Psychedelische Stoner Rock Sounds aus Nürnberg bietet das Trio Pyramid auf seinem zweiten Album „Beyond Borders of Time“. Veröffentlicht wird der Longplayer beim italienischen Label Subsound Records als limitierte Vinylauflage und ansonsten digital. Also ohne langes Intro ran an den Tonträger, immerhin hat die Zeit Grenzen.
Wobei…als Filmkritiker fällt mit bei „Die Grenzen der Zeit“ als erstes der Doku-Spielfilm über Caspar David Friedrich von Filmmacher Peter Schamoni ein, der 1986 erschien. C. D. Friedrich wird in Hamburg ja gerade mit eine Werkschau gewürdigt und die Malerei der Romantik scheint dem aktuellen Deutschland die Heimatgefühle erblühen zu lassen. Mit all dem haben Pyramid aus Nürnberg herzlich wenig am Hut.
Vielmehr mag hinter dem Bandnamen ein gewissen Übersinnliches oder archäologisches Interesse stecken. Hinter dem kryptischen Albumtitel „Beyond Borders of Time“ möglicherweise ein Konzept. Das Debütalbum „Mind Maze“ von 2019 versprach noch das musikalische Äquivalent eines labyrinthischen Geistes oder des Labyrinths der Gedanken.
Gleichviel, die Band besteht in ihrem Kern bereits seit 2014, aber beizeiten (vor der ersten Bandveröffentlichung) wurde ein Wechsel am Schlagzeug notwendig, der nach Bandaussagen auch für eine musikalische Öffnung und die Richtung des aktuellen Musizierens maßgeblich war. Geboten wird auf „Beyond Borders of Time“ Psychedelic Rock, der selten genug die Keule auspackt und in Stoner-Gefilde übergeht. Gelegentlich wird das Tempo mal angehoben, aber weitgehend bewegen sich die meist etwa sechs-bis siebenminütigen Songs im getragenen Tempobereich. Dort, wo Gitarre und Synthie noch mäandernder Akzente setzen können und ihre Wirkung noch nicht im verzerrten Riff liegt.
Weder Strahlen-Therapie noch Orgon-Akkumulator
Eröffnet wird „Beyond Borders of Time“ von „The Medicine Man“. Gemächlich kommen Pyramid ins Rollen, packen nach ’ner Minute das instrumentale Äquivalent eines Refrains aus und rollen stetig weiter. Bis zur Songhälfte nimmt die Intensität langsam zu. Dann kommt eine flötende Melodieführung dazu, die mit der mantraartigen Gitarre um die Wette säuselt. Auch hier zieht die Intensität wieder leicht an.
Das folgende „Sunbeam“ war zusammen mit „Krypta“ bereits als Doppelsingle ausgekoppelt. Der Song beginnt im soliden Midtempo und packt sein Gitarrenmotiv nach einem kurzen Intro aufs Parkett. Das Lick sonnt sich in dem Strahlen bis dann Wolken aufziehen, zischelnde Becken läuten eine Tempoverschärfung ein und gegen Ende eskaliert der wilde Surf auf dem Sunbeam.
„Fainting“ beschließt die A-Seite des Vinyls. Es geht deutlich düsterer und schwerer zu. Die Dringlichkeit ist früher da als in den vorangegangenen Songs. nach einem guten Drittel übernimmt dann mal der Bass die Führung und wieder schließen sich weitere Songteile an.
Mein Zwischenfazit fällt ein wenig zwiespältig aus. Grundsätzlich mag ich die Art von Musik. Auch das Instrumentale hat seine Momente, aber mit den Songstrukturen hadere ich dann doch etwas. Zu wenig Abwechslung, zu wenig Temopwechsel, zu mantraartiges Ausbreiten der Melodien und Licks, ohne das eine wirklich wuchtige Katharsis erfolgt, wie das im konsequenten Stoner Rock wohl der Fall wäre.
Während meine Gitarre leise weint
Das zweiminütige „Petrichor“ eröffnet die zweite Seite und gefällt mit raumfüllenden, halligen Gitarrentönen, auch wenn das Tempo wieder im unteren Drehzahlbereich bleibt. Der gläserne Gitarrensound bleibt auch im folgenden Song erhalten. „Solar Flare“ schließt sich in Komposition und Struktur nahtlos an die anderen Songs an. Mit einer Pyramide verbinde ich eigentlich auch etwas Monumentales, Überwältigendes. Aber das Trio scheint sich eher im verwinkelten Inneren des Grabbaus wohlzufühlen.
„Krypta“ ist nur 4 Minuten lang, rockt aber endlich mal. Hier geht die Rhythmustruppe mal steil und die Gitarre kommt bissiger rüber. Fast möchte ich rufen: „Geht doch!“ Dann ist auch schon wieder vorbei. Abschließend macht ausgerechnet der „Prototype“ das Ende klar. Wieder ein ruhiger Anfang, der sich atmosphärisch steigert und zur Mitte hin dann mit einem weiteren Teil aufwartet, der den Song und das Album dann zum Ende begleitet.
Der Sound von „beyond Borders of Time“ ist ansprechend und auch die instrumentalen Fertigkeiten sind bei Pyramid vorhanden, aber über Albumlänge sind mir die Songs und Sounds zu gleichförmig. Mag sein, dass das Methode hat, aber angesichts der nicht eben kleinen Instrumentalen und psychedelischen Underground-Gemeinde ist die Konkurrenz in dem Bereich ganz erheblich und Pyramid kommen selten einmal aus dem Genre-Üblichen heraus.
Album-Wertung: (6 / 10)
Pyramid – Beyond Borders of Time
Genre: Psychedelic Rock,
Länge: 39 Minuten, 7 Songs, D, 2024
Interpret: Pyramid
Label: Subsound Records
Format: Digital, Vinyl (Schwarz & Orange Splatter; limitert auf 200 Stk.)
VÖ: 22.03.2024
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