Mardock Scramble: The First Kompression: Ich sehe gelbe Mäuse

Aus dem Archiv in den #Anijanuar: „Mardock Scramble – The First Compression“ von 2010. In der futuristischen Welt von Mardock City ist das Leben hart und auch die minderjährige Prostituierte Rune Balot schlägt sich gerade so durch. Das Anime kommt ausnahmsweise nicht als Serie, sondern als Filmtrilogie: „First Kompression“ bildet den Auftakt. So richtig überzeugend ist die negative Utopie allerdings nicht.

Rune Balot, eine junge Prostituierte lernt den Casino-Manager Shell kennen, der sie aus dem Elend holt. Allerdings entpuppt sich der der neue Lover als Killer, der seine Geliebten in Diamanten für seine Ringe verwandeln will. So auch Rune, doch Doctor Easter und sein mausgestaltiger Partner entreißen die junge Frau ihrem Schicksal.

Jedenfalls beinahe: Rune ist fast tot und stimmt in ihrem Unterbewusstsein dem Scramble-Programm zu, woraufhin sie zu einem Cyborg gemacht wird, damit sie zu einer Art Kronzeugin werden kann, sobald sie wieder unter den Lebenden weilt. Shell und seiner kriminellen Organisation passt das überhaupt nicht in den Plan und er versucht Rune aus dem Weg zu räumen.

Frauen als Schmuck

„Mardock Scramble: First Kompression“ basiert auf dem ersten Teil der erfolgreichen Science-Fiction Buch-Trilogie „Mardock Scramble“ von Tow Ubukata, die vor einigen Jahren auch hierzulande erschien. In Japan wurde aus den preisgekrönten Romanen auch eine sehr erfolgreiche Manga-Serie gemacht. Eigentlich sollte auch das Anime eine Serie werden und das bekannte Studio Gonzo wollte den Job übernehmen. Letztlich hat das Go Hands Studio nun eine Filmtrilogie in Arbeit. Während hierzulande der erste Teil erscheint, ist in Japan gerade Teil zwei in den Kinos angelaufen. Die Regie übernahm Susumo Kudo. Inzwischen ist die gesamte Trilogie bei Leonine als Box erhätlich.

Aber nun endlich genug der Hintergrund-Infos und hinein ins Filmgeschehen. Ein Werk, auch eine Adaption, sollte eigentlich immer für sich selbst stehen, doch „Mardock Scramble: First Kompression“ macht dem unbedarften Zuschauer den Einstieg nicht leicht. Es geht zwar gleich richtig los, aber bevor man sich orientiert hat und in der nicht gerade einfachen Welt von Mardock City einigermaßen auskennt, dauert es schon eine Weile. Doch das ist vor allem eine japanische Eigenart.

Die Hintergrundstory wird nämlich erst nach und nach ein wenig aufgerollt. Der Fokus liegt also ganz auf dem harten Schicksal der jungen Rune. Die hat in ihrem jungen Leben früh sexuellen Missbrauch erfahren und in dem Anime geht es auch einigermaßen zur Sache. Auch mit slashermäßiger Gewalt geizt „First Kompression“ nicht gerade, wenn es in der zweiten Filmhälfte mal eskaliert. Das alles spricht die potentielle Zielgruppe an, ist als erwachsene Anime-Unterhaltung absolut in Ordnung und weiß auch zu überzeugen.

Cyborg oder Tod?

Allein, es gibt filmische Defizite, die schon Einiges an Potential verspielen. Das Erzähltempo der Geschichte wirkt unausgegoren: nach etwas lahmen Beginn geht plötzlich alles ruckzuck. Das Drehbuch hat ebenfalls so seine Tücken: Während die Dialoge sich auch gerne mal stumpf wiederholen, was allerdings auch an der Synchro liegen kann, liegt der thematische Schwerpunkt doch extrem stark auf der sexuellen Ausbeutung und dem Missbrauch. Dadurch treten alle anderen Aspekte dieser Zukunftsvision zu stark in den Hintergrund. Um zu erzählen, wie junge Frauen ausgebeutet werden, braucht es weder eine Science-Fiction-Umgebung noch plakativ sexbesessene Kriminelle.

Die Charaktere in „Mardock Scramble – The First Compression“ bleiben bis auf Rune Balot relativ blass, und die seltsam symbiontische Partnerschaft zu dem Ermittler in Mausgestalt mutet ein wenig oberflächlich an. Der künstliche Organismus, der sich am liebsten als neongelbe Maus zeigt, wurde ehemals als Kriegswaffe entwickelt und hat nun den Komplex, seine gesellschaftliche Nützlichkeit beweisen zu müssen, da er ansonsten vernichtet würde. Ja, es ist schon eine undurchsichtige Sache in Mardock City. Und ohne zu spoilern, für das Ende gibt es Punktabzug, so etwas tut man einfach nicht.

Es hätte so schön sein können: Der Auftakt der Anime-Trilogie „Mardock Scramble“ verschenkt einiges an Potential, sorgt aber dennoch für visuell ansprechende Unterhaltung. Leider nur für Genre-Fans zu empfehlen.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Mardock Scramble – The First Compression
OT: Marudukku sukuranburu: Asshuku
Genre: Anime, Science- Fiction, Thriller
Länge: 69 Minuten, J, 2010
Regie: Susumo Kudo
Vorlage: gleichnamiger Roman von Tow Ubukata
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Leonine (Vormals Universum Anime)
DVD-VÖ Einzeln: 02.12.2011
DVD-VÖ-Trilogie: 23.03.2018