Während man in Japan nur ein gut ein halbes Jahr auf das Finale der „Berserk – Das Goldene Zeitalter“-Trilogie warten musste, dauert es naturgemäß etwas länger bis die entsprechend aufbereitete Version auch bei uns erscheint. Zu der VÖ-Verschiebung wegen der FSK-Anfrage komme später noch. Aber auch die Geschehnisse in der Story finden ein Jahr später statt, insofern passt das schon. Aber Leute, wer die Story noch nicht kennt, sollte vorher die entsprechenden Besprechungen lesen, denn ohne fiese Spoiler zur Vorgeschichte hat die Vorstellung von „Berserk – Das Goldene Zeitalter 3“ wenig Sinn. Fans abgedrehter und auch recht deftiger Animes können sich auf das Finale freuen, wer sich lieber auf gewohnten ritterlichen Schlachtfeldern tummelt, wird sicher so seine Schwierigkeiten mit dem Fortgang der Geschichte haben. Also, auf in die letzte Schlacht!
Die Falkenbande um Griffith hat zwar für Midland die kriegsentscheidende Schlacht gewonnen, aber der Ruhm und die Erhebung in den Adelsstand sind nur von kurzer Dauer. Guts beschließt nun endlich eigene Wege zu gehen und auch Griffith kann ihn im Schwertkampf nicht aufhalten. Außerdem lässt sich Griffith mit der Tochter des Königs von Midland ein und wird dafür in den Kerker geworfen und gefoltert. Die Überreste der Falkenbande um Casca haben sich in die Wälder geschlagen und sind auf der Flucht.
Hier trifft Guts einen eher desolaten Haufen an, der ziemlich führungslos ist und von vergangenen guten Zeiten träumt. Casca ist inzwischen zur Kommandantin ernannt, aber erst als Guts darauf drängt, Griffith aus dem Kerker zu befreien, haben die Falken wieder ein Ziel. Doch was sie in den Kerkern finden, ist niederschmetternd. Griffith hat das „Ei des Herrschers“ verloren und ist ein gebrochener, ja zerschmetterter Mann.
Zufällig (oder vorherbestimmt) allerdings findet Griffith den Talisman wieder und setzt damit eine Metamorphose in Gang, die ihn zu dem fünften Erzengel der Hölle machen soll. Seine gesamte Truppe muss dafür geopfert werden und findet sich in einer diabolischen Geisterwelt wieder. Nur Guts scheint mit seiner rasenden Berserker-Wut den höllischen Gegenspielern gewachsen zu sein.
Umkämpftes Finale der Erfolgsgeschichte
Wow, was für ein Finale! Waren die beiden Vorgängerfilme jeweils rund 80 Minuten lang, bringt es „Berserk – Das Goldene Zeitalter 3“ auf rund 110 Minuten Spielzeit, von denen die Ereignisse in der realen Welt etwa 20 Minuten einnehmen, die restlichen 90 Minuten sind in dunkelviolette Farbspiele getaucht und bieten neben brutalen, dämonischen Actionsequenzen einen ganzen Kübel psychedelischer Einsprengsel. Man ist fast versucht, das Ganze als eigenständiges Spektakel zu sehen, das mit der „Schwert und Ritter“-Saga kaum etwas zu tun hat. Hier kommen ganz andere Elemente der Dark Fantasy zum Zug: Lovecraftscher Horror, Poe’sche Psychedelik und ein Figurenuniversum, das einem H.R. Giger alle Ehre machen würde, während sich Guts über Ebenen von Totenschädeln seinen Weg gegen die Dämonen bahnt, um Griffith zu retten. Der allerdings überhaupt nicht gerettet werden will.
Mit der Verlagerung der Handlung in eine dämonische Zwischenwelt geht auch ein Wandel des Animationsstils einher. Und das Studio 4°C hat in der Vergangenheit eine beachtliche stilistische Bandbreite an den Tag gelegt. Die quasi klassische Anime-Bildsprache der Ritter-Saga weicht einem experimentelleren und visuell explosiven Stil, der auch „Mind Game“ (2004) oder die Storysammlung „Genius Party“ (2007, beide hierzulande bei Rapid Eye Movies erschienen) auszeichnete.
Experimenteller im Stil, rauer in der Action
Mir persönlich macht das deutlich mehr Spaß als die ohnehin schon gut produzierten Vorgänger, aber das wird sicherlich auch eine Geschmackssache sein. Auf jeden Fall ein beeindruckender, wenn auch recht brutaler Bildersturm, der die zunehmend abdrehende Handlung, die schon im Manga angelegt ist, grandios umsetzt. Das Finale des Berserk-Storybogens „Das Goldene Zeitalter“ gibt auch schon einen Ausblick auf eine mögliche Fortsetzung namens „Zeit der Dämmerung“. Wir bleiben gespannt.
Und wie oben angekündigt, noch ein paar Worte zur FSK-Freigabe: Die Kollegen von Schnittberichte haben darüber ausführlicher berichtet. Im Japan gibt es zwei Versionen von „Berserk –Das Goldene Zeitalter 3“ mit unterschiedlichen Altersfreigaben. Bei uns wurde nun letztlich die japanische 18+ Version veröffentlicht, die von der FSK erstaunlicher Weise ab 16 Jahren freigegeben würde. Nach Sichtung finde ich das nicht zwar nicht angebracht, aber ich bin auch schon aus dem Alter raus, wo ich vor Eindrücken geschützt werden muss.
Das deutlich experimentellere Finale der Anime-Saga „Berserk –Das Goldene Zeitalter“ erhöht die Schlagzahl und verlagert den Handlungsraum ins Übersinnliche. Herausgekommen ist ein wahnwitziger optischer Ritt auf der Rasierklinge. Sicher nicht jedermanns Sache, aber ganz große und finstere Animationskunst.
Film-Wertung: (9 / 10)
Berserk – Das Goldene Zeitalter 3
OT: “ Beruseruku: Ougon jidai-hen III – Kourin“
Genre: Anime, Fantasy, Mystery
Länge: 110 Minuten, Japan, 2013
Regie: Toshyijuki Kubooka
Drehbuch: Ichiro Okochi (nach dem Mangas von Kentaro Miura)
Realisation: Studio 4°C
FSK: Ab 16 Jahren
Vertrieb: Universum Anime
DVD- & BD-VÖ: 08.08.2014