Joy – alles außer gewöhnlich: Putzprobleme

Mit viel Freude geht’s weiter im #Somerkino25: Jennifer Lawrence wurde für ihre Rolle in David O. Russels „Joy – alles außer gewöhnlich“ mit einen Golden Globe ausgezeichnet und für den Oscar nominiert. In gewisser Weise markieret „Joy“ die bis dato erwachsenste Performance der charismatischen Actrice. Dabei erzählt David O. Russel mit leichtem Ton die wechselvolle Geschichte einer amerikanischen Erfinderin, die ihre Idee gegen alle Widerstände umsetzt. Ein Wischmopp als Weihnachtsmärchen und eine typisch amerikanische Erfolgsgeschichte nach wahrem Vorbild.

Schon als Kind hatte Joy (Jennifer Lawrence) ein Faible dafür sich Sachen auszudenken und etwas zu erfinden. Doch ihrem neuen Hundehalsband war wenig Erfolg beschieden. Etliche Jahre später hält die patente und pragmatische Frau eine dysfunktionale Familie zusammen. Ihre Eltern sind seit 17 Jahren geschieden. Seitdem hängt ihre Mutter Terry (Virginia Madsen) vor der Glotze fest und lebt nur für ihre Soap Opera. Aber Daddys Freundin hält es mit dem alten Rudy (Robert DeNiro) nicht mehr aus und liefert ihn wieder in Joys Elternhaus ab. Da muss er sich vorerst den Keller mit Joys geschiedenem Gatten Tony (Edgar Ramirez) teilen. Die beiden können sich nicht ausstehen.

Um ihre beiden Kinder zu ernähren arbeitet Joy am Ticketschalter einer Fluglinie. Dann wird sie in die Nachtschicht versetzt und es reicht. Die junge Mutter beschließt, dass es so nicht weitergehen kann. Eher zufällig kommt sie auf die Idee, einen neuartigen Wischmob zu entwickeln. Einen, den frau nicht mehr mit den Händen ausringen muss.

Wischmob

Sie stellt ihrem Vater und dessen neuer wohlhabender Freundin Trudy (Isabella Rosselini) die Idee vor. Der Prototyp will finanziert werden, doch die Finanziers sind mehr als skeptisch. Joy setzt alles auf eine Karte. Der geschäftliche Gegenwind lässt aber nicht nach. Selbst der in den 1990er Jahren neue Vertriebsweg über einen Shopping-TV-Kanal entpuppt sich anfangs als Flop.

Für sein amerikanisches Weihnachtsmärchen (in den USA startet Joy am 25. Dezember) hat sich Regisseur David O. Russel eine Story ausgesucht, wie sie amerikanischer nicht sein könnte. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist es nie zu spät sich zu verwirklichen! Und mit genug Einsatz und einer guten Idee lässt sich auch ein Imperium aufbauen! Die Story ist angelehnt an die Erfolgsgeschichte der Joy Mangano. Die erfand in den 1990er Jahren den „Miracle Mob“ und machte ihn auf dem Shopping-Sender QVC zu einem Verkaufsschlager. Allerdings nimmt sich Russel für seinen Film auch ein paar Freiheiten. Und er verlagert die Story in die amerikanische Provinz.

Schon mit „American Hustle“ hat der Filmmacher sein Faible für Ausstattungen und Zeitkolorit ausgelebt und auch „Joy“ weiß den Zeitgeist der Neunzigerjahre stilvoll einzufangen. Dazu setzt Russel auch wieder auf seine Erfolgsbesetzung aus „Silver Linings“. Jennifer Lawrence, Bradley Cooper und Robert DeNiro. Einem launigen Filmabend steht wenig im Weg.

Shopping TV

Shopping-Sender sind heute nicht mehr aus der Fernsehwelt wergzudenken. „Joy“ erzählt auch von deren ersten Schritten. Neil Walker (Bradley Cooper), der Programmchef von QVC, schwärmt der erfinderischen Hausfrau mit leuchtenden Dollarzeichen in den Augen vom Potential dieses Vertriebsweges vor. Auch das ein uramerikanisches Phänomen und eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte.

Auch die Soap Opera an sich spielt in „Joy“ eine tragende Rolle. Das kann man jetzt sehr reflektiert finden, oder einfach nur nostalgisch. Aber es passt ins Konzept und die Zeit. Der leichte, plauderhafte Erzählton von „Joy“, für den ihre Großmutter (Diane Ladd) sorgt, tut ein Übriges. Ein gelungenes Feel Good Movie über eine emanzipierte und starke Frau. Dabei hätte gerade die zerrüttete Familienkonstellation einiges an dramatischem Potential zu bieten. Je länger der Film andauert, desto mehr verwundert es, dass Joy diese maulenden, neidischen und neurotischen Nervensägen weiter erträgt. Aber so ist Familie eben – zumindest in der Filmwelt, in der am Ende doch noch alles gut wird.

Der neue nunmehr dritte gemeinsame Film des „Silver Lining“-Erfolgsteams David O. Russel, Bradley Cooper und Jennifer Lawrence ist unterhaltsam ausgefallen. Das treffende Zeitkolorit und ein gelungener Soundtrack runden die guten Darstellerleistungen zu einer netten Geschichte ab.

Bewertung: 5.5 von 10.

Joy – Alles außer gewöhnlich
OT: Joy
Genre: Komödie, Biopic,
Länge: 124 Minuten, USA, 2015
Regiw: David O. Russel
Schauspiel: Jennifer Lawrence, Isabella Rosselini, Robert DeNiro, Bradley Cooper,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: 20th Century Fox (Disney)
Kinostart: 31.12.2015
DVD- & BD-VÖ: 12.05.2016

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