Es hat lange genug gedauert die Fantastischen Vier zurück ins Marvel Cinematic Universe zu holen. Umso fulminanter scheint „The Fantastic Four: First Steps“ die aktuelle 6. Phase des MCU einzuläuten. Sollte das Publikum tatsächlich wieder Bock auf Superhelden haben? Die retrofuturistische Familienunterhaltung aus dem Hause Marvel weiß sehr zu gefallen.
Auf der Parallel-Erde 828 feiert die Superheldenfamilie „Die Fantastischen Vier“ Helden-Jahrestag und wird von einem TV-Sender in einem Rückblick gewürdigt. Die Forscher Reed Richards (Pedro Pascal) und Susan Storm (Vanessa Kirby), die auch Eheleute sind, brachen mit den Piloten Johnny Storm (Joseph Quinn) und Ben Grimm (Ebon Moss-Bachran) zu einer Weltraum-Mission auf und kehrten mit Strahlenschäden eines kosmischen Sturms zurück.
Daraus erwuchsen den Astronauten Superkräfte. Sue kann sich unsichtbar machen und Kraftfelder aufbauen, Reed ist ein dehnbarer Gummimann, Ben wurde zu einem steinernen, unverwundbaren Kraft-Ding und Johnny zu einer menschlichen Fackel. Gemeinsam beschützen die Fantastischen Vier seither auch den Planeten.
Dann wird Sue unerwartet schwanger und die Freude ist groß, allerdings auch kurz, denn ein quecksilbriges humanoides Wesen auf einem Surfboard taucht auf der Erde auf und kündet deren Untergang an: Galactus, der Weltenverschlinger, ist auf dem Weg um die Erde zu fressen!
Was die Silver Surferin Shalla-Bal (Julia Garner) verkündigt, ergibt für die Fantastischen Vier keinen Sinn. Trotz Sues Schwangerschaft macht sich die Gruppe auf, um Galactus bereits im Weltraum zu stoppen. Das haut ganz und gar nicht hin, doch die Fantastischen Vier bleiben fest entschlossen, die Erde und ihr Kind zu retten.
Auftritt Galactus
Die Historie der Fantastischen Vier lässt sich andernorts ausführlich nachlesen und wird von diversen Kolleg:innen ohnehin enzyklopädisch runtergebetet werden um Kompetenz vorzuschützen. An dieser Stelle nur die Eckdaten: Marvel-Macher Stan Lee als Autor und Jack Kirby als Zeichner erdachten die Fantastic Four anno 1961 als eines der ersten Superhelden-Teams. Lange Zeit waren die nahbaren menschlichen Helden bei der Leserschaft sehr beliebt.

Mit der Hinwendung zur Future Foundation in den Comics ab 2010 verschwanden die FF so ein bisschen aus Zeit und Raum; und aus dem Verlagsprogramm. Parallel dazu hatte es bereits 2005 und 2007 zwei leidlich erfolgreiche Verfilmungen bei Constantin gegeben. 2015 erfolgte dort ein weitere Reboot-Versuch, der irgendwie komplett floppte. Dann erst wurden die Filmrechte von Marvel zurückgekauft und es dauerte weitere Jahre, eine stimmige Story zu entwickeln um die Fantastic Four ins MCU zu überführen. Gespoilerter Hinweis an dieser Stelle: Zuschauer:innen mögen auf die Abspannszene der „Thunderbolts*“ achten.

Bei Reed Richards, der immer als einer der klügsten Köpfe der (Marvel-)Welt gilt, geht es immer um kosmische Physik. Es geht um Quantenportale, Teleportation und parallele Universen. Das hat zweierlei Konsequenzen: Erstens müssen die Super-Bedrohungen entsprechend kosmisch sein. Weshalb „Eternal/New Gods“ Kirby mit Galactus einen kosmischen Antagonisten aus dem Hut zauberte, der nach Lees Meinung auch das Schema des Bösewichts sprengt.
Surf’n’Turf Earth
Zweitens muss sich die Leserschaft wie das Publikum einlassen auf futuristische Forschung und schräge Theorien zu Raum und Zeit. Und so hinreißende Filmszenen wie die Erfindung der Ultraschall-Untersuchung. Im Comic haut die große Physik bei aller Liebe der Macher für Wissensschaft nicht immer gut hin. So auch in „First Steps“. Die Erde wegteleptieren, damit Galactus sie erst in einer Millionen Jahren findet? Wo stand nochmal das andere, das Empfänger-Portal? Auch egal. Spaß macht es auf jeden Fall.
„The Fantastic Four: First Steps“ macht Vieles richtig um die ehemals beliebte Heldentruppe wieder populär zu machen. Humor gab es im MCU bereits bei „Iron-Man“ und bei „Ant-Man“, gelebte Familienwerte bislang noch nicht so. Und auch die Parallel-Erde eröffnet gestalterische Möglichkeiten. Fans kennen das bereits aus dem Spider-Man „Spider-Verse“. Hier nun verfrachten die Setdesigner die Fantastischen Vier in ihre angestammte Zeit-Umgebung aus den 1960er Jahren.
Aber eben auch in eine unterschiedliche Realität mit fantastischen Designs und Objekt-Ideen. Eben retro und futuristisch; und irgendwie auch ein bisschen wie bei den „Jetsons“, die zu ihrer Zeit ebenfalls sehr beliebt waren. Ganz nebenbei: Wer sich an Pixars „The Incredibles“ erinnert fühlt, muss sich nicht wundern, die Fanta Vier waren eine Inspiration für den Animationsspaß. Möglicherweise erinnern die Roboter daher an „Wall.E“, beziehungsweise dessen Look ist ebenfalls retrofuturistisch inspiriert.
Fantastic Five?
Nun ist der Text zum Film doch wieder länger geworden als gedacht. Der Kritiker ist auch Fan und freut sich über die tollen Möglichkeiten modernen Filmemachens und die gelungene Verfilmung. Dabei fällt mir auf, dass Susan Storm erstmals eine angemessen tragende Rolle spielt in dieser Helden-Familie. Das habe ich bei den früheren Verfilmungen nicht so empfunden. Konsequenter Weise ist auch Silver Surfer als Gegenpart eine starke Frau. Und Comic-Fans werden damit leben können, das statt Norrin Radd dessen Frau Shalla-Bal vom Planeten Zenn-La die Rolle der Heroldin ausfüllt.

In den kommenden Tagen werden bei brutstatt.de auch die bisherige „Fantastic Four“-Filme wiedergesehen und vorgestellt. Soviel aber vorab: Vier gewinnt! Der vierte Filmanlauf ist der bislang beste der klassischen Helden-Truppe. Die vielen TV-Serien über die Jahrzehnte lassen ich mal weg.
The Fantastic Four – First Steps“ holt die erste Superheldentruppe der Marvel-Comics zurück ins Rampenlicht. Mit Charme, Humor, Comic-Logic und retro-futuristischer Parallelerde gewinnen Reed und Susam, Ben und Johnny die Sympathien des Publikums. Dabei mögen auch einige Aspekte der Superhelden-Comics auf der Strecke bleiben, was letztlich zu vernachlässigen ist. Alle guten Dinge sind vier.
The Fantastic Four: First Steps
OT: The Fantastic Four: First Steps
Genre: Fantasy, Sci-Fi, Superhelden,
Länge: 115 Minuten, USA, 2025
Regie: Matt Shankman
Schauspiel: Pedro Pascal, Ebon Moss-Bachran, Joseph Quinn, Vanessa Kirby,
FSK: ab 12 Jahren
Verleih: Walt Disney Company, Marvel
Kinostart: 24.07.2025