Seit 2017 ist in der österreichischen Hauptstadt Wien ein Rudel Wölfe eingesperrt, das nun auf Tape Capitol Records unbändig in die Freiheit drängt. Der Weg geht durch die Wüste und so ist „A Desert’s Tale“ in seinen 48 Minuten Spielzeit auch recht drängend ausgefallen. Caged Wolves machen schwer rockenden gelegentlich düster progressiven Heavy Sound und haben just am 8. November 2024 ihr Debütalbum veröffentlicht.
Wer schon mal im Zoo verhaltensgestört umhertigernde Großkatzen beobachtet hat, kann sich vorstellen, dass der Bandname „Caged Wolves“ ein gewisses Aggressionspotential vermittelt. Auch und gerade weil der Wolf einerseits ein Herdentier – also sehr sozial – ist, andererseits erheblichen Auslauf braucht. Beides findet sich in dem bisweilen ausufernd zelebrierten Heavy Rock der Band wieder. Und letztlich sind Kojoten auch nur die Überseevariante des Wolfs.
Der Albumtitel „A Deserts Tale“ legt einerseits nahe, dass es hier möglicherweise Wüstenrock zu hören gäbe, andererseits scheint es nicht um eine bestimmte Wüste zu gehen, sondern um die Wüste an sich (Wikipedia wie der schreibende Geograph wissen dazu Etliches). Wer dann noch die Covergestaltung bedenkt mit dem schädelartigen Motiv, das an alte Maya-Kulturen, eventuell sogar an den Wettergott Chaak, gemahnt und das sogenannte „Dritte Auge“ geöffnet hat, das metaphysische Erleuchtung symbolisiert, der hat einen ordentlichen Assoziationsraum für die Musik der Caged Wolves.
„Als Wüste werden die vegetationslosen oder vegetationsarmen Gebiete der Erde bezeichnet.“ (Wikipedia)
Das Quartett besteht aus Branko Djukic, Chris (cián) Simon, Christian Sorko, Manuel Vlasic, wobei ich ehrlich gesagt auch zu faul bin lange zu recherchieren, wer da welches Instrument bedient. Herr Djukic zumindest betreibt auch das Label Tape Capitol Records, weshalb „A Deserts Tale“ in meinem kleinen Kosmos als Eigenvertreib durchgeht. DIY ist immer löblich. Gesanglich höre ich gelegentlich mehrere Stimmen heraus und auf der Webseite der Band steht, dass Basser Christian Sorko den Gutteil des Gesangs übernimmt.
Auch weist die Band auf Live-Aktivitäten hin, die beispielsweise mit den österreichischen Spezis von Pyramid oder CADÛ auf die Bühnen gebracht wurden. Aktuell steht die VVinyl Release APrty am 15. November 2024 auf dem Plan. Wer dies liest und in der Gegend ist, sollte mitfeiern, sofern die Mukke reizt. Mag sein, dass „A Deserts Tale“ so etwas wie ein Konzept-Album ist, aber wenn das in der Review durchscheinen soll, dann doch bitte auch die lyrischen Ergüsse mitabliefern.
Sicherlich ist ein thematischer Faden zu erkennen, der titelmäßig nahegelegt wird und mit dem In- & Outro „Dusk“ und „Dawn“, die faktisch eine Komposition sind, die am Album-Ende so etwas wie eine Endlosschleife bilden soll, was konzeptionell passt, aber soundtechnisch für mich ebensowenig hinhaut wie auf Vinyl sinnstiftend scheint. Gleichwohl gehen alle Songs mehr oder wenige fließend in einander über und so entsteht schon ein sehr gelungenes Heavy Prog Album, dass soundtechnisch definitiv überzeugt.
Der Schatz der Sierra Madre
„Lost in the Desert“ eröffnet den Liederreigen mit atmosphärischen Gitarrenintro und knalligem Riffrock, der durchaus Stoner Qualitäten hat, der Gesang allerdings kommt melodiös und heavyrockiger daher. Es folgen ein verhaltener Teil, eine kurze Eruption und wieder keyboardartiges driften ins Gitarrensolo und zum Ende zieht das Tempo wieder an. Ebenso wie das später noch folgende „Call of the Void“ wurde auch „Lost in the Desert“ bereits 2019 als digitale Live EP veröffentlicht. Die aktuellen LP-Versionen unterscheiden sich aber und sind zudem kürzer, knackiger und geiler produziert.
„Eleutheromania“ beginnt melodisch und getragen, dauert ohnehin „nur“ fünf Minuten und vertont einen fanatischen Freiheitsdrang. Der wird in der zweiten Songhälfte immanent und rennt sich frei. Die „Laguna“ verspricht zwar Rast und kühles Nass, aber die Stimmung in den Siebenminüter ist auch bedrohlich wie am einigen Wasserloch der Umgegend zu erwarten ist, wo sich Fraßfeinde auf eine Angriffsruhe geeinigt haben. im letzten Lieddrittel geht es wieder ab und fügt sich so in das bevorzugte Songformat der Caged Wolves. Eventuell wäre der Song stärker gewesen, wenn das Quartett in der elegischen Stimmung geblieben wären. Aber was weiß ich schon.
Götter und Opfer
„The Lost Tale“ ist dann eine Spoken Word Einlage mit unterliegenden Drones, in der ein bisschen von der Konzeptstory ausgepackt wird. Musikalisch ist das wenig mehr als das Intro zum folgenden „Call oft he Void“. Hier kommen schwere doomig verzerrte Basssounds auf die Hörerschaft zu und nach einer Minute sägt sich eine Gitarre ins Gehör. Das groovt schon sehr schön deftig. Mir persönlich sind die garstigen Gitarrensounds in der zweiten Hälfte etwas zu ausufernd und auch etwas zu kälteklirrend.
Nahtlos tritt die Maya-Gottheit „Chaak“ ins fahle Rampenlicht und entfacht einen Riffwirbel. Distanzierte Stimmen mögen ein Ritual einleiten, songmittig wird die Spannung gesteigert und es mag auf ein seinerzeit übliches Menschenopfer zugehen. Die Schreie des Entsetzens hallen nach während der Freiheitsdrang der Wüstensage das Weite sucht. und Outro „Dawn“.
Was für ein Marsch durch die Wüste. Sicherlich sind mir etliche Aspekte entgangen, sowohl textlich als auch musikalisch, aber die Album-Vision von Caged Wolves aus Wien steht klar am kalten nächtlichen Wüstenhimmel. Jenseits der Chihuahua-Wüste liegt das Neue. „A Deserts Tale“ ist ein starkes Album mit klarem eigenen Sound von hoffnungsvollen Heavy Rock Band. Gerne mal auf der Bühne abfeiern.
Album-Wertung: (8 / 10)
Caged Wolves – A Deserts Tale
Genre: Heavy Rock, Progressive Rock,
Länge: 48 Minuten, 8 Songs, A, 2024
Interpret: CAged Wolvers
Label: Tape Capitol Music
Format: Vinyl, Digital
VÖ: 08.11.2024
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