Interview zu Searching For Sugar Man

searching-for-sugar-man_VorschauMit dem Dokumentarfilm „Searching for Sugar Man“ kommt am 27. Dezember 2012 hierzulande eine außergewöhnliche Geschichte auf die Leinwand. Anlässlich des Filmfest Hamburg im Oktober stand der schwedische Regisseur Malik Bendjelloul zum Interview zur Verfügung und entpuppt sich als neugieriger Zeitgenosse und höchst entspannter Gesprächspartner. Aber Achtung: Im Gespräch wird durchaus gespoilert, was allerdings bei den überall nachlesbaren Facts über den amerikanischen Sänger Sixto Rodriguez nicht weiter ins Gewicht fallen sollte.

Der amerikanische Songwriter Sixto Rodriguez war zu seinen aktiven Zeiten, Anfang der 1970er Jahre, nahezu unbekannt und seine beiden Alben „Cold Fact“ und Coming from Reality“ floppten total. Nur nicht in Südafrika, dort wird der Songwriter ohne es zu wissen, zum Superstar. Erst in den 90er Jahren machen sich zwei südafrikanische Fans auf Spurensuche. „Searching for Sugar Man“ zeigt diese atemberaubende, beinahe märchenartige Story von der unverhofften Wiederentdeckung eines großen Künstlers.

BRUTSTATT: Wie war die Vorführung des Films gestern? Sie haben ihn ja schon häufiger gesehen. Gefällt er Ihnen noch?

BENDJELLOUL: Es war wirklich gut. Es ist schön zu sehen, dass die Leute kommen. Die Zuschauer sind glücklich. Ich habe den Film jetzt schon oft gesehen und mag ihn immer noch. Aber mit dem eigenen Film sollte man nicht allzu zufrieden sein.

Über die Finanzierung von „Searching for Sugar Man“

BRUTSTATT: Dann komme ich mal zu den ernsthaften Fragen. Wie ist Ihre finanzielle Lage im Moment?

BENDJELLOUL: Im Moment ist sie gut. Ich hatte vier Jahre lang kein Gehalt. Jetzt komme ich finanziell wieder dorthin, wo ich vor Beginn des Films war. Deswegen geht es mir sehr gut. Der Film ist mein Einkommen.

BRUTSTATT: Es werden mehrere Produzenten genannt. Aber begonnen haben Sie alleine und die Produzenten kamen dann dazu. Finanzieren mussten Sie das Projekt selbst?

searching-for-sugar-man_malik-bendjelloulBENDJELLOUL: Ja. Ich muss aber sagen, dass wir vom Schwedischen Filminstitut Geld für die erste Reise und die Kamerafrau bekommen haben. Was toll war. Aber das ist ziemlich üblich, ich hatte mit dem Drehen schon begonnen, wir brauchten es also für die Produktion. Das erste Jahr über hatten wir Geld, danach bekam ich drei Jahre nichts mehr. Ich hatte vorher schon viele Jahre gearbeitet, ich hatte also Geld auf dem Konto und habe das genommen.

BRUTSTATT: Ich arbeite jetzt schon ein paar Jahre als Filmkritiker, aber ich weiß noch immer nicht genau, was Filmproduzenten eigentlich machen. Kümmern sie sich nur um die Geldbeschaffung und stellen Kontakte her?

BENDJELLOUL: Ich habe das früher auch nicht verstanden, weil ich Produzenten hatte, bei denen ich mich wirklich fragte: „Was machen die eigentlich?“ Aber die britischen Produzenten, die ich jetzt habe, Simon Chinn und John Battsek, sind sehr bekannt, das war etwas vollkommen anderes. Sie sind wirklich ungemein professionell und kennen sich hervorragend aus. Ich verlasse mich auf ihre Meinung, wenn wir uns in kreativen Dingen widersprechen. Sie haben ein sehr gutes Auge. Ich habe ihre Ideen mit denen der anderen Menschen verglichen, die ich fragte, und ich kann sagen, dass sie sehr scharfsinnig sind. Zwei sind nicht viele, aber sie sind zwei der besten.

BRUTSTATT: Haben Sie während dieser drei Jahre je darüber nachgedacht, Ihren Film über Crowdfunding zu finanzieren?

BENDJELLOUL: Nein, ich kannte das Crowdfunding nicht. Vor zehn Jahren gab es das noch nicht. Eine sehr interessante Idee, die tatsächlich funktioniert. Gestern hat mich jemand gefragt, was derzeit das Wichtigste und Interessanteste im Dokumentarfilmbereich sei, und ich habe geantwortet: „Crowdfunding“. Aber ich hatte wirklich nichts davon gehört und ich weiß immer noch nicht, wie es funktioniert.

