In der Raum-Zeit kommt es immer wieder zu Brüchen, Pausen und Auslassungen. Und dann ist das neue Jahrtausend auch schon wieder fast ein Viertel Jahrhundert alt. Brutstatt.de hat sich über den Jahreswechsel eine Auszeit genommen und setzt das Tun nun fort. Folglich: Umgang mit Lücken ohne Künstliche Intelligenz.
Zweierlei musikalische Mantras bestimmen das Schaffen: Attwenger „Es gibt Wiederholungen“ und Turbostaat „Du sollst mich nicht Roboter nennen“. Zwischenbericht.
Kontinuum: Arbeit
KI, künstliche Intelligenz, – oder AI (Artificial Intelligence) – ließe sich füttern, programmieren mit brutstatt um brutstatt zu produzieren. Dann wäre tagesaktuell, was sich im festgelegten Programmrahmen tut. Und Turbostaat dichteten in „Nach fest kommt ab“ bereits sinnig: „Aber eines ertrage ich nicht: Du sollst mich nicht Roboter nennen.“. So fehlen im Jetzt Welten und Vorstellungen beachtlicher Werke, die im Pausenraum der Erkenntnis am Jahresende lagern und nun schon manifestiert sind.
Worte darüber zu verlieren oder dazu zu finden scheint obsolet. Wäre da nicht die seltsame Langzeitbetrachtung. So die Statistik der Zugriffe auf die Brutstätte. Nur selten und in Blockbuster-Fallen schert sich die geneigte Leserschaft um neue Texte zu aktuellen Werken. Sollte solcherlei später auf Sendern strahlen, ist der Zulauf spürbarer. Andersherum kommen regelmäßige Flaneure an die Startrampe um zu sehen, was es Neues gibt. Oder guckt die Neugier nach der Kritik nochmal im Inhaltsverzeichnis herum?
Kontinuum: Text
Der Text schreibt sich nicht von allein. Aber: Der Text will, was der Text will. Das gilt auch für Gebrauchsprosa wie Besprechungen von Pop- und Kulturgütern. Mag sein, dass es da klare Strukturen gibt und klare Kriterien, aber die Rezension ist auch und vor allem ein eigenständiger Text, der freilich auf einem anderen Werk aufbaut. Vom Start weg galoppiert es bisweilen in eigene Richtungen und schert sich wenig um Form und Funktion der Kritik. Es mag lesbar sein und in sich sinnstiftend, wenn auch nur für den Wortschmied.
Dergestalt präsentiert sich immer wieder die alte Leier der rechten Schreibung. Die ist dem Texter durchaus geläufig und auch reformiert bekannt. Nur die Korrektur fällst bisweilen der Autokorrektur zum Opfer. Nicht nur der maschinellen, sondern auch der menschlichen. Betriebsblindheit. Nochmal drüber lesen in der festen Gewissheit dort stünde, was dort stehen soll. Dieser brutstatt-bug ist so ärgerlich wie immanent. Weiter treibt nur die Zuversicht das der Sinn sich bestenfalls versteckt nicht aber entrückt. Auf, zu neuen Bildern und Tönen.
Kontinuum: Lichtblick
Zur Betrachtung des Kommenden lohnt auch ein Blick auf das Gewesene. Was da an schönen Tönen und bunten Bildern kommen mag, wird freudig erwartet. Was da im abgerissenen Jahr vorstellig wurde, war nicht nur mengenmäßig enorm und soll rekapituliert werden. Listen von Lieblingen gepresst wie ein Herbarium des verblühten Kalendariums. Teilabbildungen des Kreativen, allesamt längst nicht mehr einem geschmacklichen Konsensus oder einem Kanon verpflichtet, ist der Hauptstrom längst im Delta angekommen und ergießt sich in ein Meer aus Treibgut, das niemand zu überblicken in der Lage ist. Alles subjektiv, alles diskutabel, alles Moment-Aufnahme.
Kontinuum: Balance
Das Verfahren ist verfahren, wird sich aber behelfen: entgegen dem Trend zur Aktualität mit Einsprengseln bereits überschrittener Veröffentlichungsdaten (gerade im Leinwand-Abteil). Der stete Arbeitsfluss bleibt, doch bisweilen müssen die Kanäle und Flussbetten gereinigt werden. Schöner Texten ohne KI. Auch ohne Reklame. „All das ertrage ich. Aber eines ertrage ich nicht: Du sollst mich nicht Roboter nennen.“ Die Bezeichnung „Roboter“, die heute Maschinen bezeichnet, welche wiederkehrende Arbeiten verrichten, stammt vom tschechischen Schriftsteller Karel Čapek. Wer sich der KI verweigert ist zwar frei, ergeht sich dennoch in Wiederholungen. Und Variationen. Einige nennen das Leben.
Kontinuum: Leben
Bisweilen in der eigenen Geworfenheit gefangen. Verwundert, welche Impulse der stetigen Befeuerung der Neuronen tatsächlich die Firewall knacken und Ankommen im Bewusstsein. Exorzismen und lustvolle Literaturen reformistischer Wellen stellen Glaubensfragen neu, die der Punk in mir längst negiert hatte. Dabei wäre tröstlich eine Weltseele oder energetische Metapräsenz zu haben; Kontinuum: Peace, Love and universal Understanding. An Neuwahlen glaubt der Anarcho in mir ebenso wenig wie an den gesunden Menschenverstand, der täglich, stündlich, sekündlich mit Füßen getreten wird. Rund um den Globus, der uns beherbergt, bis der Herbergsvater mahnt: „Lasst das sein, Kinder.“
Stattdessen Wiederholungen. Energetische Ordnungszustände allerorten unkontrolliert. Muss da Ordnung in das Chaos, oder Chaos in die Ordnung? In tiefer Trauer; annähern konstant. Das muss anders. Das muss weg. Seht euch um: Krieg, Leid, Terror – ein Kontinuum.
Ich bin Charlie – immer noch, immer wieder.