Can’t Be Silent: Die Stimmen der Flüchtlinge

CantBeSilent-Presse1Dass die Kundgebung am 17. August 2013 mehr als 2500 Menschen in die Hamburger Innenstadt lockte, zeigt, dass die Problematik internationaler Flüchtlinge noch lange nicht in Vergessenheit geraten ist. Das Schicksal und der Status der rund 300 Libyen-Flüchtlinge, die seit Monaten in Hamburg festhängen, ist ebenso absurd wie menschenverachtend. Alles, weil sich keiner zuständig fühlt. Auch die am 15.08. angelaufene Doku „Can’t Be Silent“ thematisiert das ungewisse Schicksal politischer Flüchtlinge in Deutschland, allerdings anhand eines außergewöhnlichen musikalischen Projektes.

CantBeSilent-Presse4Die Dokumentarfilmerin Julia Oelkers beschäftigt sich schon länger mit den Themen Rassismus und Migration. „Can’t Be Silent“, ihr neuestes Werk, begleitet ein erstaunliches und zumindest musikalisch überaus erfolgreiches Projekt: Der Hamburgersongwriter Heinz Ratz und seine Band Strom und Wasser gibt Flüchtlingen eine Stimme. Das Projekt Strom & Wasser featuring The Regugees entwickelte sich als Ratz und die Band während einer Deutschlandtour auch in Asylheimen spielten und die anwesenden Musiker zum mitmusizieren aufriefen. Der Dokumentarfilm „Can’t Be Silent“ begleitet nun Auftritte der Musiker und stellt dabei die Situation der Flüchtlinge in den Vordergrund.

CBS_Pic_08Die Situation der in Asylantenheimen untergebrachten Flüchtlinge ist schwierig. Sie blicken einem ungewissen Schicksal entgegen und wissen, obwohl sie zum Teil schon jahrelang in Deutschland sind, nicht, wie lange sie noch geduldet werden. Die drohende Abschiebung ist zumeist noch nervenaufreibender als die Lebensumstände in den Asylheimen. Alles ist beengt und reglementiert. Den Wohnort zu verlassen bedarf einer Genehmigung, Arbeiten ist verboten. Trotz dieser Schwierigkeiten kommt das musikalische Projekt ehrenamtlich zustande und das Projekt hat Erfolg. Der politische Einfluss bleibt trotz „Integrationsmedaille“ eher gering.

Filmmacherin Julia Oelker baut „Can’t Be Silent“ nicht auf eine konstruierte Dramaturgie auf, sondern begleitet die Geschehnisse. „Can’T Be Silent“ entstand ohne öffentliche Förderung und würde zum Teil über Crowdfunding finanziert. Engagement und Enthusiasmus macht dabei die fehlende Finanzausstattung wett. Und auch die Musik ist weniger eigentliches Thema des Films als eher eine weitere Möglichkeit auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam zu machen.

CBS_Pic_09Seit die Asylpolitik in Europa von der nationalen Ebene immer weiter auf die gemeinschaftliche Bürokratie verlagert, müssen sich vor allem die Grenzstaaten der EU mit den Flüchtlingen beschäftigen. Siehe Eingangsbemerkung: die Hamburger Flüchtlinge wurden mit Pässen und 500 Euro ausgestattet und vom italienischen Lambedusa wegverfrachtet. Dass die Flüchtlinge dabei in einen bürokratischen Sumpf geraten und unter unwürdigen Umständen ihr Dasein fristen, ist keine neue Analyse. Dass sich daran auch nach Jahrzehnten der Flüchtlingspolitik wenig geändert hat ist eher beschämend.

Fazit: Die Doku „Can’t Be Silent“ ist weniger Musikfilm als vielmehr eine politisch ambitionierte Momentaufnahme. Vor allem die Flüchtlinge stehen im Mittelpunkt von Julia Oelkers Film. Ein wichtiges Thema, eine wichtige Doku. Ganz nebenbei: Das musikalische Projekt geht ab Ende August mit neuer CD auf Abschiedstour. Die Daten gibt‘s auf der Strom und Wasser Homepage.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

CantBeSilent_10x15Can’t Be Silent
Genre: Dokumentarfilm, Politik, Musik
Länge: 86 Minuten, D., 2013
Regie: Julia Oelkers
Mitwirkende: Stzrom & Wasser featuring The Refugees
Vertrieb: Neue Visionen
FSK: ohne Altersbeschränkung
Kinostart: 15.08.2013

Weiterführende Links:

Offizielle Filmseite

Offizielle Strom und Wasser-Homepage