Die Anfänge des Filmprojekts

BRUTSTATT: Bevor wir zum Film kommen: Wie wählen Sie Ihre Themen letztendlich aus? Soll ich mir das wirklich so vorstellen, dass Sie für das schwedische Fernsehen arbeiten und sich überlegen: „Ich möchte gerne Filme machen, also kündige ich und suche nach einem Thema für einen guten Film“?

searching-for-sugar-man_rodriguez-4-hrBENDJELLOUL: Nein, ich habe das schrittweise gemacht. Als Erstes: Ich habe für eine schwedische Fernsehsendung gearbeitet und Geschichten wie diese (Searching for Sugar Man) gemacht. Ich bin sehr viel gereist. Mein Beruf sah im Grunde so aus: An viele Orte reisen, um nach aufregenden Geschichten zu suchen. Ich habe das drei Jahre lang gemacht, dann sagte ich mir: „Ich gebe meinen Job auf und gehe alleine mit meiner Kamera auf Reisen; und dabei suche ich nach Geschichten”, und ich ging davon aus, dass ich diese Geschichten als Beiträge an die Fernsehsendung verkaufen könnte. Aber als freier Mitarbeiter. Also reiste ich und fand es ziemlich cool. Ich machte sechs Geschichten, die ich für jeweils 2.000 Dollar verkaufte, was nicht sehr viel Geld ist, aber es reichte, um die gesamte 6-monatige Reise zu finanzieren. Wenn man mit dem Rucksack unterwegs ist und in Costa Rica im Schlafsack übernachtet, braucht man nicht viel Geld. Ich war auf dieser Reise in 16 Ländern und eines davon war Südafrika. Ich glaube, ich würde es wieder tun. Es ist eine tolle Art zu reisen.

BRUTSTATT: Also sind Sie zufällig auf die Geschichte gestoßen?

BENDJELLOUL: Ich würde sagen, ja. Mein Job bestand darin, wirklich spektakuläre Geschichten zu finden. Ich fand einige ziemlich gute, z. B. die über die Band KLF. Ich erkannte auch, dass dies eine ziemlich außergewöhnliche Geschichte war. Ich erzählte Freunden davon und ihnen standen nach ein paar Minuten fast Tränen in den Augen, nur vom Zuhören. Ich dachte, das müsse einfach zu finanzieren sein. Aber jedem gefiel es, außer den Geldgebern. Sie sahen nicht, wie gut die Geschichte war.

BRUTSTATT: Also reisten Sie nach Südafrika, trafen Sugar, hörten die Geschichte und entschlossen sich, einen ganzen Film darüber zu drehen?

BENDJELLOUL: Ja.

BRUTSTATT: Ich habe gelesen, dass Sie ziemliche Befürchtungen hatten, die Musik zu hören? Und Sie hatten Rodriguez noch nicht getroffen. Wie kam die Musik bei Ihnen an und wann trafen Sie ihn tatsächlich?

searching-for-sugar-man_stephen-segerman-hrBENDJELLOUL: Ich ließ mich schon 2006 auf die Musik ein. Sugar spielte sie mir vor. Ich war in der Tat sehr zurückhaltend, weil die Fans einfach verrückt nach der Musik waren. Sie sagten, sie sei besser als die Beatles, besser als Dylan. Weil sie Fans sind, denkt man. Als ich willkürlich Leute nach Rodriguez fragte, reagierten sie überrascht. Als würde man fragen: „Kennen Sie die Beatles?“ So berühmt war die Musik. Dann begann ich, mir die Musik anzuhören, und dachte: „Das ist wirklich richtig gut“. Zwei Jahre später, 2008, traf ich Rodriguez in Detroit.

BRUTSTATT: War es schwer, Kontakt mit ihm aufzunehmen? Denn im Film erscheint er nicht als Persönlichkeit, eher als Mythos. Und ich habe gelesen, dass es etwas schwierig war, ihn zum Mitmachen zu bewegen.

