgang mit dem eigenen Misserfolg, die Frustration der Angehörigen und Freund. Eventuell werden die Ermittlungen durch Personalwechsel wieder befeuert wie hier mit einer ambitionierten neuen Staatsanwältin.

Kein Alpenpanorama und absurde Gewalt

Und dann wäre da noch die Absurdität und vermeidliche Willkür des Verbrechens an sich. Über das Motiv dieses Brandanschlags kann nur spekuliert werden. Das ein vermeintlich männlicher Täter präsentiert wird, lenkt die Theorie in Richtung zurückgewieser Avancen oder eines allgemeinen Frauenhasses. Doch auch das bleibt wage, lässt sich nicht erklären. Eine wesentliche Szene ist den auch die Befragung der besten Freundin des Opfers durch den Kommissar. Offensichtlich trifft der den Ton nicht und so wert sich die Freundin, dass die Tote schließlich das Opfer sei und keineswegs ein „leichtes Mädchen“, das den Tod provoziert hätte.

Für all das findet das Krimidrama „In der Nacht des 12.“ realistische, alltägliche Bilder, die vor allem eine gewisse Geschäftigkeit ausdrücken. Darin lässt sich auch gut in die Gemütslagen der Charaktere Blicken. Das ist durchaus erhellend, aber auch kein Durchbruch in der filmischen Psychoanalyse. So bleibt das Drama mit Tiefgang gelegentlich wie seine Protagonisten etwas gelähmt zurück. Auch das Verhalten im Team zeigt so seine Längen und Routinen.

Das französische Krimi-Drama „In der Nacht des 12.“ ist eher Psychdrama als Thriller. Die Stimmung hält zwar eine latente Anspannung, hat aber letztlich durchaus einige Hänger. Ein solides Polizei-Drama.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

In der Nacht des 12.
OT: La nuit de 12
Genre: Krimi, Drama
Länge: 115 Minuten, F, 2022
Regie: Dominik Moll
Vorlage: Pauline Guéna: „18.3. – Une année à la PJ“
Darsteller:innen: Bastien Bouillon, Lula Cotton-Frapier, Bouli Lanners,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Ascot Elite über 24 Bilder
Kinostart: 12.01.2023