Wie im richtigen Leben liegen auch auf der Leinwand Schmerz und Freude eng beisammen und manchmal ist es nur eine Gratwanderung. Folglich kann man auch eine Kategorie draus machen, das, was gemeinhin als bester Film gehandelt wird. Allerdings kommt mein Maß aller Dinge, der Musikfilm, am Ende meiner Jahresrückblicke. Nun aber zum ernsten Film, denn auch Komödie ist harte Arbeit.
Beinahe naturgemäß ist die Zahl der verpassten Filme in dem Bereich Komödie und Drama verhältnismäßig hoch. Kein Mensch kann sich das alles ansehen. Zugegebenermaßen sind bei mir viele vermeintlich wichtige Filme darunter: So fehlen „Uncle Boonmee“ und „Bal – Honig“ ebenso wie „The Messenger“ und „Ein Mann von Welt“, um nur die wichtigsten Auslassungen zu nennen. Habe ich einfach nicht geschafft.
„Die Fremde“ wäre definitiv ein Muss für diese Liste, aber da dies so etwas wie mein „Auslandsoscar“ ist, wird das deutsche Drama nicht nominiert: Die einheimische Filmproduktion wird gesondert betrachtet. Insofern muss man die nun folgenden Top 5, anders als bei den Serien, vielleicht ein wenig vorsichtig genießen. Dafür ist die Liste umso subjektiver. Ich gebe mir gar nicht erst die Mühe, das mit pseudo-objektiver Kritik zu ummanteln.
Drama und Komödie haben eigentlich immer gleich viel Konjunktur. Hier geht es nicht um Effekte, das Ausloten des Machbaren. Nein, es geht um Geschichten, das Ausloten des Spielbaren. Nicht verwunderlich also, dass hier Schauspieler als Charakterdarsteller gefragt sind, mit denen der Film häufig steht und fällt.
Und obwohl Dramen und Komödien eigentlich recht zeitlos sind, gibt es Moden in der Erzählweise, in der Darstellung und im Spiel der Darsteller. Overacting ist schon lange out. Film ist nicht die Bühne. Die Kamera bekommt sowieso alles mit und hält gnadenlos drauf, sofern Regisseur und Kameraleute ihr Handwerk verstehen.
Erschreckenderweise sind einige meiner Lieblingsfilme hier erst nach ewiger Zeit auf den Markt gekommen. Bin ich als Filmfan ein Auslaufmodell, oder ist die Kinolandschaft hierzulande zu kommerziell ausgerichtet? Auch egal, weil nicht zu entscheiden. Hier sind die
Top 5: Drama und Komödie 2010
5. „New York, I Love You“
Ein Episodenfilm unter den besten des Jahres? Warum nicht. „New York, I Love You“ ist beileibe keine Aneinanderreihung von Kurzfilmen, sondern ein stimmiges Portrait einer pulsierenden Metropole. Nicht nur die Riege der Darsteller und Regisseure ist beachtlich, auch die lose Verknüpfung der Episoden ist ziemlich gelungen. Hier geht’s zur Filmbesprechung.
4. „Precious – Das Leben ist kostbar“
Das Sozialdrama über einen übergewichtigen, schwarzen Teenager geizt nicht gerade mit Zumutungen, begeisterte aber schon die amerikanische Filmakademie und wurde völlig zu Recht mit 2 Oscars ausgezeichnet. „Precious – Das Leben ist kostbar“ besticht mit grandiosen Darstellern und einer Geschichte, die bei allem Elend doch Mut macht. Großes Kino.
3. „Ein Sommer in New York – The Visitor“
Ich mochte schon „The Station Agent“, das Regie-Debüt des Schauspielers Thomas McCarthy. Mit „The Visitor – Ein Sommer in New York“ ist ihm ein sehr menschliches Plädoyer gegen die Abschiebe-Praxis der USA gelungen. Der verwitweter Uni-Professor Walter Wale findet seine New Yorker Zweitwohnung von einem jungen Paar illegaler Einwanderern bewohnt. Doch bis die beiden eine neue Bleibe finden, hat sich Walter längst an deren Lebensfreude gewöhnt und findet selbst zurück ins Leben. Allein der trommelnde Richard Jenkins ist den Gang ist Kino wert.
2. Frozen River
Darüber, dass so wunderbare Filmperlen wie „Frozen River“ hierzulande nicht einmal in den Kinoverleih kommen, habe ich an anderer Stelle schon genug gejammert. Und auch wenn die Independent-Produktion relativ schlicht erscheint, zeigt der Film doch alles, um den Zuschauer mitzureißen. Ich wiederhole mich gerne: Was braucht es mehr für einen guten Film als ein authentisches Gesicht und leise Gitarren? Die Filmeröffnung ist schlicht wunderbar. Gerade im TV gelaufen und heute (24.01.’11) in der Wiederholung im Spätabendprogramm von Arte.
1. „One Week – Das Abenteuer seines Lebens“
Was tun, mit einer Lebenserwartung von einer Woche? Die Krebsdiagnose trifft den jungen Ben Tyler (Joshua Jackson) völlig unerwartet . Sein Arzt gibt ihm nicht mehr lange und Ben kauft sich kurzentschlossen ein Motorrad und macht sich auf, Kanada zu durchqueren. Seiner Verlobten gefällt das ebensowenig wie seinen Eltern. „One Week“ ist ein großartiges Roadmovie, tolle kanadische Landschaft und eine humorvolle Sinnsuche. Und obwohl ich Filmerzähler eigentlich nicht gerade mag, hier ist er wundervoll und witzig.
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