BENDJELLOUL: Ja, das war es wirklich. Er zögerte lange. Ich glaube, er war gar nicht absichtlich schwierig, es war seine Persönlichkeit. Er mochte die Kamera nicht. Er fürchtete sich vor der Kamera. Weil die Kamera deine Seele stiehlt oder so etwas. Also hatte er ein Riesenproblem damit. Und ich auch. Er hat kein Problem damit, auf der Bühne zu stehen. Aber wenn er neben der Bühne eine Kamera sieht, sagt er: „Ihr müsst die Kamera ausschalten“. Ich kann ungefähr beschreiben, warum er Interviews nicht mag. Er ist nicht egoistisch genug. Es ist sehr schwierig, ein Interview mit jemandem zu führen, der so gar nicht egozentrisch ist, weil er über sich selbst reden soll, was er nicht kann.

BRUTSTATT: Wenn Sie an den Film denken, war es von Anfang an klar, wie der Handlungsbogen aussehen sollte? Mehr über die Suche nach dem Mann, beginnend mit der Geschichte vom Selbstmord auf der Bühne und der „mythischen“ Wiederauferstehung?

BENDJELLOUL: Ja, das war von Anfang an klar. Ich dachte, dass das die Geschichte sei. Dass sie aus einer südafrikanischen Perspektive erzählt werden sollte. Es ist ebenso sehr eine südafrikanische Geschichte wie eine Geschichte über Rodriguez. Es sind drei wunderschöne Geschichten in einer. Tatsächlich ist es die Geschichte der südafrikanischen Fans. Damit beginnt die Geschichte. In der ersten Szene sieht man Sugar und wie sie nach einem toten Mann suchen; sie erfahren, dass er noch lebt, sie treffen ihn und verändern sein Leben. Das ist buchstäblich, als wäre man Bob Dylan-Fan und könnte das Leben von Bob Dylan verändern. Was seltsam ist und kühn.

„Eine Karriere verpufft“

BRUTSTATT: Es gibt zwei Szenen im Film, in denen Sie nach dem Geld forschen. Sie führen ein Interview mit Clarence Avant (Inhaber Sussex Records). Hat er sie rausgeworfen?

BENDJELLOUL: Nein, das tat er nicht.

BRUTSTATT: Aber Ihre Frage hat er nicht beantwortet.

rodriguez_cold_fact_hi-res_coverBENDJELLOUL: Er hat meine Frage nicht beantwortet, aber die war auch sehr komplex. Er war allerdings auch sehr charmant. Wir gingen anschließend zu seinem Haus, das war sehr nett. Es waren nur diese speziellen Fragen. Ich habe auch nettere Fragen gestellt.

BRUTSTATT: Aber Rodriguez hat auf die Frage nach dem Geld auch nicht reagiert. Sie schien ihn nicht zu interessieren.

BENDJELLOUL: Ja, so ist es. Deswegen habe ich bei diesen Fragen nicht weiter nachgebohrt. Es interessiert ihn nicht. Wenn ich – als Filmemacher – zu interessiert bin, muss ich mich fragen, warum mich das Geld interessiert.

BRUTSTATT: Ja, aber zu diesem Thema hätte es noch eine Begebenheit gegeben. Ich habe nämlich gelesen, dass australische Firmen die Rechte an Südafrika verkauft haben. Aber das wäre eine vollkommen andere Geschichte gewesen, wenn man über das australische Kapitel spricht.

BENDJELLOUL: Ich habe es gelassen, obwohl mir diese Entscheidung sehr schwer gefallen ist. Ich habe lange mit dem Gedanken gespielt, es in den Film hereinzunehmen. Ich fragte mich, ob ich das weglassen könne, ohne unehrlich zu sein. Und ja, ich kann, weil ich die südafrikanische Geschichte erzähle. Es würde funktionieren. Es wäre schön gewesen, das im Film zu haben, aber es wäre zu lang geworden, und letztendlich passierte es ja zweimal: Es war das Gleiche mit Rodriguez in Australien: der Mann, der von den Toten zurückkehrte.

BRUTSTATT: Ich habe mir noch über etwas anderes Gedanken gemacht: über die Möglichkeit einer Karriere aufgrund seines Ruhms in Südafrika, darüber, außerhalb von Amerika berühmt zu werden. Wurde das bei Sussex Records nicht gesehen, oder gab es wegen der Abschottung von Südafrika tatsächlich keine Chance, berühmt zu werden? Oder hat man diese Chance bei der Plattenfirma schlicht nicht gesehen, weil Amerika im Zentrum der Überlegungen stand?

BENDJELLOUL: Nein. Die Platte wurde in Südafrika von großen Firmen herausgebracht, die auch für Atlantic, Motown, CBS usw. Lizenznehmer waren, das lief vollkommen normal.

