Der titelgebende Wilhelm Tell ist ein legendärer schweizer Freiheitskämpfer. Der historischen Figur wurde von „Sturm und Drang“-Dichter Friedrich Schiller ein dramatisches Denkmal gesetzt. Der Tell kam bereits mehrfach zu Film- und Serienehren. Nun aber hat Regisseur Nick Hamm die Story für ein junges Publikum fantasy-mäßig aufgepimpt. Zu sehen im Kino ab dem 19. Juni 2025.
Der ehemalige Kreuzritter Wilhelm Tell (Claes Bang) lebt ein bescheidenes Leben als Familienvater und Bergbauer in der Schweiz. Das Herrschergeschlecht der Habsburger, die in der österreichischen Nachbarschaft residieren, führen ein hartes Regiment und verlangen hohe Abgaben.
König Albrecht (Ben Kingsley) will seine Macht ausweiten und unter den schweizer Adeligen macht sich Unmut breit. Auch der alternde Graf Rudenz (Jonathan Price) spielt mit dem Gedanken des Widerstands. Dann sucht der Stadthalter Gessler (Connor Swindells) einen fliehenden Mörder. Doch jener Baumgarten hat die Schändung seiner Frau durch Habsburger Soldaten gerächt. Tell hilft dem Flüchtenden und man kommt bei Rudenz unter. Doch Gessler gibt keine Ruhe und piesackt die Schweizer mit weiteren absurden Verboten.
„Gott hat uns vergessen.“
Die Geschichte von Wilhelm Tell ist stattsam bekannt und bei Wikipedia nachzulesen. Oder eben bei Schiller. Auch gibt es, seit 1923 Hans Marr in die Rolle des Tell und Conrad Veit in die des Gessler schlüpften, etliche filmische Annäherungen an den Nationalmythos und das Theaterstück um den Helden, der seinem Sohn einen Apfel vom Kopf schießen muss.
Nick Hamm inszeniert die Geschichte sehr frei und stilisiert Tell in Ridley Scottscher „Robin Hood“- Manier als Kreuzritter, dessen Gerechtigkeitsempfinden ihn zum Revoluzzer macht. Dabei sind die Schauwerte des in Tirol (?) gedrehten Historien-Epos durchaus opulent. Kostüme und Kulissen wissen zu gefallen. Ob das Publikum sich mit dem aufgewühlt maritim wirkenden Bergsee anfreunden kann, sei mal dahingestellt. Ein fantastisches Spektakel ist auf jeden Fall garantiert, auch wenn „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ jüngst eine schlankere Figur machte.
Nick Hamms Version von Schillers Drama und dem realen Schweizer Freiheitskampf ist optisch und dramaturgisch irgendwo zwischen „Game of Thrones“ und „Herr der Ringe“ angesiedelt., Es würde nicht verwundern, sollten Drachen aus dem Bergsee aufsteigen. Passiert aber nicht. Stattdessen wird solide ausgestattet und inszeniert, quasi zeitgemäß. Fortsetzungsmöglicheit inklusive. Kann mensch machen, kann mensch gucken.
Wilhelm Tell
OT: Wilhelm Tell
Genre: Drama, Fantasy
Länge: 133 Minuten,
Regie: Nick Hamm
Schauspiel: Claes Bang, Ben Kingsley, Connor Swindells
FSK: Ab 16 Jahren
Verleih: Square One / Constantin
Kinostart: 19.06.2025