The Substance: Albert Hofmann’s LSD: Dann sehen wir die Welt – anders.

substance_spiritual020Mit seiner Dokumentation „The Substance“ gelingt dem Regisseur Martin Witz eine kleine Kulturgeschichte des Lysergsäurediethylamid (LSD). Die ist ebenso interessant wie informativ ausgefallen, doch wer sich mit dem Hintergrund der Psychodroge beschäftigt hat, wird wenig Neues erfahren. Die Interview-Ausschnitte mit dem LSD-Entdecker Hofmann und dem Psychiater Stanislav Grof sind allerdings ausgesprochen seltenes Material.

substance_science01In einem schweizer Chemielabor beschließt der Wissenschaftler Albert Hofmann 1943 die Forschung an einer aus dem Mutterkorn extrahierten Substanz erneut aufzunehmen. Entdeckt hatte man das LSD schon 1938 aber im Tierversuch zeichnete sich keine Wirkung ab. Nun macht Hofmann den Selbstversuch und entdeckt damit die psychoaktiven Eigenschaften der Substanz. Zunächst finden sich keine konkreten Anwendungen für die Neuentdeckung, aber der Konzern schreibt dem LSD ein hohes Potential zu. In den 1950ern werden in der Psychiatrie erste Versuche mit LSD unternommen und schnell kommt es zu bahnbrechenden Durchbrüchen in der psychiatrischen Forschung. LSD gilt als Wunderdroge.

substance_science03Doch damit gerät der Stoff auch in die Aufmerksamkeit des Militär und im Kalten Krieg versuchen sowohl die UdSSR als auch die USA LSD als Waffe einzusetzen. Im Rahmen der psychologischen Kriegsführung sollen gegnerische Soldaten kampfunfähig gemacht werden. Irgendwie gelangt LSD durch diese Versuchen in den USA auf dem Markt und die Substanz, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht verboten ist, findet unter den jungen Menschen großen Anklang aufgrund seiner halluzinogenen Wirkung und beeinflusst maßgeblich das Selbstverständnis der Flower Power Bewegung. Der amerikanische Psychologe ist so beeindruckt von LSD, dass er damit die gesamte Menschheit beglücken will. Es kommt in der westlichen Welt zu massenweisem Missbrauch der hoch wirksamen Substanz. Das führt dann zu einem Verbot und einer Verteufelung des LSD, die bis heute anhält.

Doch gegenwärtig gibt es vereinzelt Bestrebungen die Forschung mit Lysergsäurediethylamid im Bereich der Psychiatrie wieder aufzunehmen. Der Film zeigt auch ein Pilotprojekt mit depressiven Krebserkrankten, das durchaus Erfolge erzielt und die Lebensqualität der Krebspatienten positiv beeinflusst.

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substance_hofmann02Neu sind all diese Fakten und Einschätzungen nicht, aber der Dokumentarfilm „The Substance“ bringt die Geschichte des LSD unterhaltsam auf den Punkt. Der große Verdienst von Regisseur Martin Witz ist es, ausgesprochen seltenes Archivmaterial ausgegraben und verarbeitet zu haben. So etwa Aufnahmen von Militärexperimenten und ersten psychiatrischen Versuchen. Auch die Interviewpartner sind gut gewählt, um unterschiedliche Aspekte des Mythos LSD zu beleuchten. Vor allem die Ausschnitte mit dem hochbetagten Albert Hofmann, kurz vor dessen 100sten Geburtstag sind ausgesprochen interessant. Der Wissenschaftler macht keinen Hehl daraus, dass die LSD-Erfahrung sein Leben nachhaltig beeinflusst hat und glaubt nach wie vor an das Potential dieser Substanz. Von dem Missbrauch und den Heilsbestrebungen Learys vor allem in den 1960ern distanziert sich Hofmann allerdings ausdrücklich.

Fazit: „The Substance: Albert Hofmann’s LSD“ ist eine gelungene und unterhaltsame Dokumentation, die klug montiert und zusammengestellt ist und so einen kulturgeschichtlichen Überblick über die „Wunderdroge“ vermittelt.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

substance_poster01aThe Substance: Albert Hofmann’s LSD
Genre: Dokumentarfilm
Länge: 96 Minuten, CH 2011
Regie: Martin Witz
Mitwirkende: Albert Hofmann, Stanislav Grof, Matin A. Lee,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Mindjazz Pictures
Kinostart: 17.05.2012

DVD-Start: 16.11.2012

weiterführende Links:

Buchbesprechung Albert Hofmann „LSD -mein Sorgenkind“