BRUTSTATT: Aber sie müssen sich doch bei Sussex Records gemeldet haben. Da ist ja nicht nur der finanzielle Aspekt, sondern, damals in den 70er-Jahren, auch die Chance, berühmt zu werden. Warum haben sie es nicht versucht? Wenn man seinen Künstler groß machen möchte, wäre das doch ein toller Anfang gewesen.

BENDJELLOUL: Ja, das stimmt. Ein Problem war zum Beispiel, dass er wegen der Apartheid nicht auf Tournee gehen konnte, er durfte nicht auftreten. Aber er hätte weitere Alben für diesen Markt produzieren können. Nur ging seine Plattenfirma 1975 pleite. Der Besitzer gründete später zwar eine Nachfolgefirma (Clandestine Records) und verdient nach wie vor an den Veröffentlichungen. Aber es ist sehr merkwürdig, dass er Rodriguez nicht einmal gesagt hat, dass er in Südafrika so erfolgreich ist.

Das weiße Südafrika unter derApartheid -„I Wonder“

BRUTSTATT: Eine andere faszinierende Sache an dem Film ist die zugrunde liegende politische Situation. Weil man Südafrika während jener Zeit eigentlich nie aus diesem Blickwinkel der Gesellschaft gezeigt bekommt, in westlichen Gesellschaften gibt es solche Portraits eigentlich nicht. Es geht immer um das harte Regime und die Befreiung der schwarzen Bevölkerung. War Ihnen das bewusst?

rodriguez-realityBENDJELLOUL: Das war mir bewusst. Ich hatte das auch noch nie gesehen und mir war auch klar, dass es eine wahnsinnige Gesellschaft war. Es war eng verwandt mit Nazi-Deutschland, die Architekten der Apartheid waren buchstäblich Faschisten. Da hatten sie ihren Ursprung. Diesen Stimmen zuzuhören, wie es wirklich war als liberaler Jugendlicher, der das Regime hasste! Trotzdem konnten sie nichts tun, weil sie zuviel Angst hatten. Es war ein Terrorregime, ein Polizeistaat. Und es war wunderbar, diese Geschichten zu hören und wie die Musik ihr Leben verändert hat und sie immer noch inspiriert. In diesem Film gibt es so vieles, das war wirklich beeindruckend. Und dies war nur ein Teil davon. Ich hatte großes Glück, unter jedem Stein, den ich hochhob, glitzerte noch ein Juwel und es passte alles zusammen.

BRUTSTATT: Die nächste Frage klingt vielleicht ein bisschen eigenartig, lässt sich aber nicht besser formulieren: Es hieß, dass einer der Gründe, warum Rodriguez in den 70ern in den USA keine Karriere machte, der gewesen sein könnte, dass sein Name südamerikanisch klang. Hat Sie das auf eine gewisse Art berührt, denn Ihr Name, Benjelloul, klingt nicht sehr schwedisch?

BENDJELLOUL: Alles, was zu deinem Leben gehört, hat eine Auswirkung auf dich. Mir sind in meinem Leben hunderte von persönlichen Dingen passiert. Ohne sie wäre der Film sicher anders geworden, als er jetzt ist. Also stimmt es vielleicht, dass das ein kleiner Teil meines persönlichen Zugangs zu der Geschichte ist. Und Sie haben Recht, dass ich auch zu den Leuten mit den sehr ungewöhnlichen Namen gehöre. Ich glaube auch, dass es einfacher gewesen wäre, wenn ich den Namen meiner Mutter gewählt hätte, einen europäischeren Namen.

BRUTSTATT: Zur Politik: Ich weiß nicht, ob Sie den Dokumentarfilm „Black Power Mixtape“ kennen, er stammt von schwedischen Filmemachern. Sehen Sie sich oder Ihren Film in der Tradition dessen, was diese Filmemacher für die Black Power-Bewegung in den USA geschafft haben?

BENDJELLOUL: Vielleicht.

BRUTSTATT: Sie bringen ein durch und durch amerikanisches Thema zurück in die USA. Sie spiegeln es ihnen wider.

BENDJELLOUL: Ja, das mag stimmen, es kommt von außen.

„Sugar Man“ als Spätstarter?

BRUTSTATT: Im Moment ist Rodriguez auf Nordamerika-Tournee. Haben Sie erreicht, was der Film „The Story of Anvil“ für die kanadische Heavy Metal-Band erreicht hat?

BENDJELLOUL: Vor ein paar Wochen war Rodriguez bei David Letterman. Und morgen Abend kommt das Größte, was dem Film bisher passiert ist. Er wird bei „60 Minutes“ auf CBS gezeigt und 15 Millionen Leute werden es sehen. Danach wird sich sein Leben verändern. Das ist größer als jede Tournee.

BRUTSTATT: Was ist mit Ihrer Karriere?

BENDJELLOUL: Die wird sich danach auch verändern. Aber das hier ist schon ein riesiger Erfolg. Mein Leben wird nicht mehr das gleiche sein.

BRUTSTATT: Waren Sie nervös, als Sie den Film zum ersten Mal auf Festivals gezeigt haben?

kinoposter-searching-for-sugar-manBENDJELLOUL: Sehr nervös. Das erste war das Sundance Film Festival, wo unser Film der Eröffnungsfilm war. Wir gewannen den Publikumspreis. Ich glaube, man muss kein Musikfan sein, um diesen Film zu mögen. Ich hoffe, dass die Menschen eine wirklich herzerwärmende Geschichte sehen möchten, ein Märchen. Auch die Musik ist leicht zugänglich, aber es ist nicht nur eine Geschichte über die Musik. Wir haben darüber diskutiert, ob wir eine Gitarre auf dem Filmplakat haben wollten oder nicht. Einfach, um das richtige Gefühl für den Film entstehen zu lassen.

BRUTSTATT: Bei vielen Vorführungen und Interviews waren Sie gemeinsam mit Rodriguez. Wie war das?

BENDJELLOUL: Etwas Besonderes und ein bisschen seltsam. Wir kommen aus zwei verschiedenen Welten und wir saßen nebeneinander und sprachen wie eine Person. Es war wirklich wunderbar. Und in ein paar Wochen treffen wir uns in Paris.

BRUTSTATT: In dem Film gibt es ein Lied vom dritten Album, das aber nie irgendwo erschienen ist. Woher haben Sie das?

BENDJELLOUL: Es wurde in Südafrika als Bootleg oder Ähnliches herausgebracht. Ich weiß nicht, wie sie es gefunden haben.

BRUTSTATT: Im Film gibt es Live-Filmmaterial von der ersten Südafrika-Tournee, von privaten Videos seiner Tochter. Es gibt auch eine Fernsehdokumentation dieser Tournee. Warum haben Sie das private Material ausgewählt?

BENDJELLOUL: Weil es vom ersten Konzert nur das Material von Eva (Rodriguez Tochter) gab. Das erste ist das allerschönste, mit diesem Wahnsinn. Die Fans denken, dass er tot ist, und dann kommt er auf die Bühne. Und er denkt, da seien 20 Leute, und dann ist das Stadion ausverkauft. Tony, der Schlagzeuger der Band, war auf der Bühne und fühlte, wie verrückt das war und dass jemand dies filmen sollte. Also holte er jemanden, der filmte. Die nächsten vier Konzerte wurden professioneller gefilmt.

BRUTSTATT: Der Film ist in mehreren Ländern angelaufen. Auch in Großbritannien und Schweden. Wie sieht es dort aus?

BENDJELLOUL: In Großbritannien kam er auf Platz 7. Also: Batman, Spiderman und Sugar Man. Wirklich verrückt. In Schweden läuft er noch, aber mit großem Erfolg. Es ist in diesem Jahr der Film mit den besten Kritiken, bei Spielfilmen und bei Dokumentarfilmen, und der Film mit den zweitbesten Kritiken jemals in Schweden. In England war „Sugar Man“ der zweitbeste Musik-Dokumentarfilm aller Zeiten, vor „Anvil“ und „Some Kind of Monster“. Nur „Marley“ war besser. Aber in Amerika wird „Sugar Man“ viel besser laufen als „Marley“, er wird „Marley“ schlagen. Wir sind Konkurrenten.

BRUTSTATT: Was werden Sie als nächstes machen? Verborgene Träume?

BENDJELLOUL: Ich weiß nicht, ich denke viel darüber nach. Ich habe Ideen. Ich habe an einem Drehbuch für einen Film geschrieben. Was ich mache, ist oft Zufall. Das hier war eine Chance, also habe ich es gemacht. Ich habe mich gefragt: „Kann ich noch eine bessere Geschichte finden?“ Vielleicht, aber es ist einfacher, eine zu erfinden.

BRUTSTATT: Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben.

 

Interview: Frank Schmidke

Übersetzung: Claudia Lassek

Hier gehts zur Kurzkritk beim Filmfest Hamburg 2012

Bei sugarman.org gibt’s (fast) alles über Sixto Rodriguez